Bergwerk Alexander soll sichtbar werden
Bergwerk Alexander als Tourismusziel? Kirchen öffnet das Fenster zur Erde
Mit der Freilegung des Eingangs des Bergwerks Alexander wird Heimatgeschichte sichtbar. Nach der anfänglichen Kobalterzgewinnung Obertage wurde ab 1786 der Alexander Erbstollen vorgetrieben, der 1788 den Erzgang erreichte. 1848 folgte schließlich die Betriebseinstellung.
Daniel-D. Pirker

Lange war er hinter Bäumen verschwunden, jetzt ist er wieder freigelegt: der Zugang zum Stollen des stillgelegten Kobalterzbergwerks Alexander. Was damit touristisch alles passieren soll, haben Tourismusmanager Sven Wolff und Geologe André Hellmann beim Pressegespräch mit der Rhein-Zeitung erzählt.

Mit der Freilegung des Eingangs des Bergwerks Alexander wird Heimatgeschichte sichtbar. Nach der anfänglichen Kobalterzgewinnung Obertage wurde ab 1786 der Alexander Erbstollen vorgetrieben, der 1788 den Erzgang erreichte. 1848 folgte schließlich die Betriebseinstellung.
Daniel-D. Pirker

Dieses Projekt könnte zu einem touristischen Leuchtturm, nicht nur im Oberkreis werden. Und mit dem Geologen André Hellmann konnte ein wahrer Bergbauexperte gewonnen werden. Über viele Jahre werden die zahlreichen Spaziergänger und Radfahrer, die täglich den rund 900 Meter langen Weg entlang der Sieg zwischen den Kirchener Ortsteilen Riegel und Schwelbel passieren, kaum Notiz genommen haben von einem Tor in vergangene Zeiten. Nun ist das sogenannte Mundloch, der Eingang, des Stollens des längst stillgelegten Kobalterzbergwerks Alexander freigelegt. Bäume sind verschwunden, eine schwere Tür installiert und ein Schriftzug inklusive des Symbols einer Krone angebracht.

Doch das ist lediglich der Anfang hin zu einer weit umfangreicheren wissenschaftlichen und vor allem touristischen Erschließung des Bergwerks. In einem Pressegespräch stellte der Tourismusmanager der Verbandsgemeinde Kirchen, Sven Wolff, das Projekt in einem größeren Rahmen innerhalb der touristischen Weiterentwicklung der Region vor und präsentierte die kommenden Schritte.

Spazierweg soll touristisch aufgewertet werden

Ausgangspunkt für das Projekt ist die Strategie der Verbandsgemeinde und Stadt Kirchen, den Spazierweg als Teil des neuen Burgenwanderwegs touristisch aufzuwerten. Neben allgemeinen Informationen zur Geologie der „Siegener Hauptaufschiebung“ (Hunsrückschiefer) und in der Fortführung weiter hinauf zur Alexanderhöhe sollen markante Punkte sichtbar gemacht werden: das ehemalige Zechenwaldhaus der Familie Becher, die Dachschiefergrube zehn Meter siegabwärts Richtung Schwelbel – und der tiefe Stollen der ehemaligen Kobalterzgrube Alexander. Verschiedene Infotafeln sollen die geschichtlichen und wissenschaftlichen Hintergründe liefern.

Eine wichtige Zwischenetappe ist bereits genommen: das verschüttete Stollenmundloch aufzuspüren und zu öffnen. Unter Mitwirkung des Bauhofs hat dies Experte Hellmann mit seiner Firma Core Power Mitte 2022 angegangen, wie Tourismusmanager Sven Wolff berichtet. Erste Ergebnisse sind bereits sichtbar.

Begleitend strebt die Verwaltung die Ausweisung als Geotop an. Sie werden auch als Geoarchive oder Fenster zur Erdgeschichte bezeichnet. Allein daraus lässt der Wert für mögliche pädagogische Angebote ableiten, Stichwort Geotour. Wolff schloss auch nicht eine Weiterentwicklung zum sogenannten Geopunkt aus. Was dies für weitere Chancen zur Weiterentwicklung bedeuten könnte, wird am Besucherbergwerk Schieferstollen in Brachbach deutlich, das die Bezeichnung im Namen führt und auch Gruppenführungen anbietet.

Geologe hat sich der Erforschung des Bergbaus im Siegerland verschrieben

Für die Erfüllung des weiteren Ziels – die wissenschaftliche Untersuchung als Fundament für die touristische Weiterentwicklung – ist erneut Geologe Hellmann gefragt. Seit seinem 14. Lebensjahr hat sich der gebürtige Eisener der Bergbauforschung mit Schwerpunkt Siegerland verschrieben. Geologie, Mineralogie und Montanhistorik sind die Leidenschaften des promovierten Forschers. Bereits seit zwölf Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Kobaltstollen am Alexander.

Mittlerweile ist Hellmann laut Eigenaussage in seiner Forschung an einem Punkt angekommen, in dem alle ihm zur Verfügung stehenden Informationsquellen ausgeschöpft sind. Die Archive sind alle „ausgeforstet“, wie er sagt. Nun hofft man auf Privatpersonen, die mit historischen Hintergründen zum Bergwerk Alexander helfen können.

Bergbauexperte André Hellmann zeigt Stücke von Smalte, sehr grob vereinfacht, einem Glas, das aus Kobalt gewonnen wird.
Daniel-David Pirker

Expertise des Geologen soll dem Tourismus zugutekommen

Seit 2020 ist Hellmann in Kooperation mit der Stabsstelle Tourismus dabei, sein umfangreiches Wissen auszubauen. Zur Demonstration hat der promovierte Geologe Gesteinsproben zum Pressetermin gebracht – aber nicht nur. Blaue Babyfaust-große Objekte ragen deutlich heraus. Es handelt sich um Smalte, ein gepulvertes Glas aus Kobalt. Lange war es die Grundlage, um etwa Flaschen einzufärben.

Smalte, ein mit Cobaltoxid blau gefärbtes Kalium-Silikatglas, wurde bis ins 19. Jahrhundert in Blaufarbenwerken hergestellt und als Pigment verwendet. Wie Hellmann erklärt, wurden im Fall des Bergwerks Alexander die Kobalterze in Schwarzenau (heute Stadtteil von Bad Berleburg) geröstet, um dann nach Hasserode (Sachsen-Anhalt) geschickt und schließlich zu blauer Farbe verarbeitet zu werden.

Genau solche historischen Hintergründe könnten also in Zukunft tiefgründig und gleichzeitig verständlich erlebbar werden. Einige Aufgaben sind bis dahin noch zu erledigen. Und dann? „Wer weiß, was da noch alles möglich ist?“, sagt André Hellmann.

Top-News aus der Region