Seit mehr als vier Jahrzehnten ist der Brite erfolgreich im Musikgeschäft, dementsprechend musste sich im Publikum niemand Sorgen wegen des Jugendschutzgesetzes machen. Zusammen mit der Band des Norwegers Mads Eriksen nahm der 67-Jährige Thompson das Publikum mit auf eine Zeitreise – gut ein halbes Dutzend Hits aus früheren Jahren, als er noch in Manfred Mann's Earth Band musizierte, gesellte sich zu Songs seiner aktuellen CD „Toys & Dishes“. Bei den Hits von damals war Mitklatschen und Mitsingen angesagt, von „Spirits in the Night“ über „Blinded by the Light“ bis zur dritten Zugabe „Davy's on the Road Again“.
Bei diesem überraschend breiten Rückgriff in die Blütezeit der Rockmusik stimmte nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität. Während Thompsons Stimme anfangs noch etwas brüchig schien, steigerte er sich von Song zu Song und nicht erst bei „You're the Voice“ strahlte es kraftvoll und klar aus den Lautsprechern.
Bis auf wenige balladeske Ausnahmen („For You“, „California“) kennen die fünf Musiker auf der Bühne nur ein Kommando: Volldampf! Thompson selbst schont sich keine Sekunde, singt, performt, lässt die Finger über die Gitarre fliegen, und wenn es sein muss, ahmt er auch schon mal eine verloren gegangene Mundharmonika mit der Stimme nach. Dieser Mann ist geboren für die Bühne. Da stört es nicht, dass das Geburtstagsständchen für Bassist Frank Hovland einen Tag zu früh kommt und die Gesangsanweisungen an das Publikum vielleicht eine Spur zu dick ausfallen.
Nicht minder engagiert geht die Mads Eriksen Band zu Werke – selbst anhaltende Technikprobleme können den Saitenmeister nicht irritieren. Nicht umsonst gilt Mads Eriksen (51) seit seinem Debütalbum „Journey“ von 1990 als skandinavischer Supergitarrero. Neben der großartigen Rhythmussektion glänzt zudem Keyboarder Gunnar Bjelland, er verleiht etwa dem 1979er Hit „Don't kill it Carol“ eine wohltuende, jazzige Frische.
Rund 300 begeisterte Zuschauer sahen das Konzert im Kulturwerk. Ganz gewiss hätten die Künstler ein größeres Publikum verdient gehabt – vielleicht gelingt dies beim nächsten Mal. Denn Chris Thompson sagte, es habe ihm in Wissen sehr gut gefallen und er komme gerne wieder. Dass dies keine Bühnenphrase ist, unterstrichen der Mann mit dem grauen Kinnbart und die übrigen Musiker auch beim späteren Plausch am Bühneneingang. Bei einem Glas Bier verteilten sie entspannt Autogramme und lobten die gute Arbeit des Kulturwerk-Teams und der Wissener Eigenart. elm