Kreis Altenkirchen
Corona-Tests: Viele Firmen im AK-Land machen es bereits freiwillig
Corona-Tests sind in vielen Unternehmen im AK-Land schon an der Tagesordnung. Zahlreiche Firmen sind schon vor einer gesetzlichen Verpflichtung aktiv geworden.
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Kreis Altenkirchen. Die Bundesregierung hat Unternehmen per Gesetz dazu verpflichtet, künftig ihren Mitarbeitern regelmäßig Corona-Tests anzubieten.

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Dieser Maßnahme, die dabei helfen soll, die dritte Infektionswelle zu brechen, sind viele Unternehmen im AK-Land bereits zuvorgekommen, wie eine RZ-Umfrage ergab.

Nicht auf die Anordnung einer Testpflicht für Unternehmen gewartet hat etwa die Firma Werit in Altenkirchen. Der Kunststoffspezialist bietet seinen bundesweit 300 Mitarbeitern, davon circa 200 am Stammsitz in der Kreisstadt, bereits seit einem Monat kostenlose Selbsttests an. Die Tests von Firmenseite durchzuführen, sei keine Option gewesen, da man kein medizinisches Personal beschäftige und dies ein hohes Infektionsrisiko für die Testenden berge, so Geschäftsführer Tilo Stein. „Ich kenne auch kein Unternehmen, das es anders macht“, sagt er. Einmal pro Woche können sich die Beschäftigen ihr Testkit abholen. Das Angebot sei erst zögerlich angenommen worden, nun sei die Akzeptanz aber gestiegen, so Stein. Mit der Verfügbarkeit der Tests am Markt gebe es kein Problem, allerdings sei mit steigender Nachfrage – etwa, weil auch Schulen ausgestattet werden – ein Preisanstieg zu verzeichnen. „Wir können das gut stemmen, aber einige Unternehmen haben da sicherlich Schwierigkeiten“, meint Stein. Positive Selbsttest-Ergebnisse sind bislang übrigens nicht bekannt geworden – und überhaupt scheint sich das strikte Hygienekonzept von Werit zu bewähren: Die wenigen Positivfälle seit Pandemiebeginn in der Belegschaft ließen sich alle auf den privaten Bereich zurückführen.

Die Thomas Magnete GmbH in Herdorf bietet seit Mitte März an zwei Tagen in der Woche kostenlose Covid-19-Schnelltests für die Belegschaft an, berichtet Unternehmenssprecher Peter Rollepatz. „Unser Dank gilt der A-Vita-Apotheke in Neunkirchen, die uns mit ihrem qualifizierten Testpersonal zur Seite steht.“ Getreu dem Motto „Gemeinsam gegen Corona“ biete man den Mitarbeitern die Möglichkeit, sich regelmäßig testen zu lassen, um einer Ansteckung frühzeitig vorzubeugen. „Mit diesen und weiteren Maßnahmen möchten wir ein möglichst sicheres Arbeitsumfeld schaffen“, sagt Rollepatz. „Die Sicherheit jeder und jedes Einzelnen steht dabei an erster Stelle.“

Bei Muhr und Bender in Daaden und Weitefeld wird bereits seit vergangenem Herbst umfangreich und regelmäßig getestet, sagt die Assistentin der Geschäftsleitung, Anna-Lena Sturm: „Wir haben dazu an jedem Standort einen Corona-Testraum dauerhaft eingerichtet. Des Weiteren besteht seit Jahresanfang die Möglichkeit für alle Mitarbeiter, sich regelmäßig, das heißt mindestens einmal pro Woche, testen zu lassen. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, sich auch mehrmals pro Woche testen zu lassen.“ Das Testangebot werde von der Belegschaft sehr gut angenommen. Zudem gelte das Testangebot auch für die Angehörigen der Mitarbeiter. „Bisher hatten wir keine Probleme bei der Beschaffung der Tests und der notwendigen Materialien“, sagt Sturm. Mubea hat in Daaden, wie auch im Werk Attendorn, darüber hinaus ein betriebliches Impfzentrum aufgebaut, das einsatzbereit ist, um alle Mitarbeiter innerhalb einer kurzen Zeit zu impfen. „Problematisch ist jedoch, dass es zur Zeit keinen verfügbaren Impfstoff gibt und es seitens der Behörden keine Information gibt, wann dieser verfügbar sein wird“, sagt Sturm. Sobald dies der Fall sei, könne man mit dem Impfen starten.

Die Nimak GmbH in Wissen, Spezialist für Schweiß- und Fügetechnik, hat schon früh den Wert der Corona-Tests erkannt. „Das ist bereits gelebte Praxis“, heißt es. Jeden Freitag teilen die Abteilungsleiter die notwendigen Utensilien an alle Mitarbeiter aus, sodass diese jeden Montag bei Arbeitsbeginn den Selbsttest durchführen können. Da sich die Personalabteilung frühzeitig darum gekümmert hat, sind ausreichend Tests vorhanden, und seit vergangener Woche wird fleißig getestet. „Es funktioniert sehr gut“, heißt es. Zudem hat das Unternehmen schon lange ein eigens durch die Betriebsärztin geschultes Testteam, das die Mitarbeiter bei Bedarf, auf Wunsch, in Verdachtsfällen oder vor und nach unvermeidlichen Dienstreisen direkt durch einen entsprechenden Abstrich testen kann.

