Band @coustics ließ im Wissener Kulturwerk Hits der 70er und 80er Jahre aufleben
@coustics im Kulturwerk Wissen: Musikalische Zeitreise mit Weihnachtsflair
Mit ihrem Programm „Alles bleibt anders“ sorgten sie nahezu drei Stunden lang für gute Laune mit weihnachtlichem Flair: die Musiker der „Feine Herrenband“ @coustics. Im Bild (von links): Timo Jaschewski (der Neue im Quartett), Bernd Gudernatsch, Bruno Kötting und Eddie Stinner. Foto: Thomas Hoffmann
Hoffmann

Wissen. Es sollte eigentlich das letzte Konzert einer langen Reihe werden, es wurde aber eines der wenigen, das die Band @coustics in diesen Wochen überhaupt geben konnte. „Ihr hättet eine fantastisch eingespielte Band gehört“, begrüßte Bandleader Bernd Gudernatsch mit Hinblick auf die reduzierte Bühnenroutine humorvoll die rund 400 Gäste im Kulturwerk in Wissen.

Das allerdings war am Sonntagabend gewissermaßen Understatement pur, denn was die Band aus dem Raum Betzdorf in den folgenden etwa drei Stunden im Saal des Kulturwerkes ablieferte, war in vielfacher Hinsicht ein absoluter Jahreshöhepunkt.

Schon der Beginn mit „Story of my life“ von One Direction zeigt, dass die Musiker und Sänger alles an Spaß und Leidenschaft mitgebracht haben, was eine wirklich gute Band braucht. Zwei Gitarren, eine Bassgitarre und ein gut aufgelegter Sänger Bernd Gudernatsch erzählen die „Geschichte meines Lebens“ ebenso ergreifend wie stimmlich und instrumental lupenrein; es folgen Stücke wie „Mississippi“ von Pussycat, „Ride like the Wind“ von Christopher Cross und ein Medley der Münchner Freiheit. Schon nach den ersten Darbietungen ist das Publikum sichtbar gefangen und gebannt im musikalischen Feuerwerk, bei dem man sich ein ums andere Mal zurückversetzt fühlt in eine Zeit, in der die Clubs noch Disco hießen und in der die persönliche Begegnung mit Freunden und Freundinnen den Lebensinhalt bestimmte und noch nicht zurückgedrängt war durch Social-Media, Handys oder – wie in diesen Zeiten – Corona.

Klar, dass es für diese intensive Zeitreise immer wieder anhaltenden Applaus und Zwischenjubel gibt. „Wir spielen jetzt ein Stück, was unspielbar ist“, ruft der Bandleader ins vollkommen elektrisierte Publikum, und die vier auf der Bühne stimmen a cappella die ersten Akkorde der legendären „Bohemian Rhapsodie“ von Queen an. Natürlich wird dieser Popsong dann, entgegen der Ankündigung, zu einem furiosen Finale des ersten Teils, denn sowohl was den Gesang als auch die instrumentale Herausforderung angeht, lassen@coustics nichts zu wünschen übrig. Während die Musiker mit ihren Instrumenten und Stimmen das musikalische Fundament legen zur irgendwie verrückten, aber dennoch mitten ins Herz gehenden Rhapsodie, erhebt sich die Stimme von Bernd Gudernatsch zur Begeisterung der Gäste über den orchestralen und choralen Klängen – Freddy Mercury lässt grüßen. Gänsehautfeeling pur also im Wissener Kulturwerk.

Rockig und intensiv dann auch der zweite Teil: „It's allright“ von Huey Lewis, „Footlose“ von Kenny Loggins und „Sugar Baby Love“ von den Rubbets wechseln sich ab mit einem Bee-Gees-Medley, mit Kompositionen von Bert Kämpfert und mit einem vom Sänger, Trompeter und Gitarristen Eddie Stinner rauchig und kernig gesungenen „Die weißen Tauben sind müde“ – wieder einmal ein Ausflug in die 80er. „Wir kommen aus dieser Zeit heute gar nicht mehr heraus“, meint Eddie Stinner humorvoll, eine Aussage, die – wie viele andere an diesem Abend – das Publikum zum Lachen bringt. Ein wenig nachdenklicher, aber der derzeitigen Situation angemessen auch ein Song von Vicky Leandros. „Ich liebe das Leben“, singen die Protagonisten auf der Bühne, und die Zuschauer im Saal stimmen zu Hunderten mit ein. „Wir sollten uns trotz der derzeitigen Einschränkungen darauf besinnen, dass das Leben schön ist“, hatte Bernd Gudernatsch diesen Song angekündigt.

Und dass es in der Tat schön sein kann, das beweisen@coustics an einem Abend, der schließlich mit Weihnachtsliedern endet. Bernd Gudernatsch greift zur Melodica („Die habe ich von meiner Tante geerbt“), einem Instrument, das im zweiten Drittel des vergangenen Jahrhunderts in nahezu keinem Haushalt fehlen durfte. „Es ist ein Ros' entsprungen“ klingt es instrumental von der Bühne, und die Multimusiker zeigen, dass sie auch Blechblasinstrumente wie Bass, Tenorhorn und Trompete meisterhaft beherrschen.

Kräftiger Applaus ist der verdiente Lohn für fast drei Stunden musikalische und nostalgische Kost vom Feinsten, das Publikum erhebt sich und ruft lautstark nach „Zugabe“. Auch hier lässt sich das Quartett, das sich zu Recht den Beinamen „Feine Herrenband“ gegeben hat, nicht lange bitten. Mit „Fairytale of New York“ von den Pogues und „Do they know it's christmas time“ von dem Band-Aid-Projekt geht ein Abend zu Ende, der einerseits in Zeiten entführte, in der die Welt noch ein wenig ruhiger war, der andererseits aber auch Mut machte, das kommende Fest zu feiern und das neue Jahr mit Optimismus zu beginnen.

Von unserem Mitarbeiter Thomas Hoffmann

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