Die Frage, wer bei den Landtagswahlen am 22. März 2026 für die CDU im Wahlkreis 1 (Betzdorf/Kirchen) ins Duell gegen die SPD-Direktkandidatin Sabine Bätzing-Lichtenthäler zieht, wird erst am 23. Juni bei einer Nominierungsveranstaltung entschieden. Fest steht: Es wird zu einer Kampfabstimmung kommen. Denn neben Dirk Eickhoff, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf, haben mit Jessica Weller (Gebhardshain) und Johannes Behner (Betzdorf) zwei weitere Christdemokraten ihren Hut in den Ring geworfen. Offen ist aber noch, wie viele Bewerber sich letztlich dem Votum der Delegierten stellen.
„Ja, ich werde kandidieren“ – bislang wusste nur ein kleiner Kreis davon, dass auch Betzdorfs Stadtbürgermeister Johannes Behner ebenfalls Interesse an einer Kandidatur für den Landtag hat. Als Oberhaupt der größten Kommune im Wahlkreis hätte er allein aufgrund seiner Bekanntheit Gewinnerchancen auf ein Mandat. Er selbst weist im Gespräch mit unserer Zeitung auf den Vorteil hin, den eine Kombination aus Stadtbürgermeisteramt und Landtagsabgeordnetenmandat böte, insbesondere mit Blick darauf, Fördergelder an Land zu ziehen. „Vielleicht klappt es ja wie beim letzten Mal“, so der 36-jährige Familienvater mit Verweis auf seinen Erfolg bei der Stadtbürgermeisterwahl im Juni vergangenen Jahres. Er betont, dass er auf ein mögliches Mandat im Landtag „richtig Bock“ hätte. Im Hauptberuf ist Behner Oberstudienrat an einem Gymnasium. Dass Bildungspolitik ein Schwerpunkt eines Landtagsabgeordneten Behner sein könnte, wäre also keine Überraschung. Zudem liege ihm die Sicherheitspolitik am Herzen, stellt er heraus. „Ich würde mich unfassbar freuen, wenn es klappen würde“, so Behner. Das Ehrenamt als Stadtbürgermeister würde er weiterhin neben dem Mandat ausüben, so seine Garantie. Gleichzeitig betont er, dass zuerst die Partei entscheiden müsse, wen sie ins Rennen schickt.

Doch Behner hat im Gemeindeverband Betzdorf/Gebhardshain eine namhafte Konkurrentin. Auch Jessica Weller aus Gebhardshain hat im Gespräch mit unserer Zeitung ihre Bereitschaft signalisiert, das Ticket für Mainz im kommenden Jahr lösen zu wollen. Für die 41-Jährige wäre der rheinland-pfälzische Landtag kein unbekanntes Terrain. Denn von 2019 bis 2021 war sie dort Abgeordnete, rückte damals für Peter Enders nach, der zuvor zum Landrat des Kreises Altenkirchen gewählt worden war. Bei der Kandidatenaufstellung zur Landtagswahl 2021 war Weller in einer Abstimmung im Wahlkreis 2 (Altenkirchen) dem heutigen Landtagsabgeordneten und CDU-Kreisvorsitzenden Matthias Reuber unterlegen. Die zweifache Mutter gilt in ihren Funktionen als Landesvorsitzende der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) und als Bundesmitgliederbeauftragte der Frauen Union über die Kreisgrenzen hinaus als gut vernetzt.
„Die Entscheidung, ob einer oder mehrere Kandidaten aus unserem Gemeindeverband sich dem Votum stellen, fällt bei einer Vorstandssitzung am 30. April“, so Weller. Die strategischen Überlegungen liegen auf der Hand: Zwei Bewerber aus einem Verband könnten sich aus lokalpolitischer Sicht bei einer Kampfabstimmung gegenseitig blockieren. Der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbands Betzdorf-Gebhardshain, Markus Stangier, bestätigt unserer Zeitung den Termin der Vorstandssitzung am kommenden Mittwoch, die die Frage beantworten soll, wie der Verband in die finale parteiinterne Entscheidungsrunde gehen wird.
Zwei potenzielle Bewerber, Justus Brühl aus Scheuerfeld und Markus Köhler aus Mudersbach, haben parteiintern bereits klargestellt, dass eine Kandidatur für sie nicht infrage kommt. Rückhalt aus der Partei und Bevölkerung haben beide im Vorfeld ihrer Absagen genossen, wie sie unserer Zeitung erklären. „Für den Moment passt es einfach nicht“, stellt etwa Justus Brühl klar.
Der 28-Jährige ist daneben Vorsitzender der CDU-Fraktion im Gemeinderat Scheuerfeld und Bezirksvorsitzender der Parteijugend Junge Union. Vor der Bundestagswahl hatte er bereits um die Bundestagskandidatur gekämpft, musste sich aber Ellen Demuth geschlagen geben. Damals habe er sich an einem Scheideweg in seinem Leben befunden, nun sei seine Situation gefestigt. Er sei sehr glücklich in seinem derzeitigen Job. Der Volljurist ist mit dem Schwerpunkt Regulierungsrecht bei einer Kanzlei beschäftigt.

Wenn man sich entsprechend entscheide, müsse man voll hinter einer Kandidatur stehen, so Brühl. „Und als die Bundestagskandidatur nicht geklappt hat, habe ich mich erst mal anders orientiert.“ Eine Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt würde er da als unehrlich empfinden. Eine Karriere als Berufspolitiker will er allerdings nicht ausschließen, zumindest perspektivisch. „Wenn sich irgendwann eine Tür öffnen sollte, dann bin ich da bestimmt nicht abgeneigt. Aber für den Moment haben wir genügend fähige Leute, die das machen können.“
Markus Köhler bestätigt, dass ihn zahlreiche Unterstützer zu einer Kandidatur motiviert hätten, teils sogar ihm bis dahin unbekannte. Der Bruder des im Februar 2021 verstorbenen Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Kirchen, Maik Köhler, führt die CDU im Mudersbacher Gemeinderat an und wirkt in den Parteivorständen auf Gemeinde- und Kreisebene mit. Seine Stärken sehe er aktuell im kommunalen Bereich, begründet der 36-Jährige dann auch seine Absage.
Der neue Zuschnitt des Wahlkreises 1
Der Wahlkreis 1 (Betzdorf/Kirchen) hat für die Landtagswahl 2026 einen neuen Zuschnitt bekommen. Bislang waren darin die Alt-VG Betzdorf, die VG Kirchen, die VG Daaden-Herdorf sowie aus dem benachbarten Westerwaldkreis die VG Rennerod zusammengefasst. Inzwischen gehören auch die Gemeinden der Alt-VG Gebhardshain zu diesem Wahlkreis. Deren Wählerinnen und Wähler hatten bislang ihre Stimmen im Wahlkreis 2 (Altenkirchen) abgegeben. kra