Betzdorf
Beerdigung Pastor Koch: Einen großartigen Geistlichen verabschiedet
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Betzdorf. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ist am Samstag in Betzdorf Pastor Georg Koch beerdigt worden. Rund 1000 Trauergäste nahmen an der Auferstehungsmesse mit der anschließenden Beisetzung teil. 31 Jahre lang war Koch Pfarrer von Betzdorf sowie der späteren Pfarreiengemeinschaft gewesen; am 18. Juni ist er im Alter von 71 Jahren gestorben.

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Von unserer Mitarbeiterin Eva-Maria Stettner

Da so viele Menschen Abschied von dem beliebten katholischen Seelsorger nehmen wollten, hatte man auch Bänke neben die St.-Ignatius-Kirche gestellt und die Messe auf Bildschirm nach draußen übertragen. Hauptzelebrant war der Trierer Generalvikar Georg Bätzing (gebürtig aus Brachbach), neben ihm zahlreiche Konzelebranten. Zur Messe läuteten die Glocken der evangelischen Kirche – auch der evangelische Pfarrer Heinz-Günther Brinken wirkte bei der Zeremonie mit.

Mit 40 Messdienern aus Betzdorf, Bruche, Scheuerfeld, Wallmenroth und Dauersberg zogen die Geistlichen in die St.-Ignatius-Kirche ein, wo am Altar Pastor Kochs schlichter Holzsarg aufgebahrt war, darauf ein Kreuz, ein Messkelch und die Priesterstola – davor ein Herz aus roten Rosen. Seitlich standen Trauerkränze und ein Bild von Koch, der selbst die Gedichte und Lieder für die Messe festgelegt hatte: als Einführungstext „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“ von Hanns Dieter Hüsch, als Meditation das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse. Als Eröffnungslied erklang „Nun danket all“ mit Orgel und Trompete.

Ein Fest der Auferstehung gewünscht

Generalvikar Bätzing dankte den vielen, die gekommen waren, um des Verstorbenen zu gedenken, und den zahlreichen Konzelebranten, darunter auch die Pastoren Gerhard Hensel (Cousin von Georg Koch, wie er gebürtig aus Niederfischbach) und Peter Bleeser (gebürtig aus Betzdorf), Bischofsvikar Werner Rössel, der am 24. Juni 1973 mit Georg Koch zum Priester geweiht worden war, und alle Seelsorger des Dekanats. Im Namen von Bischof Dr. Stephan Ackermann und des Verstorbenen sagte Bätzing besonders den Gläubigen aus der Pfarreiengemeinschaft Danke für die Begleitung, die der zuletzt schwer kranke Georg Koch gerade in den letzten Wochen gehabt hat: „Er war hier leidenschaftlicher Pastor und Kooperator, Ruhestand war ihm nicht lang vergönnt. Er hat sich ein Fest der Auferstehung gewünscht, denn aus der Botschaft der Auferstehung heraus hat er gelebt.“

Die musikalische Gestaltung der Messe übernahmen im Wechsel der Kirchenchor Betzdorf, die Kirchenchöre Bruche/Scheuerfeld/Wallmenroth und der Jugendchor Haste Töne. Die Lesung erfolgte aus dem 1. Petrusbrief 3,15 – Kochs Primizspruch – und das Evangelium nach Lukas 5,1 ff: Es ist der Auftrag von Jesus an die Fischer, als seine Jünger Menschen zu „fangen“. Die Predigt hielt Pastor Gerhard Hensel, der kürzlich noch bei seinem Cousin war. Koch hatte ihm auf ein Brett geschrieben, was er sagen sollte. „Ich habe noch nie in meinem Leben und 50 Jahren im Dienst ein so langes und intensives Gespräch in wenigen Worten geführt“, so Hensel.

Auch in der letzten Zeit seines Leidens habe Georg Koch noch die „Zwischenrufe“ an seine Gemeinde geschrieben, die aus der Schwäche heraus noch viel mehr gewirkt und den Gläubigen gut getan hätten. Aus Schwäche heraus erwachse auch Stärke, führte er auch Kochs Kindertage vor Augen – Kriegs- und Nachkriegszeit, in der man lernte, mit wenig zufrieden zu sein.

