57 Zweiradfans aus dem Westerwald und aus dem Kölner Raum machten Tour auf Sardinien
Dank 57 Zweiradfans aus dem Westerwald: Biker spenden über 11.000 Euro an Hilfsbedürftige
Weil es so viele Kurven auf Sardinien gibt, ist die italienische Insel laut Rudolf Ratz ein „Paradies für Motorradfahrer.“ Das Bild, das von der Helmkamera einer Beifahrerin aufgenommen wurde, beweist dies.
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Schon seit einer Dekade treffen sich Rudolf Ratz (57) und Gerd Mudersbach (63) aus Emmerzhausen gemeinsam mit Freunden aus dem Westerwald und dem Kölner Raum zu sogenannten Motorradhoffnungstouren. Die Anmeldegebühren kommen dabei wohltätigen Organisationen als Spende zugute. Handelte es sich bei den bisherigen Touren noch um Wochenendtrips innerhalb Deutschlands, verschlug es die Biker bei der diesjährigen Jubiläumstour nach „Bella Italia“.

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Rudolf Ratz (2. von links) und Gerd Mudersbach (6. von links) überreichen dem Burbacher Kinderzuhause den Scheck.
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57 Motorradenthusiasten befuhren Ende Oktober eine Woche lang auf 39 heißen Öfen die heißen Straßen Sardiniens. Und das Genialste: Bei der Tour sind über 11.000 Euro Spendengelder zusammengekommen, die die Biker in Gänze für hilfsbedürftige Kinder spendeten: 4000 Euro gingen ans Kinderhospiz Olpe, 7000 Euro ans Kinderzuhause Burbach. Eine Weihnachtsgeschichte, wie sie im Buche steht. Aber der Reihe nach.

Ratz kommt ursprünglich aus „der Kölner Ecke“ und arbeitet hauptberuflich als Chemikant bei BASF in Hürth. Als Nebenerwerb betreibt er in Emmerzhausen aber zudem seine eigene kleine Firma, die sich auf den Lkw-Motorradtransport spezialisiert hat: Bike ShuttleTeam.

Und so war es für ihn und seine Frau im Herbst ein Leichtes, die insgesamt 39 Maschinen mit seinem Lkw von Emmerzhausen zum Hotel nach Santa Maria Navarrese auf Sardinien zu transportieren. „In Livorno sind wir mit der Fähre übergesetzt nach Olbia“, so Ratz. „Das ging alles ohne Probleme.“ Der Rest der Bikerhorde kam dann mit dem Flugzeug nachgereist.

Motorradtour wie in “Easy Rider"

Die Truppe war bunt gemischt, bestand aus Männern und Frauen, aus „jungen Wilden“ und etwas betagteren Motorradfans. Mit dabei natürlich auch Mudersbach, der nach einer erfolgreichen Karriere bei der Bundespolizei inzwischen im wohlverdienten Ruhestand ist. Er ging mit seiner BMW GS 600 an den Start. „Eigentlich war ich gar nicht so der Motorradfan“, erinnert er sich 30 Jahre zurück. „Aber meine Brüder hatten dann plötzlich jeweils eine eigene Maschine. Und so bin ich dann auch dazu gekommen.“

Auf Sardinien, so Mudersbach, habe man sich Tag für Tag ein schönes Ziel ausgeguckt – und nach einem üppigen Frühstück sei man in vier Gruppen dahin aufgebrochen. Mit einem Augenzwinkern nennt Ratz die unerfahrenste Gruppe „die Blümchenpflücker“.

