Hoffnung schenken
Daadener unterstützen Mitchristen in Moldau
Die Daadener wurden beim Besuch der Schule in Jaro gastfreundlich von der Bürgermeisterin (links) sowie mit Brot und Salz empfangen.
Claudia Roth

Christliche Nächstenliebe ist ihr stärkster Antrieb: Zum bereits sechsten Mal hat eine Gruppe aus der evangelischen freien Gemeinde Daaden die Partnergemeinde Bulăiești in der Republik Moldau besucht, um in vielfältiger Weise zu helfen.

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„Anderen Menschen Hoffnung schenken“ – das treibt evangelische Christen aus Daaden an, unermüdlich ihrer Partnergemeinde Bulăiești in der Republik Moldau unter die Arme zu greifen. Aktuell war eine Gruppe aus elf Mitgliedern der Kirchengemeinde erneut – zum sechsten Male - in dem kleinen Dorf mit seinen rund 1300 Einwohnern vor Ort, um eine Woche verschiedene Projekte durchzuführen und auch Gottesdienste mit den Menschen zu feiern. Denn die christliche Nächstenliebe ist der Motor dieser besonderen Partnerschaft.

Medizinische Hilfe erstmals im Vordergrund

In diesem Herbst stand die medizinische Hilfe erstmals im Vordergrund. Das Pastorenehepaar aus Bulăiești, das vor Ort die Partnerschaft koordiniert, hatte im Vorfeld Kontakt zur Emmaus-Klinik, einem christlichen Krankenhaus in der Hauptstadt Chișinău , geknüpft. „Ärzte aus dieser Klinik fahren am Wochenende ehrenamtlich auf die Dörfer, um dort Kranke zu untersuchen und auch kostenlos Medikamente zu verteilen“, erzählt Claudia Roth, die zum zweiten Mal nach Moldau mitgefahren ist. Die evangelische freie Gemeinde Daaden (EfG) hatte sich bereit erklärt, für ihre Partnergemeinde einen Besuch dieser Emmaus-Klinik in Bulăiești mit Spenden zu finanzieren.

Dem Molodauteam aus Daaden gehörten mit Friederike Nickel (links) und Dorothee Kellert (rechs) auch zwei Ärztinnen an, die vor Ort beim "Medical Day" mitgeholfen haben, zur Freude der Chefin der Emaus Klinik aus der Haupstadt Cisinau.
Claudia Roth

Und so fand der „Medical Day“ im Rahmen des Aufenthaltes statt. Mit Dorothee Kellert – sie hat eine Praxis in Biersdorf – und Friederike Nickel aus Niederdreisbach – sie arbeitet in einer Praxis in Herborn-Sinn –, gehörten zwei Medizinerinnen dem Moldauteam aus dem Daadener Land an. „Sie haben vor Ort die Kollegen aus der Klinik unterstützt, mitgeschaut und mitberaten“, erzählt Roth. Die Daadener überlegen, ob und wie sie künftig Medikamente aus Deutschland nach Moldau schicken können.

Den Menschen dort fehlt es am Nötigsten – die Republik Moldau gehört zu den ärmsten Staaten Europas, ein Grund, warum sich die evangelischen Christen aus Daaden genau dort seit drei Jahren engagieren. Um den „Medical Day“ und auch die weiteren Projekte durchführen zu können, war schon in Deutschland ein 40-Tonnen-Lkw gechartert, mit allen über den Sommer organisierten möglichen Hilfsmitteln beladen und auf die über 1600 Kilometer lange Reise nach Bulăiești geschickt worden. Mit an Bord waren eben diverse medizinische Hilfsmittel, wie beispielsweise Rollatoren, Gehhilfen und Brillen. Bestückt war der Transporter aber auch mit Schulmöbeln, die einem zweiten Projekt zugutekamen, wie Roth erzählt.

Salz und Brot als Zeichen der Gastfreundschaft

Das schon erwähnte rührige Pastorenehepaar, das sich immer ebenso um die Unterbringung der Freunde aus Daaden kümmert, blickt auch über den Tellerrand hinaus. „In dem Nachbarort Jaro hatte eine Schule einen Wasserschaden“, erzählt Roth. Und das Moldauteam aus Daaden kümmerte sich auch in diesem Fall. Aus einem Herdorfer Schulgebäude wurden ausrangierte Tische und Stühle für zwei Klassenzimmer per Lkw nach Moldawien gebracht. „Wir haben dann vor Ort zwei Traktoren und Anhänger organisiert und die Möbel plus Kleiderspenden in die Schule nach Jaro gebracht“, berichtet Roth.

Die Schulgemeinschaft mit der Bürgermeisterin des Ortes empfing die Besucher aus Deutschland mit Salz und Brot als Zeichen der Gastfreundschaft. Und als Dankeschön für die Hilfe führten die Schüler folkloristische Tänze in landestypischen Trachten auf. „Diese Begegnungen mit den Menschen und ihren Schicksalen, das ist das, was uns immer am stärksten bewegt“, erzählt Roth. Dem kann Julian Mudersbach nur beipflichten. Der Mitarbeiter der Jungschar hatte seine Gitarre mit auf die Reise genommen. „Die Leute in Bulăiești nennen ihn immer unseren Worship-Man“, erzählt Roth und schmunzelt.

„Große Sorge macht vor allem der bevorstehende Winter“ Julian Mudersbach, Mitarbeiter der Jungschar aus Daaden

Doch die Lebensverhältnisse vor Ort sind eher bedrückend. „Große Sorge macht vor allem der bevorstehende Winter. Dieser kann gerade im Norden des Landes deutlich kälter als in Deutschland werden. Viele Menschen haben dann Probleme, ausreichend Holz zum Befeuern der Öfen zu bekommen“, schildert Julian Mudersbach in einem Bericht seine Eindrücke. So hatte der Lkw, wie bei jedem Besuch, auch wieder einige Tonnen an Holzbriketts geladen.

„Die Menschen wissen nicht, wie sie warm über den Winter kommen sollen“, erklärt Roth, wie sinnvoll diese ganz praktische Hilfe ist. Mitgebracht wurde auch ein Balkonkraftwerk, ein kleiner Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Moldawien war zuletzt wegen der Präsidentenwahlen in die Schlagzeilen geraten. Der Wahltermin fiel zufälligerweise mit dem Besuch der Daadener zusammen. „Das war schon spannend. Einige von uns haben sich in einem Wahllokal umgeschaut“, erzählt Roth. Moldawien ist Beitrittskandidat der EU, war aber auch, und das birgt eben Brisanz, eine ehemalige sowjetische Teilrepublik. Die Menschen sprechen neben rumänisch, russisch, doch die Stimmung im Dorf sei mehrheitlich für einen EU-Beitritt und froh über den nach Nachwahlen feststehenden Erfolg der amtierenden Präsidentin.

Die Schüler der Schule in Jaro bedankten sich für den Hilfseinsatz mit einem folkloristischen Tanz.
Claudia Roth

Doch Politik spielt bei den Besuchen der Daadener in ihrer moldawischen Partnergemeinde nur eine Nebenrolle. Wichtiger ist die Unterstützung, wichtiger sind die Begegnungen, ob bei Hausbesuchen oder den gemeinsamen Gottesdiensten oder den Spiel- und Bastelnachmittagen für die Kinder des Ortes, die ebenfalls fester Bestandteil des Aufenthaltes sind und die sich an der Antriebsfeder festmachen lassen: „Anderen Menschen Hoffnung schenken.“

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