Geräte, Kabel und Fahrzeuge
Baustellen-Diebstähle treffen Firmen im Westerwald
Laut Polizei Koblenz können Bewegungsmelder oder Kameraüberwachungen (bei Baustellen außerhalb des öffentlichen Raums) abschreckend auf Langfinger wirken.
Thomas Leurs

Häufig sind Baustellen im Visier von Dieben. Dann verschwindet schon mal hochwertiges technisches Equipment wie Baustellenfahrzeuge oder Werkzeuge spurlos. Wir haben mit einem Betrieb im Westerwald und der Polizei gesprochen.

Diebstähle auf Baustellen sind im Westerwald keine Seltenheit. Egal ob Kabel, Leitungen, Baumaterial oder Werkzeuge - Langfinger haben auf viele Sachen ein Auge geworfen. Diese Erfahrung machte auch die Firma Türk-Quercia aus Ötzingen, die Pflasterarbeiten auf diversen Baustellen ausführt. Wie Firmenchef Raffaele Quercia und seine Frau Angelika Quercia im Gespräch mit unserer Zeitung berichten, wurde zwei Mal eine hochwertige Flex aus einem ihrer Baustellenfahrzeuge gestohlen. „Der erste Fall ereignete sich am 1. März 2019, der zweite am 26. März 2025“, berichtet Angelika Quercia. Beide Diebstähle ereigneten sich, als das Firmenfahrzeug in Wohnstraßen nachts abgestellt war.

Beim aktuellen Fall wurde eine Scheibe eingeschlagen, um an die Flex zu kommen. Die Eheleute vermuten, dass zuvor der Wagen ausgekundschaftet wurde. Ebenso wurden früher bereits ein Stromaggregat sowie eine Pflasterverlegemaschine entwendet. Man habe umgehend Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet, doch in beiden Fällen wurde bislang kein Täter ermittelt. „Meiner Empfindung nach haben die Diebstähle auf Baustellen die letzten Jahre zugenommen. Es ist auch ein Problem, dass es nur geringe Strafen gibt“, findet Raffaele Quercia klare Worte. Insgesamt seien solche Diebstähle „eine Sauerei“. Gerade als kleines Unternehmen mit acht Mitarbeitern treffen solche Fälle die Firmen schwer. „Man muss sinnvoll haushalten und es ist schwer, Mitarbeiter zu finden“, so Angelika Quercia. Allen die Reparatur des Baustellenfahrzeugs habe 1100 Euro (Versicherung) gekostet, der Schaden der geklauten Flex belaufe sich auf 1500 Euro.

Auch das Firmenfahrzeug der Firma Türk-Quercia aus Ötzingen, die Pflasterarbeiten durchführt, wurde von Dieben nicht verschont - eine Scheibe wurde beschädigt und eine hochwertige Flex aus dem Innenraum gestohlen.
Firma Türk-Quercia

Großbaustellen schrecken Diebe ebenfalls nicht ab - so wurden Ende April 2024 30 Meter Starkstromkabel von der Hallenbad-Baustelle an der Glockenspitze in Altenkirchen entwendet. Der Schaden lag im unteren fünfstelligen Bereich. Damals befand sich das Gebäude noch im Rohbau, die Polizei berichtete zu dieser Zeit, dass der Abtransport der Kabel aufgrund der Masse mit schwerem Gefährt durchgeführt worden sein muss. Ein beliebtes Beuteziel sind Kupferkabel und Kupferrohre - diese wurden zuletzt in der Nacht vom 13. März von einer Baustelle im Dammweg entwendet.

