Als Gegenleistung erbrachten die Auszubildenden sogenannte Gemeinwohlpunkte, die sie durch die Mitnahme anderer Auszubildender zur Arbeit oder durch soziales Engagement, wie eine Einkaufsfahrt für den älteren Nachbarn, Rasenmähen oder die Fahrt zum Arzttermin erhalten konnten. Die Unternehmen selbst verpflichteten sich, eine Ladesäule oder Wallbox auf dem Betriebsgelände anzubringen. Mit dem Projekt wurden drei Ziele verfolgt:
- die Mobilitätssituation junger Fachkräfte im ländlichen Raum verbessern
- Elektromobilität ohne große Verpflichtungen im Unternehmen zu testen und
- die notwendige Ladeinfrastruktur auszubauen.
Mit Auslaufen der Teilförderung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ziehen die beiden Projektpartner, die Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen und die neuland+ GmbH & Co. KG, nun ein abschließendes Fazit: 31 Jugendliche nutzten das Angebot dauerhaft oder über mehrere Wochen, da die Betriebe die Fahrzeuge den jungen Menschen wechselnd anboten. „Das Angebot wurde von den Auszubildenden sehr gut angenommen und von vielen als attraktive Leistung und Pluspunkt für eine Bewerbung im Betrieb angesehen“, so Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen.
Die Erfüllung der Gemeinwohlpunkte betrachteten die meisten Auszubildenden als Selbstläufer, wurden doch 53 Prozent der Punkte über Fahrgemeinschaften zur Berufsschule, dem Betrieb oder zu Seminaren und Ausbildungsmessen erlangt. 31 Prozent entfielen auf soziale Aktivitäten wie Fahrdienste zum Arzt, Einkaufen oder Gartenarbeiten. Die restlichen 16 Prozent wurden durch Vereinsarbeit und Ehrenämter erzielt. Die Unternehmen sahen die Erbringung sozialer Aktivitäten allerdings abschließend nicht als Musskriterium zur Nutzung an. Vielmehr standen der gewissenhafte Umgang mit dem Fahrzeug und die Verantwortung der Auszubildenden, sich untereinander zu organisieren und abzusprechen, im Fokus. Auch in persönlichen Notlagen, als der private Wagen eines Auszubildenden kaputtging, konnte das Azubimobil aushelfen.Für alle drei Unternehmen war es der erste Kontakt mit der Elektromobilität. An den angeschafften Ladesäulen konnten die Fahrzeuge tagsüber aufgeladen werden. Zusätzlich nutzten die Auszubildenden entsprechende Apps, um Ladesäulen im Kreis ausfindig zu machen. „Es war laut den Unternehmen ein einfach umzusetzendes Projekt, das nach der ersten Anlaufphase vermehrt Zuspruch von außen bekam“, schließt Josef Bühler, Geschäftsführer von der neuland+ GmbH & Co. KG, ab.
Nach Projektabschluss führen zwei der drei Unternehmen das Angebot für die Auszubildenden im Betrieb weiter. „Künftig könnte diese Möglichkeit für viele Unternehmen aus dem Landkreis Altenkirchen eine echte Chance zur Steigerung der eigenen Arbeitgeberattraktivität werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung. Denn Elektrofahrzeuge für Jugendliche ab 15 Jahren seien laut Recherchen der Wirtschaftsförderung zunehmend auf dem Markt zu finden.
„Insbesondere die Zielgruppe U 18 ist für die Gewinnung von Auszubildenden wichtig. Doch gerade auf dem Land ist es für Jugendliche oftmals schwierig, ohne die Eltern morgens zum Ausbildungsbetrieb zu gelangen. Wir sehen in diesen Fahrzeugen eine gute Möglichkeit für Unternehmen, Nachwuchs in das Unternehmen zu holen und langfristig zu binden“, erklärt Lars Kober abschließend.