Familie Morgen aus Kausen, dem knapp 800-Einwohner-Dorf in der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, hat bereits einiges an Leid erfahren – besonders Tochter Sina, die gesundheitlich stark beeinträchtigt ist. Doch nun, pünktlich zu Weihnachten, erhielt die 20-Jährige eine frohe Botschaft, die ihr zu einem selbstbestimmteren Leben verhilft. Möglich gemacht hat das HELFT UNS LEBEN (HUL), die Initiative unserer Zeitung, dank großzügiger Spenden von Leserinnen und Lesern.
Nachdem sich ein Redakteur zuvor ein Bild der Situation in Kausen gemacht und ein langes Gespräch mit Sina und ihrer Mutter Susanne geführt hatte, entschied der HUL-Vorstand: Die junge Frau muss die Chance erhalten, ihren Alltag selbst zu gestalten. Dafür muss ein ganz besonderes Auto her.
„Du glaubst nicht, was im ersten Türchen des Adventskalenders für dich ist. Dein erstes Auto. Wir haben uns riesig gefreut.“
Susanne Morgen bei der Fahrzeugübergabe in Katzenelnbogen
„Es war so eine schöne Überraschung, als der Anruf von HELFT UNS LEBEN am ersten Dezember kam“, sagt Mutter Susanne bei der Übergabe beim Autohaus Wöll in Katzenelnbogen. Wenig später habe sie dann zu Sina gesagt: „Du glaubst nicht, was im ersten Türchen des Adventskalenders für dich ist. Dein erstes Auto. Wir haben uns riesig gefreut.“

Familie Morgen hat aufgrund der Krankheit von Sina mit kompliziertem Verlauf einiges zu schultern. Sie tut das gemeinsam mit viel Einsatz, enormen Willen und lässt sich nicht unterkriegen. Trotzdem kommen die Kausener an ihre Grenzen – finanziell und gesundheitlich. Die Schilderungen klingen dramatisch: Bereits seit Kindheit an leidet Sina an Rheuma, vor einigen Jahren erlitt sie dann zudem eine schwere Nervenerkrankung, die sie beinahe das Leben kostet. Zwischenzeitlich seien Sina keine Überlebenschancen mehr eingeräumt worden, erzählte die Mutter damals im Gespräch mit unserer Zeitung.
Krankheit führte zu massiven Schwierigkeiten
Die 20-Jährige verbrachte ein Jahr reglos im Bett, war danach drei Jahre komplett an den Rollstuhl gefesselt. Dass sie seit März dieses Jahres wieder stehen und zumindest wackelig gehen kann, grenzt regelrecht an ein Wunder. Allerdings kann sie von den Knien abwärts Beine und Füße nicht spüren, was ihr massive Schwierigkeiten im Alltag verursacht.
Ihr geliebter Motorroller muss stehen bleiben, auch bei Bus und Bahn ist das Risiko zu stürzen zu groß. Eine andere Lösung musste also her, um der jungen Frau zu helfen. Wie andere Menschen in ihrem Alter trifft sie sich gern mit Freunden, singt im Chor in Betzdorf, geht Shoppen und ist zudem dabei, ihren Realschulabschluss an der BBS in Wissen nachzuholen. Anschließend möchte sie Erzieherin werden. Ohne mobil zu sein, ist das in Kausen aber nur schwer möglich.
„Sina und ihre Eltern hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht, aber sie haben die schwere Zeit gemeinsam durchgestanden.“
Manuela Lewentz-Twer, Vorsitzende des Vereins HELFT UNS LEBEN
Mutter und Vater opfern sich zwar für ihr Mädchen auf, kommen aber mitunter auch ans Ende ihrer Kräfte. Ein Schlaganfall, den Susanne Morgen in diesem Jahr erlitt, ging, Gott sei Dank, glimpflich aus, hat aber dennoch Spuren hinterlassen.
„Sina und ihre Eltern hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht, aber sie haben die schwere Zeit gemeinsam durchgestanden“, sagt Manuela Lewentz-Twer, die Erste Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins in Koblenz, und verdeutlicht: „Ein Auto für Sina ist eine wichtige Anschaffung für ein besseres Leben.“ Das Mädchen habe nun mehr Freiheit im Alltag und ihre Eltern ebenso. „Nun können wir sie zum ersten Mal loslassen“, sagt Mutter Susanne voller Stolz und zu Tränen gerührt.
Autohaus-Inhaber Mark Beck erklärte Besonderheiten des Fahrzeugs
Und tatsächlich: Für mehr als 26.000 Euro konnte ein guter gebrauchter Polo von Volkswagen mit einer sogenannten Ein-Hand-Bedienung beschafft werden. Mithilfe dieses Joysticks, direkt neben dem Lenkrad, kann Sina das Auto steuern, Gas geben und Bremsen. „Ohne die Pedale mit den Füßen zu bedienen“, erklärt Mark Beck, der Inhaber des Autohauses Wöll in Katzenelnbogen, die Funktionsweise.
Derzeit macht Sina den Führerschein, den sie voraussichtlich im Januar in Händen halten wird. Sie sehnt diesen Moment herbei. „Ab dem Tag werde ich selbstständiger und mobiler sein. Dann muss ich nicht mehr von Mama und Papa gefahren werden“, sagt die 20-Jährige, für die dann ein neuer Lebensabschnitt beginnen wird.
