Trotz Großbaustelle auf B62
Bahn: Sanierung der Siegstrecke kann nicht warten
Für Tausende stellt die Ortsdurchfahrt Niederschelderhütte täglich den direktesten Weg ins Siegerland beziehungsweise den Kreis Altenkirchen dar.
Thomas Leurs

In diesem Sommer startet die B-62-Großbaustelle in Mudersbach-Niederschelderhütte. Hinzu kommt ab Ende 2026 die Generalsanierung der Siegstrecke. Wieso kann diese Maßnahme nicht verschoben werden? 

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Die Region steht vor einer massiven Verkehrsbelastung. Ab den Sommerferien wird das Tor ins Siegerland über die B62 in Mudersbach-Niederschelderhütte für rund zweieinhalb Jahre nur eingeschränkt und teils gar nicht passierbar sein. Hinzu kommt: Ab Ende 2026 soll die Siegstrecke saniert und und für ein halbes Jahr vollständig gesperrt werden. Und daran gibt es offenbar auch kein Rütteln, wie aus einem Beitrag der Kreisverwaltung hervorgeht, den sie auf ihren Social-Media-Kanälen geteilt hat: Die Deutsche Bahn (DB) halte an ihrem Fahrplan fest. Das sei einem Schreiben des Konzernbevollmächtigten Klaus Vornhusen an den Landrat zu entnehmen.

Peter Enders habe sich unmittelbar nach Bekanntwerden der parallelen Planungen sowohl an Vornhusen (für Rheinland-Pfalz zuständig) als auch den NRW-Bevollmächtigten Werner Lübberink gewandt und in scharfer Form protestiert. Durch die zeitgleiche Durchführung beider Maßnahmen befürchte man nicht nur unzumutbare Zustände für Pendler und Anwohner, vielmehr drohe ein Schaden für den gesamten Wirtschaftsraum an der Landesgrenze.

Abstimmungsgespräch im Juni

Die DB schreibe in ihrer Antwort, dass auch ihr daran gelegen sei, gemeinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) „unbillige Einschränkungen“ zu vermeiden. Wörtlich heiße es: „Wir bereiten deshalb ein gemeinsames Gespräch von DB InfraGO und LBM Diez circa im Juni dieses Jahres vor, um konkret die Abstimmungen zu beginnen, welche Lösungen wir im Sinne der Reisenden, Anwohnenden und Gewerbetreibenden für die Zeit der Modernisierungsarbeiten identifizieren können.“

Die gleiche Antwort haben offenbar auch SPD-Kommunal- und Landespolitiker erhalten. Das geht aus einer Pressemitteilung der Landtagsabgeordneten Sabine Bätzing-Lichtenthäler hervor. Demnach hatte sie sich zusammen mit den Ortsbürgermeistern von Mudersbach, Christian Peter, und Brachbach, Steffen Kappes, sowie dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kirchen, Andreas Hundhausen, an den Konzern gewandt.

Die Siegstrecke ist eine wichtige Lebensader für den Personen- und Güterverkehr zwischen Siegen und Köln, der Bahnhof Au (Sieg) ein wichtiger Knoten für die Verbindung in den Kreis Altenkirchen. Zahlreiche Baustellen werden in diesem Sommer und ab Ende 2026 zu wiederholten Einschränkungen führen.
Hans-Peter Günther

Die SPD-Politiker betonen, dass sie die Sanierung von Straße und Schiene grundsätzlich begrüßen, „jedoch ist eine abgestimmte Kommunikation der Maßnahmen unerlässlich“. Ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Landräten, Verkehrsverbänden und Eisenbahnverkehrsunternehmen drängt derweil darauf, im Zuge der Siegstrecken-Sanierung die durchgängige Zweigleisigkeit herzustellen. In einem Schreiben erklären die Vertreter aus der Region an DB-Vorstand Richard Lutz: „Aus unserer Sicht bieten die geplante Sanierungsmaßnahme und die ohnehin vorgesehene Vollsperrung der Trasse die einmalige Chance, die auf Weltkriegsschäden zurückgehenden Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke endlich zu beheben.“

Sollte dies planerisch nicht möglich sein, appellieren die Unterzeichner, die Sanierung der Siegstrecke so lange zu verschieben, bis sie zusammen mit der Herstellung der Zweigleisigkeit ausgeführt werden kann. Doch wie aus dem Internet-Beitrag der Kreisverwaltung hervorgeht, habe der Konzernbevollmächtigte durchblicken lassen, dass eine zeitliche Verschiebung für die DB nicht infrage komme. Ebenso sei eine Baumaßnahme „unter rollendem Rad“ nicht möglich. „Terminlich sichergestellt werden muss nun, dass die Modernisierung der Siegstrecke vor Beginn der Generalsanierung der linken Rheinstrecke (Hürth–Kalscheuren–Koblenz–Mainz) im ersten Halbjahr 2028 abgeschlossen ist.“ Vornhusen schreibt laut Kreisverwaltung, dass die Arbeiten auf der parallel laufenden Siegstrecke gleichzeitig zur Generalsanierung der linken Rheinstrecke die Kapazität der deutschen Schieneninfrastruktur unzulässig einschränken würden. Seine Schlussfolgerung: „Länger warten kommt angesichts des Streckenzustands nicht in Frage.“ Auch dies hat das Bündnis laut Pressetext berücksichtigt. Für diesen Fall fordert der Zusammenschluss den unverzüglichen Start der Planungen, damit die Zweigleisigkeit unmittelbar im Anschluss der Arbeiten unter weitgehender Vermeidung nennenswerter Streckensperrungen ausgeführt werden könne.

Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften machen Druck für Zweigleisigkeit

Ein breites Bündnis hat sich zusammengeschlossen, um sich für den durchgehend zweigleisigen Ausbau der Siegstrecke zwischen Köln und Siegen einzusetzen. Zu den Unterzeichnern des Schreibens an den Vorstand der Deutschen Bahn, Richard Lutz, gehören laut Pressemitteilung neben den Industrie- und Handelskammern Köln, Bonn/Rhein-Sieg, Koblenz und Siegen die Landräte der Kreise Siegen-Wittgenstein, Olpe und Altenkirchen, der DGB (Region Südwestfalen), die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein, der Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe, die IG Metall Olpe, die IG Metall Siegen, Verdi Südwestfalen, die Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd sowie die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, die Hessische Landesbahn, der Zweckverband SPNV RLP Nord und die KSW Kreisbahn Siegen-Wittgenstein. Nicht aufgeführt sind der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises sowie die IG Metall Herborn-Betzdorf.

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