Daaden
Bürgermeister tief betroffen: Polizei löst rechtsextremes Konzert in Daaden auf
Die Wilhelm-Fischbach-Grillhütte in Daaden war am Samstagnacht Austragungsort einer Musikveranstaltung der rechtsextremen Szene. 190 Polizisten waren im Einsatz um diese zu beenden.
Daniel-D. Pirker

Der Stadtbürgermeister von Daaden gibt sich am Sonntag erschüttert. Rund 190 Polizei-Einsatzkräfte hatten Samstagnacht eine Musikveranstaltung der rechtsextremen Szene in einer Grillhütte im AK-Kreis aufgelöst. Wie unsere Zeitung zuerst berichtete, handelt es sich um die gemeindeeigene Wilhelm-Fischbach-Grillhütte in Daaden. Was sind die Hintergründe zu dem Großaufgebot der Polizei im Wald der 4200 Einwohner zählenden Gemeinde?

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Die Wilhelm-Fischbach-Grillhütte in Daaden war am Samstagnacht Austragungsort einer Musikveranstaltung der rechtsextremen Szene. 190 Polizisten waren im Einsatz um diese zu beenden.
Daniel-D. Pirker

In der Samstagnacht lösten 190 Einsatzkräfte der rheinland-pfälzischen Sicherheitsbehörden eine rechtsextreme Musikveranstaltung in der gemeindeeigenen Wilhelm-Fischbach-Grillhütte auf. Unterstützt wurden sie von zahlreichen anderen Dienststellen, wie aus einem Pressetext des Polizeipräsidiums Koblenz hervorgeht. Demnach nahmen die Beamten von 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Identität auf aus „gefahrenabwehrenden Gründen“, wie es heißt. Danach wurden Platzverweise erteilt. Wie viele, schreibt die Polizei nicht. Wie das Polizeipräsidium auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, basierten die polizeilichen Maßnahmen auf Grundlage des Gefahrenabwehrrechts. „Durch das konsequente, aber auch deeskalierende Auftreten der Einsatzkräfte kam es nicht zu Auseinandersetzungen“, so die Polizei. Auch Ingewahrsamnahmen oder Festnahmen habe es keine gegeben.

Auftritt von in rechtsextremer Szene bekannten Band

Wie die Nachfrage unserer Zeitung bei dem Polizeipräsidium außerdem ergab, trat eine bekannte Szeneband auf. Wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt, führen solche Veranstaltungen zu einer weiteren Radikalisierung des Teilnehmerkreises, insbesondere in Verbindung mit entsprechender Musik und Liedtexten. In den Liedtexten rechtsextremistisch beeinflusster Bands können Gewaltbereitschaft, Ausländerhass, Nationalismus und Rassismus zum Ausdruck kommen.

Immerhin: Laut dem Polizeipräsidium Koblenz rekrutierten sich die Teilnehmer vor allem aus dem überregionalen Bereich, stammten mehrheitlich also nicht aus dem Kreis Altenkirchen. Klar ist laut Stadtbürgermeister Walter Strunk: Die Stadt als Eigentümer der tief im Wald gelegenen Hütte wusste im Vorfeld nichts von dem Hintergrund der Zusammenkunft. Ein Herdorfer Anwohner sei als Mieter aufgetreten. Eine Gästeliste werde vorab nicht verlangt. Zwischen 23 und 23.30 Uhr sei dann der Hüttenwart von der Polizei gefragt worden, ob sie die Veranstaltung auflösen dürfe. Der gab dem Vorhaben seinen Segen angesichts des Hintergrunds.

Wir sind alle sehr erschrocken, dass so eine Veranstaltung stattfinden konnte.

Daadens Stadtbürgermeister Walter Strunk

Strunk habe über Hinweise im Nachhinein erfahren, dass wahrscheinlich Musik aufgelegt worden sei und keine Band gespielt habe. Die Gefühlslage in der Stadt über die noch frische Nachricht fasst er wie folgt zusammen: „Wir sind alle sehr erschrocken, dass so eine Veranstaltung stattfinden konnte.“ Persönlich wie als Sozialdemokrat empfinde er die rechtsextreme Veranstaltung als unerträglich.

Ihm ist wichtig herauszustellen, dass die Stadt im Kampf gegen rechts und für Demokratie gut aufgestellt sei. Rechtsextreme Umtriebe seien seit den Auseinandersetzungen rund um die Flüchtlingsunterkünfte auf dem Stegskopf im benachbarten Emmerzhausen nicht mehr aufgetreten. Er begrüßt ausdrücklich den Einsatz der Polizei. Er kündigt abschließend an, dass sich der Rat eindringlich mit Maßnahmen beschäftigen werde, damit „das nicht mehr passiert“.

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