In der Samstagnacht lösten 190 Einsatzkräfte der rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden eine rechtsextreme Musikveranstaltung in der gemeindeeigenen Wilhelm-Fischbach-Grillhütte auf. Unterstützt wurden sie von zahlreichen anderen Dienststellen, wie aus einem Pressetext des Polizeipräsidiums Koblenz hervorgeht. Demnach nahmen die Beamten von 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Identität auf aus „gefahrenabwehrenden Gründen“, wie es heißt. Danach wurden Platzverweise erteilt. Wie viele, schreibt die Polizei nicht. Wie das Polizeipräsidium auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, basierten die polizeilichen Maßnahmen auf Grundlage des Gefahrenabwehrrechts. „Durch das konsequente, aber auch deeskalierende Auftreten der Einsatzkräfte kam es nicht zu Auseinandersetzungen“, so die Polizei. Auch Ingewahrsamnahmen oder Festnahmen habe es keine gegeben.
Auftritt von in rechtsextremer Szene bekannten Band
Wie die Nachfrage unserer Zeitung bei dem Polizeipräsidium außerdem ergab, trat eine bekannte Szeneband auf. Wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt, führen solche Veranstaltungen zu einer weiteren Radikalisierung des Teilnehmerkreises, insbesondere in Verbindung mit entsprechender Musik und Liedtexten. In den Liedtexten rechtsextremistisch beeinflusster Bands können Gewaltbereitschaft, Ausländerhass, Nationalismus und Rassismus zum Ausdruck kommen.
Wird der Westerwald immer mehr zum Tummelplatz einer heterogenen rechten bis rechtsradikalen Szene? Dieser Eindruck hat sich zuletzt verstärkt.Tummelplatz der rechten Szene? Im Westerwald häufen sich Treffen von braunen Esoterikern und Rechtsextremen
Immerhin: Laut dem Polizeipräsidium Koblenz rekrutierten sich die Teilnehmer vor allem aus dem überregionalen Bereich, stammten mehrheitlich also nicht aus dem Kreis Altenkirchen. Klar ist laut Stadtbürgermeister Walter Strunk: Die Stadt als Eigentümer der tief im Wald gelegenen Hütte wusste im Vorfeld nichts von dem Hintergrund der Zusammenkunft. Ein Herdorfer Anwohner sei als Mieter aufgetreten. Eine Gästeliste werde vorab nicht verlangt. Zwischen 23 und 23.30 Uhr sei dann der Hüttenwart von der Polizei gefragt worden, ob sie die Veranstaltung auflösen dürfe. Der gab dem Vorhaben seinen Segen angesichts des Hintergrunds.
Wir sind alle sehr erschrocken, dass so eine Veranstaltung stattfinden konnte.
Daadens Stadtbürgermeister Walter Strunk
Strunk habe über Hinweise im Nachhinein erfahren, dass wahrscheinlich Musik aufgelegt worden sei und keine Band gespielt habe. Die Gefühlslage in der Stadt über die noch frische Nachricht fasst er wie folgt zusammen: „Wir sind alle sehr erschrocken, dass so eine Veranstaltung stattfinden konnte.“ Persönlich wie als Sozialdemokrat empfinde er die rechtsextreme Veranstaltung als unerträglich.
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Ihm ist wichtig herauszustellen, dass die Stadt im Kampf gegen rechts und für Demokratie gut aufgestellt sei. Rechtsextreme Umtriebe seien seit den Auseinandersetzungen rund um die Flüchtlingsunterkünfte auf dem Stegskopf im benachbarten Emmerzhausen nicht mehr aufgetreten. Er begrüßt ausdrücklich den Einsatz der Polizei. Er kündigt abschließend an, dass sich der Rat eindringlich mit Maßnahmen beschäftigen werde, damit „das nicht mehr passiert“.