Kreis Altenkirchen
Bei der Frauenförderung ist der Kreis Altenkirchen vorbildlich
Julia Bieler, Gleichstellungsbeauftragte Kreis Altenkirchen
Marcelo Peerenboom

Kreis Altenkirchen - Von einer solchen Quote können Frauenbeauftragte großer Unternehmen nur träumen: Bei der Altenkirchener Kreisverwaltung liegt der Anteil der weiblichen Belegschaft bei 58 Prozent.

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Wie Kreissprecherin Christina Held mitteilt, umfasst die Belegschaft der Kreisverwaltung 447 Personen, davon sind 188 männlich und 259 weiblich. Recht ordentlich ist der Frauenanteil auch in der Führungsetage des Kreishauses, zu der 42 Personen vom Referatsleiter bis zum Landrat gehören. Unter diesen befinden sich 10 Frauen (23,8 Prozent). Legt man hier die Quote zugrunde, die die Bundesregierung für Aufsichtsräte plant (30 Prozent), dann müsste die Kreisverwaltung allerdings noch aufholen.

Mit den aktuellen Zahlen (Stand 31. Dezember 2013) ist Gleichstellungsbeauftragte Julia Bieler aber sehr zufrieden, wie sie im RZ-Gespräch erläutert: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Seit sechs Jahren ist sie für die Gleichstellung von Frau und Mann im Kreis Altenkirchen zuständig und hat in dieser Zeit beobachtet, wie sich einiges verändert hat – nicht nur die Frauenquote selbst. Erfreut nimmt sie zur Kenntnis, wie viele ihrer männlichen Kollegen inzwischen die Vätermonate innerhalb der Elternzeit nach Geburt des Kindes nutzen. Einige Herren übernehmen sogar die Elternzeit komplett.

Ebenso steigt der Bedarf nach möglichst flexiblen Arbeitszeitmodellen. Auch hier präsentiert sich die Kreisverwaltung mustergültig. „Wir haben ja auch eine Vorbildfunktion“, betont Christina Held und berichtet, dass fast jedes individuelle Arbeitszeitmodell akzeptiert wird, das sich mit den Arbeitsabläufen der Verwaltung vereinbaren lässt. Für alle Beschäftigten gilt zwar eine Kernarbeitszeit von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Doch selbst von diesem zeitlichen Gerüst kann nach Absprache abgewichen werden.

Wie Gleichstellungsbeauftragte Bieler erläutert, wissen die Beschäftigten diese Flexibilität der Kreisverwaltung zu schätzen. So gibt es immer eine Lösung, wenn das Kind mal krank ist, heulend aus dem Kindergarten abgeholt werden muss oder es gerade Probleme in der Kinderbetreuung gibt. Und wenn's gar nicht anders geht, kann man sogar seinen Nachwuchs mitbringen. Eigens dafür gibt es ein Büro mit Spielecke, das für diese Fälle genutzt werden kann.

Julia Bieler hat allerdings nicht nur die interne Aufgabe, für die Gleichstellung zu sorgen – was auch beinhaltet, dass sie in alle Stellenbesetzungsverfahren eingebunden wird. Sie ist darüber hinaus auch extern tätig und engagiert sich gemeinsam mit den Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinden in Form von Veranstaltungen, Infoständen und Seminaren für das Thema. Am Dienstag trifft sie sich wieder mit ihren Kolleginnen und bespricht die nächsten Aktionen (siehe „Ausblick 2014“).

Gerne sähe es Julia Bieler, wenn sich noch mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren würden. Unter den 46 Kreistagsmitgliedern finden sich aktuell nur 10 Frauen. Zur Wahl vor fünf Jahren hatte sie eigens Seminare im Vorfeld der Wahl organisiert. Mangels Interesse musste sie diese wieder absagen. Daher geht sie diesmal einen anderen Weg: Sie wendet sich nach der Wahl an die Neueinsteigerinnen in der Ratsarbeit und will ihnen mit einem Rhetorikseminar wichtiges Rüstzeug mit an die Hand geben. „Daran dürfen übrigens auch gerne Männer teilnehmen“, unterstreicht sie. Und noch etwas wünscht sich Julia Bieler: „Dass Frauen nicht mehr benachteiligt werden.“ In diesem Sinne bleibt für sie weiter viel zu tun. (mp)

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