Der neue Stadtbürgermeister war in den Räumen schon einmal zu Gast gewesen, damals allerdings als Brandmeister der Betzdorfer Feuerwehr. Der Gymnasiallehrer für Sport und Geografie hielt dort einen Vortrag zur Geschichte der Feuerwehr in der Stadt an Sieg und Heller. Dies allein zeigt schon, dass der 35-Jährige Interesse an der Historie seiner Heimatstadt hat.
Einer seiner Vorgänger im Amt, Vorstandsmitglied Michael Lieber, ging in seiner Festansprache auf die Entwicklung des Geschichtsvereins ein. 1989 kam Lieber nach Betzdorf, um dort Bürgermeister zu werden. Sein Kenntnisstand war, vorsichtig ausgedrückt, ausbaufähig, wie er humorvoll einräumte: „Ich wusste nur, dass es dort eine Landeszentralbank gab, mehr nicht“, erinnerte er sich gleich zu Beginn seiner Ausführungen an seine Anfangszeiten.
Kenntnisse angelesen
Viele Jahre sind seitdem ins Land gegangen, und der ehemalige Bürgermeister der alten Verbandsgemeinde und der Stadt Betzdorf ist mittlerweile ein ausgewiesener Kenner deren Geschichte. Die Lektüre diverser Bücher über Betzdorf, die der bekennende „Bücherfreund“ in die Runde zeigt und anschaulich vorstellt, haben ihm geholfen, erzählte er.
Der BGV hat eine eigene Schriftenreihe über die Eisenbahnerstadt ins Leben gerufen. „Ich habe immer gespürt, dass es in der Stadt eine Sehnsucht gibt, die Geschichte aufzuarbeiten“, meinte Lieber. Sport- und Schützenverein sowie Chöre verfassten Chroniken, aber es fehlte ein Organ, das Historisches und Wissenswertes bündelte. Und es brauchte jemanden, der voranging, wie eben Ernst-Helmut Zöllner, der verstorbene Gründungsvorsitzende des BGV.
Verein ist ohne Vorsitzenden
An seiner Seite sei in erster Linie Gerd Bäumer zu nennen. Ohne den Geschäftsführer wäre der Verein nicht das, was er heute ist. Ihm und seiner unermüdlichen Arbeit sei es zu verdanken, dass es Außenstehenden nicht wirklich auffalle, dass der BGV seit geraumer Zeit, nach dem altersbedingten Rücktritt des Ehrenvorsitzenden Heinz Stock – auch er mit vielen Verdiensten um den Verein – ohne Mann oder Frau an der Spitze auskommen müsse.
Das alltägliche Geschäft des Vereins läuft weiter, unter der zu Beginn der Gründung 2004 ausgegebenen Devise „Geschichte sichtbar machen“. Sichtbar machen in Form von Publikationen, Ausstellungen, Kalendern, Fahrten und der Arbeit im Archiv im „Haus der Geschichte“, das der Verein auch für Archivmaterial der Stadt vorhält.
Lieber hob die Bedeutung des BGV hervor: „Wir brauchten etwas, was das Ganze zusammenhält“, sagt er, „sammeln, sichten, aufarbeiten, dokumentieren und bewahren für die Zukunft.“ Der ehemalige Bürgermeister und Landrat sprach von einer Erfolgsgeschichte, die der Verein selbst geschrieben habe und weiter schreibe. Der neue Stadtbürgermeister – qua Amt Mitglied im Vorstand – sieht es ähnlich.
Geschichte bleibt lebendig
„Es gilt, die Vergangenheit in verschiedenen Formen Revue passieren zu lassen und auch Ausblicke auf die Zukunft zu geben“, sagte Behner im Gespräch. Beim Gedanken an den BGV würden ihm Stichworte wie Fotos und Kalender einfallen – und die Donnerstagabende, denn dann habe der BGV in der Regel sein „Haus der Betzdorfer“ Geschichte geöffnet. Besuche im Domizil des Vereins von Gruppen, wie beispielsweise von Schulklassen und Vereinen, seien auch nach Absprache möglich.
Zudem halte der BGV auch Vorträge, wie etwa seit Jahrzehnten bei Seniorennachmittagen in Bruche. Betzdorf ohne Geschichtsverein, das mochte sich der junge Stadtbürgermeister nicht vorstellen. „Der Verein muss weiter bestehen bleiben“, erklärte er. Der 35-Jährige kann als Stadtbürgermeister und damit neues Vorstandsmitglied tatsächlich eine Verbindung zur jüngeren Generation schlagen.
Der Tag der offenen Tür bewies aber, dass der Verein in der Gegenwart aktiv ist: Zahlreiche Besucher strömten ins Betzdorfer Haus der Geschichte. Sie konnten die Ausstellung über Chöre der alten Verbandsgemeinde besichtigen, auf dem Büchertisch stöbern und bei Getränken und Gegrilltem miteinander plaudern.
Kalender der breiten Öffentlichkeit gezeigt
Geschäftsführer Bäumer nutzte die Gelegenheit, um erstmals in einem größeren öffentlichen Rahmen – vor Publikum – den neuen Kalender „Heimat im Wandel der Zeit“ 2025 vorzustellen, der ab sofort erhältlich ist. Diesen Kalender hat der Verein von der örtlichen SPD „geerbt“, und somit ist nun die 40. Auflage erschienen – 300 Exemplare für einen Einzelpreis von 10 Euro.
Aufmacher sind dieses Mal die Partnerschaften, die Betzdorf mit Decize und Ross-On-Wye verbindet. Das von Simon Bäumer originell gestaltete Titelblatt zeugt von den langjährigen Freundschaften. Die Dauerthemen im beliebten Aushängeschild und Geschenkartikel des BGV, wie Vereine, Brauchtum, kirchliches Leben, städtische Entwicklung und Hinweise auf anstehende Jubiläen – auch in den Gemeinden der Alt-Verbandsgemeinde – sind ebenso zu finden.
Der Kalender 2025 des BGV ist unter anderem im Bürgerbüro des Rathauses sowie in der Buchhandlung Mankel Muth in Betzdorf erhältlich.