Sondermaschinenbauer rutscht in die Insolvenz - Betrieb ist eingestellt, Abwicklung hat begonnen - Käufer für Hallen gesucht
Aus für 54 Mitarbeiter: Sondermaschinenbaufirma Georg in Neitersen rutscht in die Insolvenz
Mit der Insolvenz und Abwicklung der Firma Georg Maschinentechnik dürfte der traditionsreiche Firmenname Georg für immer aus seiner Ursprungsstätte in Neitersen verschwinden.
Heinz-Günter Augst

Ein traditionsreicher Firmenname dürfte am Industriestandort Neitersen aller Voraussicht nach für immer verschwinden. Über das Vermögen der Firma Georg Maschinentechnik ist zum 1. Juni am Amtsgericht Betzdorf das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Chancen für einen Fortbestand des 1925 gegründeten Maschinen- und Pressenherstellers stehen laut Insolvenzverwalter Klaus Ortmüller schlecht.

Mit der Insolvenz und Abwicklung der Firma Georg Maschinentechnik dürfte der traditionsreiche Firmenname Georg für immer aus seiner Ursprungsstätte in Neitersen verschwinden.
Heinz-Günter Augst

„Alles läuft auf eine Abwicklung hinaus“, sagt der Rechtsanwalt aus Betzdorf. Der Betrieb sei bereits seit dem Monatswechsel eingestellt worden. Von den zuletzt 54 Mitarbeitern arbeite nur noch ein Bruchteil in der Verwaltung weiter.

„Der Schaden für die Region hält sich in Grenzen, aber es ist schade, dass der Name Georg wohl verschwindet.“

Insolvenzverwalter Klaus Ortmüller

Ortmüller hatte bereits zum 28. März als vorläufiger Insolvenzverwalter das Ruder bei Georg übernommen und die Möglichkeiten für eine Fortsetzung des Betriebs ausgelotet. „Das wäre nur mit einer deutlichen Betriebsverkleinerung möglich gewesen“, erklärt der Jurist. Mit einem Kernteam von 20 Mann, so sein Sanierungsplan, hätte die Chance bestanden, in der Sparte Service und Instandsetzung weiterzumachen. Voraussetzung wäre aber eine Stützung durch die Kundschaft in Form von Vorschüssen gewesen. Da aber dazu nur einer der beiden Auftraggeber größerer Projekte bereit war, zerschlug sich auch diese Aussicht.

Somit bleibt wohl nur die geordnete Abwicklung. Für den Komplex mit mehreren Hallen mitten in Neitersen, von Altenkirchen kommend rechts der B 256, wird ein Käufer gesucht. Gleiches gilt für den, laut Ortmüller allerdings stark veralteten, Maschinenpark. Einige frühere Kunden könnten sich zudem noch für die Konstruktionszeichnungen der gelieferten Maschinen wie etwa Kugelkäfig-Stanzautomaten interessieren.

Ungewisse Zukunft für Mitarbeiter

Keine größeren Sorgen macht sich Ortmüller derweil um die berufliche Zukunft der durchweg hoch qualifizierten Mitarbeiter, die teils schon um einen Aufhebungsvertrag gebeten hätten, um eine neue Stelle antreten zu können. Einige Mitarbeiter seien auch schon seit teils 40 Jahren im Betrieb und stünden entsprechend kurz vor dem Ruhestand. Angesichts der hohen Nachfrage nach Gewerbeflächen hält es der Insolvenzverwalter außerdem für wahrscheinlich, dass sich an der Rheinstraße bald wieder Industrie ansiedelt.

„Der Schaden für die Region hält sich in Grenzen, aber es ist schade, dass der Name Georg wohl verschwindet“, sagt Klaus Ortmüller.

Lieferengpässe und fehlende Aufträge

Der Hauptgrund für die Insolvenz sei das ohnehin schwierige Marktumfeld als Ausrüster der Autobranche sowie deren Zulieferern, das sich durch die Lieferengpässe infolge des Kriegs in der Ukraine in diesem Jahr nochmals deutlich verschärft habe. Dabei hätten die Pläne der Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2022 aus seiner Sicht durchaus aufgehen können, es seien aber keine Reserven vorhanden gewesen, um das Wegbrechen von einkalkulierten Aufträgen zu kompensieren.

Während der Neubau von Maschinen zuletzt ein Minusgeschäft gewesen sei, hätte in der Sparte Service und Instandhaltung für einen sanierten Betrieb durchaus eine Zukunft liegen können. „In einer Halle liegen noch zwei herum, die komplett demontiert sind“, berichtet Ortmüller. Da sie bei den Kunden aber nicht dringend benötigt wurden, hätten diese den Auftrag zur Reparatur nach erfolgter Fehleranalyse hinausgezögert.

Mehrere weitere Maschinen seien dauerhaft eingelagert ohne die Aussicht auf einen zeitnahen Auftrag. Nach der Insolvenz herrsche dagegen nun Nervosität bei einigen Kunden. In den Augen Ortmüllers ist das ein hausgemachtes Problem: „Wer immer nur billig bestellt, darf sich nicht wundern, wenn der Qualitätsanbieter eines Tages vom Markt verschwindet.“

Top-News aus der Region