„Bereits seit Anfang November sind wir mit dem Umgang von Schnelltests vertraut und haben diese durch eine examinierte Fachkraft durchführen lassen“, teilt Marten Pletschen mit, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei der Firma Alho mit Hauptsitz in Friesenhagen, die sich auf den Bau von Modulgebäuden spezialisiert hat. Zu Beginn seien lediglich Hotspots im Unternehmen lokalisiert und die betreffenden Mitarbeiter getestet worden. Seit März indes würde man allen Mitarbeitern wöchentliche Schnelltests anbieten. „Daher stellt die jetzige Testpflicht uns nicht vor besondere Herausforderungen. Unsere Baustellen und Niederlassungen deutschlandweit beliefern wir mit den Selbsttests. Dank unserer Lieferanten haben wir ausreichend Tests vor Ort“, so Pletschen. Momentan werde die Testung durch einen niedergelassenen Arzt und die hausinterne examinierte Fachkraft durchgeführt. Man habe einen großen Aufenthaltsraum zu einem Testzentrum mit Einbahnstraßensystem umfunktioniert, zu dem die Mitarbeiter nach einem Terminplan kommen, getestet werden und eine Bescheinigung erhalten. Sollte ein positiv getesteter Mitarbeiter dabei sein, würden die weiteren Schritte, wie etwa die Kontaktnachverfolgung, eingeleitet und das Gesundheitsamt informiert. Da für Firmen nun eine Testpflicht bestünde, wünsche man sich, so Pletschen, „seitens der Politik mehr Unterstützung“. Durch die Testungen entstünden schließlich enorme Kosten.

„Wir starten in dieser Woche mit unseren internen Ersthelfern, welche zum Durchführen der Tests durch unseren Betriebsarzt geschult wurden“, berichtet Lisa Denker, Assistentin der Geschäftsführung bei SSI Schäfer Shop GmbH in Betzdorf. Jeder Mitarbeiter habe nun die Möglichkeit, einmal in der Woche getestet zu werden. „Wir denken, dass das Testen ein wichtiger Schritt ist, um der Pandemie entgegenzuwirken“, so Denker.

Die Hammer Firma Inno Friction, die Reibbeläge für die Automobilbranche und für den industriellen Bereich fertigt, hat rund 110 Angestellte, die die Möglichkeit haben, sich in der Firma kostenlos testen zu lassen. „Wir bieten die kostenlose Testung auf freiwilliger Basis seit der vergangenen Woche an, und es haben auch schon viele in Anspruch genommen“, so Sabine Kind, Assistentin der Geschäftsführung auf Anfrage unserer Zeitung. Die Tests würden über die Teamleiter ausgegeben. Zuvor wurden die Mitarbeiter per E-Mail informiert und instruiert, wie die genaue Anwendung funktioniert. Wer nicht im Mailverteiler ist, hat aber die Möglichkeit, sich das Prozedere auf einem Ausdruck anzusehen. Auch sonst wird laut Kind auf die Einhaltung der Corona-Regeln großen Wert gelegt. Im Bürogebäude herrsche Maskenpflicht, bis man am Platz sei, nach Möglichkeit versuche man, die Mitarbeiter alleine in Büros zu setzen und, wo es geht, Homeoffice zu ermöglichen. Wo kein Mindestabstand möglich sei, müssten die Masken durchgängig getragen werden.

Der Geschäftsführer des Krunkeler Tiefbauunternehmens WWB, Dirk Sojka, teilt mit, dass in seinem Unternehmen den rund 80 Mitarbeitern schon seit einigen Wochen Tests angeboten werden. Eine Testpflicht für Unternehmen einzuführen, sieht er allerdings kritisch. „Im Kern bin ich nicht bereit, die Versprechungen (jeder kann sich jede Woche einmal kostenfrei in einem Testzentrum testen lassen) und Versäumnisse der Politik (Impfgeschwindigkeit) nun finanziell auszubaden“, so Sojka. Auch die „Versprechungen“ in Sachen Quarantäne-Erstattungen nach dem Infektionsschutzgesetz seien seiner Meinung nach teilweise eine Farce. „Wir warten in Teilen immer noch auf Geld aus Anträgen, die älter als sechs Monate sind.“ Weiterhin kritisiert Sojka, dass den Arbeitgebern per se fünf Tage bei der Erstattung als zumutbare Belastung gekürzt werden.

Bei dem Horhausener Unternehmen Schäfer Trennwandsysteme sind rund die Hälfte der 120 vor Ort Beschäftigten im Homeoffice. Für die rund 60 Mitarbeiter in der Produktion stellt das Unternehmen seit rund vier Wochen die Möglichkeit zur Verfügung, sich testen zu lassen. „Wir haben das große Glück, dass einer unserer Mitarbeiter ehrenamtlich beim DRK auch im Testzentrum aktiv ist und sich mit dem Testen auskennt. Er führt die Tests auch bei uns durch. Dieses Angebot wird sehr gut angenommen“, sagt Geschäftsführer Martin Schäfer. Das Testen will man auch künftig beibehalten, auch wenn es laut Schäfer keine hundertprozentige Sicherheit bietet. „Dies ist aber immerhin besser, als gar nichts zu tun.“

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