Mitja Nickol ist so etwas wie ein Anwalt der Kinder. Der Rechtsanwalt, Fachanwalt für Familienrecht aus Daaden, vertritt als Verfahrensbeistand Minderjährige in Verfahren vor dem Familiengericht. „Meine Aufgabe ist es, ihre Interessen festzustellen und zu vertreten“, erläutert der 41-Jährige.
Seit fast zehn Jahren ist der Daadener als Verfahrensbeistand unter anderem für das Amtsgericht in Betzdorf tätig. Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die ihn ausfüllt. Denn das Wohlergehen der Kinder liegt ihm und auch seinen Kollegen in dieser Funktion am Herzen: „Es ist wichtig, für die Rechte der Kinder zu kämpfen.“ Denn wenn Auseinandersetzungen der Eltern vor dem Familiengericht landen, dann leiden auch die Kinder und Jugendlichen. Nickol sieht sich als Sprachrohr der Minderjährigen gegenüber den Eltern und auch dem Gericht.
Aktiv, wenn es um Kinder-Belange vor Gericht geht
Ein Verfahrensbeistand muss kein Jurist sein, er kann auch beispielsweise als Sozialpädagoge oder Psychologe arbeiten. Wichtig sei, betont Nickol, dass man entsprechende Qualifikationen nachweisen könne und Fortbildungen besuche. Verfahrensbeistände gibt es seit 2009, und sie werden von den Familiengerichten bestellt. Wann sie tätig werden, das ist im Gesetz über das Verfahren in Familiensachen geregelt. Immer dann, wenn ein Gericht überzeugt ist, dass Belange der Kinder betroffen sind, kommt Nickol als Verfahrensbeistand ins Spiel.
Bei Fällen von Kindeswohlgefährdung ist dies zwingend der Fall. Ebenso, wenn das Umgangsrecht eines Elternteils im Falle von Trennung oder Scheidung ausgeschlossen werden soll. Auch wenn das Umgangsrecht „nur“ eingeschränkt werden soll, werden Verfahrensbeistände in der Regel bestellt. Zwingend werden sie tätig, wenn es um die Unterbringung Minderjähriger in geschlossenen Anstalten geht, ebenso, wenn die Entziehung des Sorgerechts zur Debatte steht.
„Es ist wichtig, dass sie einen Fürsprecher haben, jemanden, der ihnen zur Seite steht.“
Rechtsanwalt Mitja Nickol
Es sind ernste Themen und Probleme, denen sich Anwalt Nickol widmen muss – zum Wohle der Kinder, damit es ihnen besser gehe, sagt er. „Es ist wichtig, dass sie einen Fürsprecher haben, jemanden, der ihnen zur Seite steht“, fährt er fort. Dabei kommen ihm auch seine Erfahrungen als Mediator zugute, eine gütliche Einigung sei immer besser als ein Rosenkrieg, auch und vor allem für die Kinder. Die Eltern haben in Auseinandersetzungen ihre eigene Sicht der Dinge. Eine Aufgabe von Nickol ist es, ihre Blicke und ihre Empathie auf die Bedürfnisse ihres Kindes zu lenken.
In seiner Tätigkeit ist er auf die Kooperation der Eltern angewiesen – „ich habe ihnen gegenüber keine Weisungsbefugnis“, sagt er. Eltern sollten daher Gespräche mit den Kindern zulassen und täten dies in der Regel auch, so der Anwalt. Dann muss der 41-Jährige versuchen, im Gespräch mit den Mädchen und Jungen herauszufinden, wie sie die Situation sehen. Wie Nickol vorgehen kann, hängt natürlich auch vom Alter seines Schützlings ab. Bei Kleinkindern, die er betreut, muss er sich auf äußerliche Eindrücke und Berichte der übrigen Beteiligten verlassen.
Auch die Kinder und Jugendlichen reagieren unterschiedlich. „In der Regel bekomme ich schon einen guten Draht zu ihnen, aber manche sind zu verängstigt, was zu sagen“, erzählt er aus der Praxis. Fachkenntnisse, Fingerspitzengefühl und Erfahrung sind wichtig, um herauszufinden, was das Beste für seine jungen „Mandanten“ ist. Um sich ein Bild zu machen, führt er auch mitunter Gespräche mit Ärzten oder Beratungsstellen, die mit den Familienverhältnissen vertraut sind.
Nickol hat wirkungsmächtige Eingriffsmöglichkeiten
Er muss nicht unbedingt immer den Wünschen der Heranwachsenden entsprechen. „Meine Ergebnisse und meine Position im Verfahren können auch konträr zum Wunsch des Kindes sein“, sagt er. Im Verfahren hat der Verfahrensbeistand ein wichtiges Wort mitzureden. Neben der in der Regel erfolgenden schriftlichen Stellungnahme kann er Anträge stellen, Beschwerde einlegen und Empfehlungen geben. Als Verfahrensbeistand macht sich der Daadener natürlich bei den streitenden Beteiligten nicht immer Freunde. „Man muss das aushalten können“, sagt er. Als Anwalt der Kinder ist Nickol hoch motiviert, deren Lage in schwierigen Lebensphasen und Verhältnissen zu verbessern, und das gelinge auch: „Man kann den Kindern helfen.“