Neben dieser Anfängergruppe habe es zwei fortgeschrittenere Gruppen gegeben, „und schließlich die Truppe, die sämtliche Geschwindigkeiten ausreizen möchte“, lacht Ratz, der bereits seit 40 Jahren Motorrad fährt und mit einer Triumph Tiger Explorer 1200 an den Start gegangen ist. „Aber Spaß beiseite: Bei uns kann jeder mitfahren – vom 125er-Fahrer bis zum Rennmaschinenfan!“

Weil es so viele Kurven auf Sardinien gibt, ist die italienische Insel laut Rudolf Ratz ein „Paradies für Motorradfahrer.“ Das Bild, das von der Helmkamera einer Beifahrerin aufgenommen wurde, beweist dies.
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Und wer genau war bei dieser besonderen Inseltour mit an den Start gegangen? „Das waren fast alles Wiederholungstäter“, sagt Ratz. „Freunde, Bekannte. Wir haben inzwischen eine Stammmannschaft, die bei fast allen Touren dabei ist.“

Vorstellen kann man sich die Motorradtour auf Sardinien wie eine Szene aus dem Kultfilm „Easy Rider“, bloß mit deutlich mehr Bikern – und ohne den Steppenwolf-Hit „Born to be wild“ auf den Ohren. Ratz erklärt: „Sardinien besteht nämlich fast nur aus Kurven. Ein Paradies für Motorradfahrer. Aber mit Musik auf den Ohren ist das ziemlich gefährlich, das lenkt ab. Das kann man vielleicht in Amerika machen, wo es teilweise meilenweit keine einzige Kurve gibt.“ Doch seien nach der Tour letztlich alle wieder heil nach Hause gekommen. „Ein paar Umkipper gab es“, schmunzelt Ratz. „Das ist bei fast 40 Motorrädern aber normal.“

Spendenempfänger haben sich sehr gefreut

Dass der Trip – trotz aller Corona-Auflagen – ein voller Erfolg war, da sind sich Mudersbach und Ratz absolut einig: „Jeder Tag war ein Highlight. Das blaue Meer, Picknick am Strand. Das war schon klasse!“ Mudersbach hat sich besonders darüber gefreut, dass sich wieder viele Freiwillige für die Rolle des „Tourguides“ gefunden hatten.

Dieser habe die Truppe anzuführen und dafür zu sorgen, dass die Fahrer alle beisammen – und vor allem heil bleiben. Keine leichte Aufgabe, sondern immens anstrengend. Da seien die abendlichen Kickerturniere und das eine oder andere kühle Bierchen am Abend dann wie gerufen gekommen.

Kickerturniere gehören zu den Motorradhoffnungstouren inzwischen längst dazu. „Ein Hotel, das uns keinen Kicker bereitstellen kann, das kommt für uns nicht infrage“, bringt es Ratz auf den Punkt. Mudersbach fügt schwärmend hinzu: „Das ist schon ein Highlight mit dem Kickern am Abend. Das Pärchen wird immer ausgelost. Der Ehrgeiz ist absolut da, schließlich haben wir mittlerweile sogar einen Wanderpokal in der Runde.“

Gerd Mudersbach überreicht dem Kinderhospiz Olpe den Scheck.
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Zurück in Deutschland angekommen, habe man die Schecks an die zwei Häuser überreicht. Über die großzügigen Spenden hätten sich sowohl das Burbacher Kinderzuhause als auch das Kinderhospiz in Olpe extrem gefreut. Da in Corona-Zeiten viele Gürtel enger geschnallt werden müssten, hätten die Häuser weniger Spenden erhalten als sonst. Da kamen ihnen diese Spenden wie gerufen.

Zweiradfans aus der Gegend aufgepasst: Die hier vorgestellte Bikerhorde plant auch im kommenden Jahr wieder eine Motorradtour. Dieses Mal geht es drei Tage in die Rhön – vom 23. Juli bis zum 25. Juli. Unterkommen werden die Biker im „Hotel zum Taufstein“.

Anmelden können Interessierte sich per E-Mail an die Adresse hoffnungstour@gmx.de. Fragen zu Kosten und den genauen Abläufen können ebenfalls an diese E-Mail-Adresse gesendet werden.

Die Anmeldefrist endet am 31. März. Und ja, die Anmeldegebühren sollen wieder in Gänze für einen guten Zweck gespendet werden.

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