Die Polizei Koblenz liefert auf Nachfrage unserer Zeitung einen Überblick über die Fallzahlen aus dem Präsidialbereich gemäß der polizeilichen Kriminalstatistik. So wurden im Kreis Altenkirchen beispielsweise im Jahr 2024 insgesamt neun Fälle (im Bereich Einfacher Diebstahl in/aus überwiegend unbezogenen Neu- und Rohbauten und Baustellen registriert (Aufklärungsquote der Polizei: 22,2 Prozent), im Bereich Schwerer Diebstahl in/aus überwiegend unbezogenen Neu- und Rohbauten und Baustellen betrug die Zahl 5 (Aufklärungsquote: 0 Prozent). 2023 betrug die Zahl der einfachen Diebstähle 9 Fälle, (Aufklärungsquote 33,3 Prozent) sowie im Bereich schwerer Diebstahl von Baustellen 13 Fälle (Aufklärungsquote 15,4 Prozent). Im Westerwaldkreis wurden 2024 zwölf Fälle im Bereich einfacher Diebstahl registriert (Aufklärungsquote 25 Prozent), sowie vier Fälle im Bereich schwerer Diebstahl (Aufklärungsquote: 0 Prozent). 2023 betrug die Zahl der einfachen Diebstähle 22 (Aufklärungsquote 13,6 Prozent) und 11 Fälle im Bereich schwerer Diebstahl von Baustellen (Aufklärungsquote 0 Prozent).

Insgesamt ist die Aufklärungsquote im Bereich Schwerer Diebstahl in/aus überwiegend unbezogenen Neu- und Rohbauten und Baustellen im Vergleich der Jahre 2020 bis 2024 sowohl im Kreis Altenkirchen als auch im Westerwaldkreis gering (0 Prozent). Dies begründet Fachinger damit, dass sich die Ermittlungen in diesen Fällen häufig äußerst schwierig gestalten, „da das Diebesgut in vielen Fällen zeitnah und unerkannt entfernt und an Dritte veräußert wird. Dementsprechend gestaltet sich auch das Erkennen bestimmter Täterstrukturen (Banden) sehr schwierig“, führt Jürgen Fachinger, Leiter der Polizeipressestelle Koblenz auf Nachfrage unserer Zeitung aus.

Das Hallenbad Altenkirchen ist im April 2024 ebenfalls von einem Diebstahl betroffen gewesen. Dort entwedeten Langfinger wahrscheinlich mit einem Transporter mehrere Meter Stromkabel und sorgten für hohen Schaden.
Annika Stock

Die Schadenshöhen variieren laut Polizei stark. Bei gestohlenen Baustellenfahrzeugen bewegen sich die Schäden schnell im deutlich fünfstelligen Bereich, bei Werkzeugen (Bohrhammer, Rüttelplatten oder Ähnliche) sind die Schäden deutlich geringer.

Einige Werkzeughersteller haben inzwischen werksseitig Technik verbaut beziehungsweise schon seit vielen Jahren eine interne Datenbank für gestohlene Werkzeuge, sodass diese bei einem Reparaturversuch auffallen und vom Hersteller eingezogen werden. Dies setzt aber voraus, dass zwingend die Seriennummern vorhanden sind. Die Möglichkeit der GPS-Positionierung und dauerhafte Ortung ist eher in Fahrzeugen verbaut.

„Dort, wo es möglich und praktikabel ist, sollten Maschinen und Werkzeuge auf Baustellen nicht über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt abgestellt oder abgelegt werden.“
Rät Jürgen Fachinger, Leiter der Polizeipressestelle Koblenz.

„Im Grunde genommen können wir den Verantwortlichen (Baustellenbetreibern) nur raten, sich möglichst solcher neuen Techniken zu bedienen, wohl wissend, dass dies natürlich auch sehr kostenintensiv werden kann. Dort, wo es möglich und praktikabel ist, sollten Maschinen und Werkzeuge auf Baustellen nicht über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt abgestellt oder abgelegt werden“, rät Fachinger. So können hier mitunter Bewegungsmelder oder Kameraüberwachungen (bei Baustellen außerhalb des öffentlichen Raums) abschreckend auf Langfinger wirken.

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