„Wir wollen die Zukunft unserer Wärmeversorgung besprechen“, sagt Ulrich Merzhäuser, Erster Beigeordneter der VG Kirchen, in Vertretung für Bürgermeister Andreas Hundhausen. Dazu sind noch Tim Kraft, Wirtschaftsförderer und Bauamtsleiter der VG Kirchen, sowie Vertreter der Westerwald-Netz GmbH und der Rhein-Sieg Netz GmbH erschienen.
„Die Menschen haben noch eine falsche Vorstellung davon, was die KWP ist und was sie nicht ist“, sagt Tim Kraft. Aber für alle sei das recht neu, wie Kraft zugibt. Es zielt darauf ab, dass Städte und Gemeinden nachhaltiger und klimafreundlicher heizen und das bis 2045 klimaneutral. Kraft betont aber auch: „Die Kommunale Wärmeplanung gibt keine direkten Verpflichtungen gegenüber den Bürgern.“
„Die KWP ist eine Orientierungs- und Priorisierungshilfe.“
Steffen Hombach, rhenag Rheinische Energie AG
Keiner muss also fürchten, dass man sich im kommenden Jahr eine Wärmepumpe einbauen lassen muss. „Die KWP ist eine Orientierungs- und Priorisierungshilfe“, erklärt Steffen Hombach von der rhenag Rheinische Energie AG. Es sei kein detaillierter Plan, wann wo ein Wärmenetz gebaut werde. In fünf Teilschritten soll untersucht werden, was in der Verbandsgemeinde Kirchen möglich ist. In einer Eignungsprüfung werden zuerst die Gemeinden in Teilgebiete unterteilt. Dann werde der Status quo erhoben, soll heißen: Welcher Wärmeverbrauch besteht derzeit, und wie hoch sind die Treibhausgasemissionen. In einer Potenzialanalyse sollen die lokal verfügbaren Potenziale erneuerbarer Energien und Abwärme und dann die Gebiete, die sich dafür eignen, ermittelt und zuletzt Maßnahmen auf den Weg gebracht werden.
Soweit die Theorie. Derzeit liegt der Wärmeverbrauch in der VG Kirchen bei 228 Gigawatt pro Jahr. Dieser Verbrauch könne durch die KWP um mehr als 115 Gigawatt, also gut die Hälfte, gesenkt werden. Geht man von den heutigen Sanierungsquoten an Gebäuden aus, ist ein Rückgang des Wärmeverbrauchs in der Verbandsgemeinde um gut 15 Prozent bis zum Jahr 2045 realistisch.
Wärmenetz nicht zwangsläufig geeignet
Die meistgewählte Technologie werde die Wärmepumpe sein. „Wir werden im ländlichen Raum weniger über Wärmenetze als über die Wärmepumpe reden“, so Kirchens Wirtschaftsförderer Kraft. Denn auch, wenn etwa für den Stadtbereich Kirchen ein Wärmenetz geeignet sein könnte, sei die wirtschaftliche Umsetzung nicht gesichert, wie Hombach klarstellt.
Hohes Potenzial sehen die Unternehmen bei der Solarthermie. Doch diese können nur auf Dach- oder Freiflächen errichtet werden. Und wirtschaftlich sinnvoll ist sie nur, wenn sich in der Nähe ein Wärmenetzgebiet befindet. Zudem müssen noch Hürden bei der Genehmigung mitgedacht werden.
Sind die Bergstollen eine Option?
Ein weiterer Punkt sind die Bergwerkstollen, von denen es in der Verbandsgemeinde mehrere gibt. Dort sind die Potenziale aber noch nicht genau quantifiziert. Ebenso habe man die Sieg im Blick, der Fluss soll noch näher ins Auge gefasst werden. „Dann sollten aber nicht alle Wehre abgebaut werden“, mahnt ein Bürger an.
Die Frage kommt auf, wo der ganze Strom herkommen soll, wenn die Häuser mit Wärmepumpen geheizt und die Bürger E-Autos fahren werden. „Das Stromnetz wird weiter ausgebaut“, sagt Julia Schüler von der Rhein-Sieg Netz GmbH. Bei der Erzeugung von Wasserstoff stehe man noch am Anfang. Und Biomasse ist nur stark restriktiv nutzbar. „Der Wald ist dann irgendwann weg“, bringt es Schüler auf den Punkt.
Zu Ende der Veranstaltung bleiben noch viele Fragen offen, wie Ulrich Merzhäuser feststellt. Nur eins ist klar: Das Ganze ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der Kommune, Bürger und Anbieter zusammenarbeiten müssen, wie Hombach während des Bürgerforums betont. Zum Schluss wird noch auf die Energieberatung der Verbandsgemeinde Kirchen verwiesen. Diese ist kostenlos jeden dritten Mittwoch im Monat, 14 bis 17.45 Uhr in der Lindenstraße 1 möglich.