Die Bartels Bühne Flammersfeld macht aus der Not eine Tugend und bringt einfach Zwei-Personen-Stücke auf die Bühne
Das Jahr 2021 im AK-Land: Eine Premiere der Bartels Bühne Flammersfeld trotz Pandemie
Felix Braun und Annegret Spies begeisterten in dem Stück „I am what I am“ ihr Publikum. Es war das zweite Stück für nur zwei Personen, das die Bartels Bühne dank der kleinen Besetzung auch in Corona-Zeiten proben konnte.
Beate Christ

In Pandemiezeiten ein neues Theaterstück auf die Bühne zu bringen, erscheint fast unmöglich. Der Bartels Bühne aus Flammersfeld ist aber genau das gelungen. Sogar zweimal hob sich in diesem Jahr der Vorhang für eine Premiere: „Ente, Tod und Tulpe“ hieß das erste Stück, mit dem die Laienschauspieler ihre Zuschauer berührten, mit „I am what I am“ feierten die Männer und Frauen rund um ihre Vorsitzende Annegret Spies gleich den zweiten Erfolg in diesem Jahr.

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Felix Braun und Annegret Spies begeisterten in dem Stück „I am what I am“ ihr Publikum. Es war das zweite Stück für nur zwei Personen, das die Bartels Bühne dank der kleinen Besetzung auch in Corona-Zeiten proben konnte.
Beate Christ

Das hätte sich die Theaterspielgemeinschaft zu Beginn der Pandemie wahrscheinlich nicht träumen lassen. Im Frühjahr 2020 konnten sich die Bartels-Schauspieler nämlich über viele neue Kinder freuen, die alle einmal ein wenig Theaterluft schnuppern wollten. Und es begannen die Proben für das Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“, das in Flammersfeld auf der Freilichtbühne aufgeführt werden sollte. Auch das Winterstück „Der kleine Lord“ mit dem die erwachsenen Schauspieler auf Weihnachtstour gehen wollten, stand schon. Und dann kam der erste Lockdown. Die Kostüme, die auf drei prall gefüllten Kleiderständern darauf warteten, angezogen zu werden, mussten wieder eingemottet werden.

Pause war angesagt. „Wir haben nicht geahnt, dass so lange nichts stattfinden kann“, erinnert sich Annegret Spies. Doch die Pause hielt an. So lange, bis der „Kleine Lord“, der von der Kindergruppe in die Erwachsenengruppe wechseln wollte, viel zu groß für seine Rolle war. „Auch die Kinder wollten mittlerweile das Märchen nicht mehr spielen“, berichtet Annegret Spies. Sie waren mittlerweile fast zwei Jahre älter geworden und kaum noch wiederzuerkennen.

Doch irgendwie musste es doch weitergehen mit der Bartels Bühne. Die Kosten für die Miete der Vereinsunterkunft und Versicherungen liefen ja weiter. Und: „Wir wollten ja gerne präsent sein und nicht vergessen werden. Uns war es auch ein Wunsch, den Menschen in diesen schweren Zeiten mal einen schönen Abend zu bescheren.“

Und so entstand die Idee, „Ente, Tod und Tulpe“ auf die Bühne zu bringen. Dieses Zwei-Personen-Stück lag schon länger in der Schublade von Annegret Spies und sollte eigentlich irgendwann mal nebenher laufen. Genau das stellte sich in dieser Situation als Glücksfall heraus. Mit gerade mal zwei Personen proben – das geht auch in Pandemiezeiten. „Wir können proben und das Stück abrufen, sobald wieder Veranstaltungen möglich sind“, dachte sich Spies. Zudem passt, wie sie versichert, die Requisite für dieses Stück in nur einen Kofferraum. Normalerweise sind die Aktiven vor und hinter den Kulissen mit einem Hänger und mindestens drei Autos unterwegs.

In Silke Düngen fand sie ihre Mitspielerin. Der Vorstand des Theatervereins war begeistert, und eigentlich sollte die Premiere im November 2020 stattfinden. Doch schon wieder funkte Corona dazwischen, und so hob sich dann im Frühjahr 2021 erstmalig der Vorhang. Die Sorge, die Zuschauer in Pandemiezeiten auch noch mit den Themen Tod und Sterben zu konfrontieren, erwies sich als völlig unbegründet. Eine große Nachfrage für mögliche Zusatzveranstaltungen folgte.

Und auch mit dem zweiten Stück „I am what I am“, das schon seit neun Jahren bei Annegret Spies in der Warteschleife kreiste, hatte die Bartels Bühne den Geschmack ihres Publikums getroffen. Auch dieses Zwei-Personen-Stück rührt an ein Tabu: die eingeschränkten Rechte schwuler Männer. Und auch für diese Aufführung heimste sich die Bartels Bühne an den verschiedensten Spielorten jede Menge Beifall ein. „Unser Publikum weiß, dass wir nicht nur Schenkelklopfer spielen“, sagt Annegret Spies. Die Flammersfelder Schauspieler seien eben auch bekannt für gesellschaftskritische Komödien und dass sie hier und da auch mal gerne zum Nachdenken anregen.

„Uns hat es jedenfalls richtig gut getan, wieder auf der Bühne zu stehen“, sagt die passionierte Schauspielerin. Dass in einem Jahr nun zwei tief greifende Stücke, die aber nicht ohne eine Prise Humor daherkommen, aufgeführt wurden, sei dem Zufall geschuldet. Und für die Theatergemeinschaft waren sie der Rettungsanker.

Kontakt gehalten haben die Männer, Frauen und Kinder übrigens regelmäßig via E-Mails und ihrer vereinseigenen Zeitung „Abgeschminkt“. Hier und da waren sogar einige Seminare möglich. Und: „Bislang haben wir jedes Stück gefilmt. So konnten wir uns im kleinen, möglichen Rahmen in unserem ,Bartels-Bühnen-Kino' die Aufführungen anschauen“, verrät Annegret Spies. Mit kleinen Ereignissen sei es eben gelungen, Kontakt zu halten und vom Theater zu träumen. Ein bisschen Sorge hatte Spies schon, dass beispielsweise einige Kinder und neue Talente die Lust verlieren könnten. Doch das sei zum Glück noch nicht geschehen. „Bis jetzt freuen sich alle auf einen Anfang im neuen Jahr“, sagt sie.

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