Ölferbachtal bei Helmenzen steht bei Infoveranstaltung im Fokus
B8 bei Helmenzen: Naturschützer warnen vor Folgen einer Umgehung
Schön hier – noch, lautet die Botschaft der Gegner der B 8-Ortsumgehungen, die sich in Helmenzen versammelt haben. Eine Umsetzung der Projekte würde ihrer Meinung nach biologisch besonders wertvolle Gebiete wie das Ölferbachtal bedrohen. Foto: Patricia Hertlein
Patricia Hertlein

Helmenzen. Im Westerwälder Hof haben sich Gegner der Ortsumgehung der B 8 versammelt, die im Bundesverkehrswegeplans 2030 vorgesehen ist. Die Infoversammlung gab Auskunft über die Tier- und Pflanzenwelt in dem geplanten Bauabschnitt.

Schön hier – noch, lautet die Botschaft der Gegner der B 8-Ortsumgehungen, die sich in Helmenzen versammelt haben. Eine Umsetzung der Projekte würde ihrer Meinung nach biologisch besonders wertvolle Gebiete wie das Ölferbachtal bedrohen. Foto: Patricia Hertlein
Patricia Hertlein

Welche Tiere und Pflanzen gibt es in dem Abschnitt der geplanten Ortsumgehung der B 8 rund um das Ölferbachtal? Diese Frage beantwortet der Diplom-Biologe und Naturschutzreferent der Naturschutzinitiative (NI) Immo Vollmer gemeinsam mit Harry Sigg vom Naturschutzbund (Nabu) Altenkirchen bei der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative gegen die Ortsumgehungen. Sie gehen auf die verschiedenen Planungsräume ein und erklären, was diese hinsichtlich der Artenvielfalt besonders macht.

„Es fällt auf, dass im Ölferbachtal mehr Vögel sind“, erklärt der Biologe und zeigt den Anwesenden Bilder mit Hilfe einer Präsentation. Es sei ein bevorzugtes Gebiet für Rastvögel – beispielsweise für die Wacholderdrossel, Kiebitze und den Goldregenpfeifer. Auch Brutreviere gibt es in dem Ölferbachtal sowie regelmäßig brütende Greifvögel wie den Mäusebussard, den Rotmilan oder den Turmfalken, erläutert Immo Vollmer. Der Star habe zudem insgesamt an Zahl abgenommen, da ihm frisches Grünland zur Nahrungssuche fehle: „In all diesen Tälern haben wir ihn noch auf den Wiesen“, sagt der Biologe über die Bedeutung der hiesigen Grünflächen für den Vogel.

Waldeidechsen und Ringelnattern, beides seltene Reptilien, sind ebenfalls im Ölferbachtal aufzufinden. In dem Bereich Petersbach-Rehhardt gibt es laut dem Biologen zudem eines der hochwertigsten Feldlerchengebiete des Westerwalds. In Bezug auf die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten gebe es einen „Artenreichtum auf vielen Ebenen.“ Besonders die Kleintiervielfalt werde allerdings durch die Vernetzungsbarrieren der geplanten Ortsumgehung in dem Lebensraum bedroht: „Diese Straßen bilden Zerschneidungen und Barrieren.“ Die Feldlerche sei davon insbesondere betroffen. Die Zerschneidungswirkung führe dazu, dass es eine Trennung ihres Lebensraums gebe und sie die Bereiche dadurch nicht mehr besiedeln würde.

Auswirkungen auf die Natur seien nicht zu verantworten

Die Bürgerinitiative ist der Auffassung, dass diese Auswirkungen auf die Natur nicht zu verantworten seien, denn die geplanten Ortsumgehungen würden dem Autofahrer im besten Fall zwei Minuten einsparen. Das Ölferbachtal ist darüber hinaus ein Aktivitätsbereich des Nabu, wie Harry Sigg von der Altenkirchener Gruppe in seinem Vortrag erklärt. Er zeigt Bilder einer Bildungsscheune, die sich in dem Gebiet befindet.

Dort finden unter anderem Veranstaltungen für Schulen statt. Im Winter sei die Scheune Unterkunft für die Schafe, die sie in diesem Bereich halten. Auch er weist auf die Artenvielfalt in dem geplanten Baugebiet hin. Die Wiesen seien „mit großer Blütenpracht und seltenen Arten“ ausgestattet, und es gebe besonders wertvolle Biotope neben und unter den Zäunen: „Das sind Strukturen, bei denen wir uns beim Nabu seit Jahren bemühen, sie zu erhalten.“

Bei der Veranstaltung findet zudem die Premiere des Films „Vogelperspektive“ der Bürgerinitiative statt. Dabei handelt es sich um die Aufnahme eines zehnminütigen Drohnenflugs, der im vergangenen Herbst entstanden ist und das betroffene Gebiet rund um die Umgebung von Kircheib und Weyerbusch zeigt. Eine Sprecherin untermalt die Szenen der grünen Landschaft mit Informationen und Ansichten der Bürgerinitiative: „Ortsumgehungen braucht es hier nicht – diese Landschaft muss bewahrt werden.“ Die geplante Straße würde unter anderem zu Lärm führen, die Quelle des Marenbachs versiegeln sowie bedeutsame landwirtschaftliche Nutzflächen und Grünland gefährden.

Große Resonanz für Unterschriftensammlung

Bei der Veranstaltung ist klar ersichtlich, welche emotionale Wirkung die geplanten Vorhaben bei den Anwohnern und Anwesenden haben: „Wer das heute durchsetzt, der hat von Naturschutz nichts verstanden“, sagt Wolfgang Stock frustriert. „Ich werde so lange kämpfen, dass dieser Blödsinn nicht kommt.“ Auch Anwohnerin Mari-Linn Oerter ist gegen die Ortsumgehungen: „Das würde Lebensqualität nehmen.“ Sie befürchtet zudem Lärm und eine Belastung der frischen Luft, falls es zur Umsetzung des Projekts käme.

In der umliegenden Natur gehe sie gerne mit dem Hund spazieren: „Die Wege sind super dafür.“ Gunnar Lindner, Koordinator der Initiative, erzählt, dass sie weiterhin im Gespräch mit den Politikern stehen: „Wir haben viele Kontakte in den Landtag.“ Dabei hätten sie bereits Zustimmung bekommen. „Aber wir dringen bei der FDP und dem Verkehrsministerium nicht durch“, bemerkt er. „Zurzeit warten wir darauf, dass die Verbandsgemeinde dagegenstimmt.“ Diese Abstimmung finde Ende des Monats statt.

Bei einer Unterschriftensammlung seien bereits viele Stimmen gegen das Bauvorhaben gesammelt worden: „Ich schätze, es geht an die 300“, sagt Gunnar Lindner in Bezug auf die Sammlungen in Helmenzen. In Weyerbusch seien es ungefähr 900. Christoph Steeger von der Bürgerinitiative in Helmenzen kritisiert, dass die Planung das Kohlendioxid, das durch den Bau entstehe, nicht miterfasse. Die Kosten des Vorhabens seien ebenfalls hoch: „Das muss weit jenseits der 100 Millionen sein – das ist Wahnsinn.“

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