Jährliche Reinigung
Betzdorfer Tunnel verwandelt sich in Tropfsteinhöhle
Mit einer an einem Unimog angebrachten Waschbürste werden die Tunnelwände- und decken von Schmutz befreit.
Daniel-D. Pirker

Nach fast 20 Jahren erfährt der St. Barbara-Tunnel zwischen Betzdorf und Kirchen erstmals eine Vollsperrung. Mehrere Reinigungs- und Wartungsarbeiten wurden durchgeführt. Eine nächste, weit umfangreichere Komplettschließung kündigt sich derweil an. 

Jetzt geht es los“, verkündet Steffen Nilius, stellvertretender Leiter der Straßenmeisterei Betzdorf, am Freitagabend um 20.46 Uhr. In diesem Moment nähert sich der Unimog der Straßenmeisterei Bogel langsam, aber zielstrebig dem Sankt Barbaratunnel. Für die kommenden vier bis fünf Stunden wird dieses Spezialfahrzeug die 378 Meter lange Röhre, welche die Verkehrsachsen von Betzdorf und Kirchen verbindet, Zentimeter für Zentimeter bearbeiten. Mit einer rotierenden Waschbürste wird Wasser unter Hochdruck auf die Wände gesprüht, was den Tunnel vorübergehend in eine Tropfsteinhöhle verwandelt. „Da geht einiges durch“, sagt Straßenwärtermeister Markus Boller und schätzt, dass der Wassertank im Laufe der Nacht wohl viermal nachgefüllt werden muss.

Bereits seit dem frühen Abend und bis etwa vier Uhr morgens ist der Tunnel vollständig gesperrt – ein Novum in seiner fast zwanzigjährigen Geschichte. Bislang wurden die jährlichen Reinigungs- und Wartungsarbeiten stets bei halbseitiger Sperrung durchgeführt. Ein wesentlicher Grund für die diesjährige Vollsperrung sind zusätzliche Maßnahmen, die „in einem Rutsch“ abgearbeitet werden: Parallel zur Tunnelreinigung werden etwa der Hangbewuchs entfernt sowie abgestorbene Bäume im Umfeld des Tunnelportals in Richtung Stadthalle und Alsdorf gefällt. Die Notwendigkeit, dass das beauftragte Forstunternehmen Utsch aus Katzenbach diese Fällarbeiten noch bei Tageslicht erledigen konnte, erklärt auch, warum die Sperrung bereits gegen 17 Uhr erfolgte.

Ein Mitarbeiter der Firma Spies reinigt eine Sicherheitskamera an der Tunneldecke.
Daniel-D. Pirker

Die Vollsperrung ermöglicht es zudem, diverse Arbeiten effizient zu bündeln. Entsprechend herrscht in dieser Nacht rege Betriebsamkeit im Tunnel. Allein fünf Mitarbeiter der Straßenmeisterei Betzdorf sind im Einsatz, unterstützt von zwei Kollegen der Straßenmeisterei Bogel und zwei Betriebselektrikern des LBM. Dazu gesellen sich die Arbeitskräfte der beauftragten Fachfirmen sowie das notwendige Großgerät. „Unter Vollsperrung lassen sich die Arbeiten für die Kollegen einfacher und sicherer durchführen“, unterstreicht Straßenwärtermeister Boller mit Blick auf die Sicherheitsvorschriften.

Laut der letzten Verkehrszählung vor fünf Jahren gehört der Barbaratunnel zu den meistfrequentierten Knotenpunkten der Region. Rund 33.000 Fahrzeuge nutzen täglich diese Verbindung zwischen Betzdorf und Kirchen. Ohne eine Vollsperrung wären die Arbeiter nicht nur einer erheblichen Belastung durch Lärm, Feinstaub und Abgase ausgesetzt, sondern auch einem hohen Sicherheitsrisiko.

Mit Hochdruck wird von der Firma Dineiger über einen Schlauch das Kanalsystem des Tunnels durchgespült.
Daniel-D. Pirker

Besondere Aufmerksamkeit gilt in dieser Nacht auch den Deckenleuchten des Tunnels. Mittels einer Hubarbeitsbühne kontrolliert und reinigt ein Mitarbeiter der Firma Spies Dürr die Beleuchtungskörper und ersetzt defekte Lampen bei Bedarf. Parallel dazu widmet sich die Firma Kanalservice Gebrüder Dineiger aus Wahlrod der Schlitzrinne, die für die Entwässerung des Tunnels unerlässlich ist. „Im Laufe eines Jahres sammelt sich dort eine Menge Schmutz an“, erläutert Nilius. Dieser müsse ausgespült werden, bevor er sich verfestigen könne, ergänzt Kollege Boller.

Das abfließende Wasser wird bis zur Verkehrsinsel vor der Polizeiinspektion geleitet. Dort sorgt ein Regenrückhaltebecken mit Ölabscheider dafür, dass das Schmutzwasser gereinigt wird und keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen können. Für die Reinigung der Kanalisation führen die Dineiger-Mitarbeiter an den Zugangspunkten einen Spezialschlauch ein, der das System mit Hochdruck durchspült.

Bereits seit dem frühen Abend kümmerten sich die Mitarbeiter der Firma Utsch um Gehölzarbeiten im Tunnelaußenbereich Richtung Alsdorf.
Daniel-D. Pirker

Wenn am nächsten Morgen der Verkehr wieder rollt, werden die ersten Autofahrer von den nächtlichen Arbeiten vermutlich allenfalls den reduzierten Bewuchs im Tunnelumfeld und eine gewisse Restfeuchtigkeit in der Röhre bemerken. Sie werden sich in Zukunft auf eine weit umfangreichere Vollsperrung einstellen müssen. Die Planungen für eine technische Erneuerung des Tunnels laufen, erklärt Straßenmeisterei-Chef Christian Willwacher. Irgendwann, eventuell 2026 oder 2027, würden die Arbeiten dann für vier bis sechs Wochen unter Vollsperrung vorgenommen.

Über 30.000 Fahrzeuge passieren täglich im Durchschnitt den Barbaratunnel. Während der Reinigungs- und Wartungsarbeiten sind Umleitungen über das Imhäusertal eingerichtet worden. Auch die Schützenstraße auf dem Struthof ist übergangsweise geöffnet.
Daniel-D. Pirker

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