Aktuelle Ausstellung im Altenkirchener Kunstraum widmet sich dem Werden, Wachsen und Vergehen
Ausstellung in Altenkirchen: Die vielen Facetten der Vergänglichkeit
Die Facetten des Werden, Wachsens und Vergehens zeigt die Ausstellung „Vergänglichkeit II“, die aktuell im Altenkirchener Kunstraum zu sehen ist. Die Künstlerinnen Coya Müller und Monika Schmitt (von links) sowie Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz sind dankbar, dass auch diese Werkschau wieder gut von den Bürgern angenommen wird. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
Julia Hilgeroth-Buchner

Altenkirchen. Voller Krisen und schier unlösbarer Probleme ist diese Welt, und noch dazu belastet der Jahresausklang mit seinen dunkler werdenden Tagen manches Gemüt. Ist eine Ausstellung, die sich dem Thema Vergänglichkeit widmet, unter diesen Umständen überhaupt noch zumutbar? Legen nicht Werktitel wie „Lost Moments“, „Irrwege“ oder „Gegen Ende“ den künstlerischen Finger in eine Wunde, die ohnehin schon schmerzt und nicht richtig heilen will?

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Interessante und berechtigte Fragen, wie Coya Müller und Monika Schmitt vom Organisationsteam des Kunstforums Westerwald finden. Beim Rundgang im Altenkirchener Kunstraum ergeben sich Antworten, die die Vielschichtigkeit des Mottos einbinden und weit über das rein Sichtbare hinausgehen. Der Ausstellungstitel „Vergänglichkeit II“ impliziert, dass es einen Vorläufer gegeben haben muss. „Wir waren im September mit ,Vergänglichkeit I' zu Gast im Stöffel-Park in Enspel“, erklärt Coya Müller.

Tetris-Spielen mit Kunstwerken

„Bei der Werkschau hier im Kunstraum wurden nun einige Bilder, Skulpturen und Objekte ausgetauscht, sodass eine völlig andere Wirkung entsteht.“ Die Ausstellung sei sorgfältig kuratiert, also künstlerisch-organisatorisch durchdacht worden. „In diesen begrenzten Räumlichkeiten ist die Positionierung der Objekte ein bisschen wie Tetris-Spielen“, lacht die Altenkirchener Künstlerin. „Monika und ich sind ständig mit Bildern hin- und hergelaufen, bis alles passte.“ Trotz des geringen Abstands der Werke haben sich eindrucksvolle Symbiosen ergeben.

Die Skulptur „Mooreiche“ von Salvatore Oliverio passt hinsichtlich der farblichen Gestaltung beispielsweise gut zu zwei eher zurückhaltenden, beinahe düsteren Bildern von Sylvia Weber. Wer nun glaubt, dieses Trio sei ein Sinnbild für Sterblichkeit, der staunt über die Betitelung der Werke. Denn während der Bildhauer einem 2000 Jahre alten Holzstück huldigt, setzt die Malerin überraschenderweise einen „Geistesblitz“ und ein „Industriedenkmal“ in Szene. Nicht immer ist alles so, wie es scheint – auch das macht den Reiz der Ausstellung aus.

Inneren Gedanken und Gefühle

„Das Werden, Wachsen und Vergehen wird zum einen in Bezug auf die Natur, die sich zurückzieht und bald von Neuem erwacht, verdeutlicht, aber auch als Lebensprozess“, erläutern die Künstlerinnen. Vergänglichkeit habe auch etwas mit Tod zu tun, ergänzt Monika Schmitt. „In der Natur trägt sie neues Leben in sich, beim Menschen ist es, je nachdem, welchem Glauben er angehört, entweder das Ende oder ein Weitergehen auf einer anderen Ebene. Die Werke zeigen die inneren Gedanken und Gefühle zu diesem Thema.“ Es sei ganz unterschiedlich, wie Menschen mit Vergänglichkeit umgehen. „Wenn es um Natur geht, ist es in Ordnung, wenn es um das Leben geht, häufig sehr schwierig.“

Aber auch das Bejahende, Lebendige ist vertreten, wie eine zweiteilige Arbeit von Charly Schneider beweist, die mit bunten Holzscheiben zum einen den geordneten „Lebensplan“ und zum anderen das chaotische „wahre Leben“ zeigt. „Wir beobachten oft, dass unsere Besucher an manchen Objekten ganz schnell vorbeigehen und bei manchen verweilen“, sagt Coya Müller. Dies sei häufig vom Unterbewusstsein gesteuert, das zu dem hinführe, was den Betrachter für den Moment inspiriere. Deshalb könne die Ausstellung je nach Verfassung auch Trost und Hoffnung spenden.

Da zu den Öffnungszeiten immer einige der mehr als 40 Künstler des Forums anwesend sind, darf gerne über Aspekte wie diese diskutiert werden – eine ganz wichtige Funktion des Kunstraums, der sich für alle Bürger öffnen möchte und nach aktuellem Stand auch noch eine Weile erhalten bleiben wird. Denn der geplante Abriss im Rahmen der Quengelbach-Umgestaltung ist laut Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz noch nicht absehbar: „Der Kunstraum ist eine ganz hervorragende Einrichtung für unsere Stadt, und wir können uns für die Übergangsphase keine bessere Nutzung vorstellen.“

Gute Nachrichten für das Kunstforum, das bereits die nächste Vernissage vorbereitet. Hinter dem geheimnisvollen Titel „700 plus 10“ verbirgt sich eine Hommage an das 700-jährige Bestehen der Stadt Altenkirchen vor zehn Jahren, und man darf schon jetzt auf die Umsetzung gespannt sein.

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