Im April vergangenen Jahres ist das neue Konsumcannabisgesetz in Kraft getreten. Seitdem können junge Erwachsene ab 18 Jahren legal Cannabis erwerben. Hat sich das Gesetz positiv oder eher negativ ausgewirkt? Elke Richter, die im Team Suchtberatung bei der Caritas in Betzdorf tätig ist, erklärt, dass es für eine Bewertung noch zu früh ist. Und warnt vor der Droge.
Für Elke Richter ist das Gesetz eine „zweischneidige Sache“. Es kann helfen, das Thema zu enttabuisieren. „Früher in den 60er- und 70er-Jahren hatte Cannabis den Ruf, eine Einstiegsdroge für Heroin zu sein“, sagt die Suchtberaterin. Doch dem sei nicht so. „Wer Cannabis konsumiert, der konsumiert nicht automatisch Heroin.“
Nicht mehr Cannabiskonsum bislang bekannt
Zudem sei nun diese ewige Diskussion zwischen Alkohol und Cannabis vorbei. Warum ist Alkoholkonsum erlaubt, obwohl es erwiesenermaßen dem Körper schadet, während ein Joint illegal ist? Richter betont aber auch: Beides kann abhängig machen. Das komme vor allem bei Cannabis bei den Leuten häufig nicht an.
Dass jetzt seit April vergangenen Jahres mehr Cannabis konsumiert wird, das könne Richter nicht bestätigen. „Aber man gibt es eher zu“, sagt sie. Und es würden weniger mit Bewährungsauflagen zur Caritas in die Suchtberatung kommen. „Das strafrechtliche Verfolgen der Justiz ist etwas eingestampft worden durch das Gesetz.“ Das Suchtproblem Nummer 1 bleibe aber weiterhin der Alkohol.
„Was oft nicht ankommt, ist, dass Cannabis abhängig machen kann.“
Elke Richter, Suchtberaterin bei der Caritas Betzdorf
Doch ob legal oder illegal. Bei der Caritas geht es vor allem um die Gesundheit der Menschen. „Was oft nicht ankommt, ist, dass Cannabis abhängig machen kann“, sagt Richter. Mit der Betonung auf dem letzten Wort. Das könne schon mit dem ersten Joint beginnen. Es fange an mit dem Ausprobieren. Das entspannt. Und wenn dann eine Ausnahmesituation ins Leben kommt, steigt die Gefahr, in eine Abhängigkeit zu geraten.
Wenn ein Hilfesuchender oder eine Hilfesuchende zur Suchtberatung kommt, gehe es zuerst darum, den Grund für den Drogenmissbrauch zu finden. „Die Frage ist dann, was so schön daran ist“, sagt Richter. Manche nehmen es, weil sie nachts nicht schlafen können, andere, weil sie mal wieder lachen wollten, es ein angenehmes Gefühl gibt. Alle drei bis vier Wochen gibt es dann ein Beratungsgespräch, bei denen über die aktuellen Probleme gesprochen wird. Wenn jemand in stationäre Therapie geht, bietet die Caritas eine Nachsorge für nach der Therapie an.
Das Gehirn entwickelt sich bis ins 25. Lebensjahr
Besonders geschützt werden sollten junge Menschen vor dem Konsum von Cannabis, findet Richter. „Cannabis kann die Gehirnreife angreifen. Man kann sich dumm kiffen“, sagt die gelernte Sozialpädagogin. Die Entwicklung des Gehirns sei erst mit dem 25. Lebensjahr abgeschlossen. Offiziell erlaubt ist der Cannabis-Konsum aber ab 18 Jahren. Eine Fehlentscheidung, wie Richter findet.
Vor allem die Eltern nimmt Richter deshalb in die Pflicht. „Drei Pflanzen darf man zu Hause halten. Diese muss man vor den Kindern gut verbergen. Denn besonders in den jungen Jahren, in denen die Kinder neugierig sind und viel ausprobieren wollen, ist das gefährlich.“ Auch vor mit Cannabis verarbeiteten Lebensmitteln warnt sie ausdrücklich. Dort komme noch hinzu, dass die Droge nicht sofort wirkt. „Manche essen dann gleich mehrere Kekse, weil sie beim ersten nichts spüren.“
Suchtberaterin warnt vor Verharmlosung
Auch solle man die Droge nicht verharmlosen, wie es manche Eltern laut Richter machen. Denn der Wirkstoff ist nicht mehr vergleichbar mit dem in der Hippie-Zeit vor 70 Jahren. Heute sei der wesentlich stärker.
Um junge Menschen zu schützen, steht die Caritas mit der örtlichen Jugendhilfe im Austausch, auch mit dem Kreis sei man in Verbindung. Mit einem grünen Koffer ist Richter in weiterführenden Schulen unterwegs, um die Jugendlichen für das Thema Cannabis zu sensibilisieren. Und um ihnen zu zeigen, dass man mit den Kiffen am besten gar nicht erst anfangen sollte.