Zu ihnen zählt auch Yaryna Kisil. Die 40-jährige Ärztin stammt aus der Stadt Lwiw, die 70 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt liegt und sich in der Westukraine befindet. „Die Leute hier sind sehr freundlich, ich wurde mit offenen Armen aufgenommen“, erzählt sie. Bislang habe sie nur gute Erfahrungen in Deutschland gemacht. Nach Kriegsbeginn flüchtete sie mit ihren vier Kindern nach Deutschland. Die ständige Angst vor den Bomben der russischen Armee und gleichzeitig die damiteinhergehende Angst um das Leben ihrer Liebsten trieb die Familie dazu. Ihr Mann kam vier Monate später nach Deutschland.
Das Heimweh ist groß
Nun lebt die Familie in Wissen. Yaryna Kisil fühlt sich gut aufgehoben, sie lernt jetzt erst einmal die deutsche Sprache. Ihr Mann war ursprünglich ukrainischer Priester, nun ist er Seelsorger im Krankenhaus Altenkirchen. Ob sie nun hier bleiben werden? „Ich weiß es nicht genau“, erklärt die 40-Jährige. Einerseits interessierte sie sich sehr für die deutsche Medizin und würde auch gerne als Ärztin arbeiten, andererseits habe sie sehr großes Heimweh. Ihre Schwester, ihre Eltern und ihre Schwiegereltern sind in ihrem Heimatland zurückgeblieben. Zudem sei es nicht einfach, Deutsch zu lernen, wie Kisil betont – dabei kann sie schon sehr gut Deutsch sprechen und verstehen. Früher habe sie nur ukrainisch und etwas Englisch gesprochen, erzählt sie.
Glaube hilft durch die schwere Zeit
Natürlich sei hier alles neu und anders, aber alle Menschen seien gegenüber ihrer Familie freundlich. Sie lobt auch die gute Organisation in Wissen und im Kreis Altenkirchen. Die Stabilität und Unterstützung, wie es sie hier in Deutschland gibt, sei in der Ukraine nicht gegeben. Yaryna Kisil ist der Glaube sehr wichtig, um durch diese schwere Zeit zu kommen. „Ich bin sehr froh, dass es hier auch die katholische Kirche gibt“, berichtet Kisil. Der Besuch in der Kirche und der Glaube an Gott helfe ihr sehr.
Alle zwei Wochen dienstags ab 15 Uhr in den Räumen der katholischen Kirchengemeinde
Das Café Kiew in Wissen findet alle zwei Wochen dienstags ab 15 Uhr statt und ist gut besucht. In geselliger Runde treffen sich hier Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine am Kirchweg 9, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Die Räume stellt die katholische Kirchengemeinde Wissen zur Verfügung, während die evangelische Kirchengemeinde während der Cafézeiten eine Kinderbetreuung ermöglicht.
„Wir haben oft um die 60 Besucher“, berichtet Horst Pinhammer, Beigeordneter der Stadt Wissen und Organisator des Café Kiew. Um das Angebot zu realisieren, arbeiten die katholische und die evangelische Frauengemeinde ökumenisch zusammen. Der Kuchen wird von zwei Wissener Bäckereien gespendet. 20 Ehrenamtliche kümmern sich um die Organisation. „Wir haben ein sehr gutes Team“, betont Horst Pinhammer. Die Ehrenamtlichen beantworten zudem aufkommende Fragen der Besucher. Außerdem gibt es auch Angebote, bei denen beispielsweise Mitarbeiter vom Jobcenter über Möglichkeiten informieren, wie Pinhammer berichtet. Der Kontakt zur Verwaltung und anderen Institutionen soll beim Café Kiew ebenso hergestellt werden.
Das Café Kiew hat das ursprüngliche Angebot Café International abgelöst, dass es seit 2015 in Wissen gab. Bereits Ende März 2022 entstand auf Veranlassung der Beigeordneten und des Bürgermeisters der Stadt und Verbandsgemeinde die Idee eines Treffpunktes für die Ukraine-Flüchtlinge. „Bürgermeister Berno Neuhoff hat uns als Beigeordnete freie Hand gegeben und uns nach Kräften unterstützt“, berichtet Ullrich Jung, Beigeordneter der Verbandsgemeinde Wissen. Jedes Mal sind auch neue Besucher beim Café Kiew dabei. „Zuletzt haben wir beim Sommerfest am 13. August 120 neue Ukrainer begrüßt“, erklärt Jung. Der nächste Termin des Café Kiew verschiebt sich wegen des Wissener Jahrmarktes auf den 17. Oktober.
Hilfstransporte gingen an Partnerstadt in Polen
Zudem gibt es besondere Aktionen, wie beispielsweise Ausflüge, Kinderfeste sowie eine Nikolaus- und Weihnachtsfeier, die auch Yaryna Kisil in guter Erinnerung geblieben ist. Auch Spenden wie Lebensmittel, Hygieneartikel und Hilfsmaterialien wurden schon gesammelt, um die Wissener Partnerstadt Krapkowice in Polen und deren Partnerstadt Rohatyn in der Ukraine zu unterstützen. Dies geschah ebenfalls aufgrund der Initiative durch die Beigeordneten von Stadt und Verbandsgemeinde.
Neben dem Café Kiew in Wissen hilft auch der Caritasverband Rhein-Wied-Sieg mit der Geschäftsstelle Betzdorf ukrainischen Flüchtlingen. Daneben ist auch die Flüchtlingshilfe Flammersfeld sehr engagiert.