Kreis lässt Bedarf für Gemeinschaftsbüros im AK-Land ermitteln
Co-Working-Spaces: Braucht es im Kreis Altenkirchen Alternativen zum Homeoffice?
Der Co-Working-Space als dritter Ort zwischen Homeoffice und klassischem Arbeitsplatz ist für viele schon Wirklichkeit. Symbolfoto: dpa
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Kreis Altenkirchen. Gerade einmal 334 Einwohner zählt die kleine Ortsgemeinde Horbruch (Kreis Birkenfeld). Einkaufsmöglichkeiten sucht man hier vergebens, doch in einem ist das Hunsrückdorf seiner Zeit voraus – so sehr, dass es am Montag als leuchtendes Beispiel herhalten durfte, als die Wirtschaftsförderung des Kreises zur digitalen Auftaktveranstaltung zum möglichen Bedarf an Co-Working-Spaces (CWS) im AK-Land eingeladen hatte. Denn in Horbruch wurde ein solches Gemeinschaftsbüro bereits eröffnet, während man sich im Kreis Altenkirchen dem Thema noch annähert.

Für Tobias Kollewe, der mit seiner Cowork AG die Ansiedlung in Horbruch begleitet hat und nun von der Kreisverwaltung mit der Bedarfsanalyse fürs AK-Land beauftragt wurde, ist das ein Beleg, dass Co-Working-Spaces gerade auf dem Land ein großes Potenzial haben. Wörtlich übersetzt meint der Begriff soviel wie „Zusammenarbeitsraum“ – ein dritter Ort neben Homeoffice und klassischem Arbeitsplatz, an dem sich Beschäftigte eine Büroinfrastruktur mit Drucker, Scanner und Kaffeeküche teilen. Gerade auch Familienmütter und -väter finden hier einen Ort für ungestörtes Arbeiten, den das eigene Zuhause oft nicht bietet – ohne, dass sie in ihr Büro in einem Ballungsraum pendeln müssen. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der CWS auf dem Land von einigen wenigen auf mittlerweile 140 angestiegen, verdeutlicht Kollewe den Trend, der schon vor Corona eingesetzt hat.

Soweit die Theorie, aber gibt es auch zwischen Willroth und Weitefeld eine echte Nachfrage nach den Gemeinschaftsbüros, in denen im besten Fall auch eine Zusammenarbeit über Branchengrenzen hinweg entstehen kann und die gestressten Pendlern mehr Raum etwa für eine ehrenamtliche Tätigkeit ermöglichen? Genau diese Frage, mit der man sich laut Landrat Peter Enders bereits vor Beginn der Pandemie in der Kreisverwaltung beschäftigt hat, soll über die Bedarfsanalyse geklärt werden. Die quantitative Befragung von Pendlern, Arbeitgebern, Start-ups und Freiberuflern zu Arbeitsverhalten und -gewohnheiten sowie Bedarfen beginnt ab sofort über das Internet. Außerdem werden Pendler an den Bahnhöfen Au, Wissen, Betzdorf und Kirchen sowie in der Ortsdurchfahrt Uckerath direkt befragt, und die Umfrage wird über Flyer und Plakate, Print- und Onlinewerbung sowie in Unternehmen an Schwarzen Brettern beworben. Die Teilnahme ist selbstverständlich auch über Mobilgeräte möglich und erfordert einen Zeitaufwand von acht bis zehn Minuten, so Kollewe auf Nachfrage. Hinzu kommen im August und September qualitative Interviews bei 18 in der Region ansässigen Unternehmen zu neuen Arbeitsformen, Mitarbeitermobilität und Digitalisierung. Nach der Auswertung sollen die Ergebnisse dann im Oktober öffentlich präsentiert werden, so der Leiter der Wirtschaftsförderung, Lars Kober.

Ausdrücklich nicht Auftrag der Cowork AG ist die Beratung in Sachen Finanzierung möglicher CWS-Projekte. Auch wird der Kreis nicht selbst als Investor auftreten können. Eine Förderung aus dem Fördertopf „Dorfbüro“, über den auch das Projekt in Horbruch finanziert wurde, ist nicht mehr möglich. Private Initiative wäre also gefragt.

An der Umfrage zum Bedarf teilnehmen kann man unter www.coworking-altenkirchen.de

Von unserem Redakteur Michael Fenstermacher

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