Viele berührende Dankesworte

Auch Dankesworte wurden in dem Gottesdienst mit Eucharistie gesprochen. Hans-Werner Söhngen (Verwaltungsratsvorsitzender St. Ignatius Betzdorf) dankte dem Verstorbenen für die langjährige gute Zusammenarbeit, für ein stets freundliches Miteinander und viele entstandene Freundschaften: „Lieber Georg, Du wirst uns immer unvergessen bleiben.“ Michael Pagnia (Pfarrgemeinderats-Vorsitzender Heilige Familie Bruche) sagte, man habe mit Koch viele inspirierende Stunden verbracht: „Auch vor unangenehmen Themen machte er nicht Halt, legte den Finger in die Wunde und war für manchen Kirchenoberen zu kritisch. Er hat Spuren in unseren Herzen und in unserem Leben hinterlassen, viele Menschen für Gott begeistert, mit seinen geistreichen Worten auch Angehörige anderer Konfessionen erreicht, Türen geöffnet.“

Werner Neuhaus sprach im Namen der Kirchenchöre, die mit „Jerusalem“ eines von Kochs Lieblingsliedern sangen: „Er war Freund und Gönner der Kirchenmusik, hatte immer ein offenes Ohr für uns, auch wenn er selbst kein großer Sänger war.“ Dechant Rudolf Reuschenbach sprach Kochs Familie im Namen des gesamten Dekanats, wo Koch auch mehrere Jahre Dechant war, seine Anteilnahme aus. Pfarrer Heinz-Günther Brinken versteht Kochs Zwischenruf, sich mit einem Gebet einen Ruhepol in aller Hektik zu schaffen, als dessen Vermächtnis.

Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato hob hervor, dass Koch das Credo „persönliche Freiheit“ lebte: „Er nahm kein Blatt vor den Mund, sprach vielen Menschen aus der Seele. Diesen Mut schätzen viele, auch ich, denn er war ein Mann, der mit der Zeit ging, ein Geistlicher zum Anfassen, keiner von oben herab. Das hat Vertrauen und Nähe geschaffen. Die Verbandsgemeinde Betzdorf und ich verneigen uns vor Georg Koch. Wir verlieren einen großen Menschen, der aus Liebe, Güte und Achtsamkeit seine Berufung lebte.“

Über den Kreis hinaus geschätzt

Landrat Michael Lieber hob hervor, dass Koch über die Grenzen des Landkreises hinaus geschätzt und ihm selbst ein Freund in guten und schlechten Tagen gewesen ist: „Menschenfischer sein hat uns verbunden. Kommunikator bleibt er über seinen Tod hinaus.“ Kraft in diesen Tagen wünschte Lieber Kochs Familie und Peter Stratmann. Fabian Bodora (Pfarrgemeinderat St. Ignatius) hielt eine von Koch gewünschte Ansprache und betonte, dass die Beziehung zwischen ihm als Hirten und seiner Gemeinde besonders sei: Sein unverwechselbarer Humor sei leitendes Motiv in seinem Leben gewesen, in seinem priesterlichen Leben sei er echt Mensch gewesen. Die Verbundenheit zwischen ihm und der Gemeinde sei auch während Kochs Krankheit nicht abgerissen: für ihn habe es nichts Wichtigeres gegeben habe als die persönliche Freiheit seiner Gemeindemitglieder: „Georgs Leben und seine Botschaft sind ein Auftrag an uns. Und in diesem Auftrag bleiben wir für immer verbunden mit unserem Pastor, einem Propheten der Freiheit!“ Großen Applaus gab es da.

Stellvertretend für die Familie von Koch sprach dessen Schwager Prof. Dr. Peter Löcherbach: „Ein prägendes Familienmitglied gehen zu lassen, ist schwer – und schwer, dass so einem Mann zum Schluss die Sprache abhanden gekommen ist. Wir sind dankbar für die große Unterstützung in den letzten Monaten, besonders möchten wir Peter Stratmann danken.“ Auch hier gab es Applaus.

Nach dem Schlusssegen erfolgte bei strömendem Regen die vom Musikverein Scheuerfeld und der Stadtkapelle Betzdorf begleitete Prozession durch die beflaggten Straßen zum Betzdorfer Friedhof, wo Diakon Bernd Molzberger und Pastor Helmut Mohr die Beerdigung leiteten. Die verweinten Messdiener sagten ihrem guten Hirten jeder mit einer weißen Rose auf Wiedersehen. Auf Pastor Kochs Wunsch sangen alle das Lied „Preis dem Todesüberwinder“.

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