Brüderpaar pfeift auf Regeln und macht der Polizei Altenkirchen das Leben schwer
Auf der Flucht Haken geschlagen wie ein Hase: Brüderpaar macht der Polizei Altenkirchen das Leben schwer
Justitia
Der 25-Jährige, der wegen schweren sexuellem Missbrauch angeklagt war, zeigte sich voll geständig. Vor einer Gefängnisstrafe bewahrte es ihn nicht.
David-Wolfgang Ebener. dpa/David-Wolfgang Ebener

Altenkirchen/Betzdorf. Wie soll die Gesellschaft mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen umgehen, die sich partout nicht an die Ordnung halten? Die Brüder Alexander und Paul Sch. (Namen von der Redaktion geändert) aus dem Raum Altenkirchen sind so Kaliber, die sich nicht um Anstands- und gesetzliche Regeln scheren.

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Nun fanden sich die beiden vor Kurzem vor dem Jugendschöffengericht in Betzdorf wieder. Den Vorsitz hatte Richterin Tanja Becher. Alexander und Paul sind der Polizei in Altenkirchen bestens bekannt. „Diese Gruppe kann man nicht mehr mit nur einem Streifenwagen anfahren“, sagt einer der Polizisten als Zeuge, „es ist traurig, dass man das so sagen muss.“

Denn die beiden ließen sich gar nichts sagen: So im Dezember 2019, als sie mit ihrer Gang in Altenkirchen unmotiviert Silvesterböller abgeschossen haben. Den Beamten bot sich folgender Anblick: „Laute Musik, der Platz lag voller Müll, Tische und Bänke waren voll geschmiert mit Spucke und Rotz.“ Die Polizisten wollen die Personalien feststellen. „Dann wird man angepöbelt, bekommt vor die Füße gespuckt. Man kommt sich vor wie der letzte Depp“, ist der Beamte noch spürbar aufgewühlt. Ihn ärgert zudem die Uneinsichtigkeit der Täter, dass hier Gemeineigentum beschmutzt und beschädigt wurde. Was die beiden Brüder an diesem Abend im Einzelnen gemacht haben, daran konnte sich der Zeuge aber nicht mehr genau erinnern. Deswegen wurde das Verfahren gegen Paul Sch. eingestellt.

Ohnehin war dieser Fall geringfügig gegenüber drei weiteren Taten, für die sich der 22-Jährige noch vor dem Amtsgericht Altenkirchen verantworten muss: Sachbeschädigung, Trunkenheit im Verkehr und gefährliche Körperverletzung. Gegen seinen Bruder, der zum Tatzeitpunkt 16 Jahre alt war, wurde anschließend nicht öffentlich weiter verhandelt.

Im noch öffentlichen Teil der Verhandlung gegen beide Brüder, stand der Jüngere, Alexander Sch., im Mittelpunkt der Verhandlung. Ihm wurden unter anderem tätliche Angriffe auf Polizeibeamte vorgeworfen. Der damals 16-Jährige hatte sich, ebenfalls im Dezember 2019, mit allen Mitteln zur Wehr gesetzt, als ihn eine Streife mit auf die Wache nehmen wollte.

Anlass war eine Prügelei im Raum Altenkirchen, bei der es im Verlauf der Verhandlung unklar blieb, welche Rolle Alexander Sch. dabei tatsächlich eingenommen hatte. Gleich drei Polizisten sagten als Zeugen zu dem Vorfall aus. Sie wollten den offensichtlich angetrunkenen jungen Mann mitnehmen, was diesen nach Schilderungen der Zeugen komplett ausrasten ließ. Selbst als die Beamten dem auf den Boden liegenden Alexander Sch. Handschellen angelegt hatten, habe dieser sich nicht beruhigt, um sich getreten und die Polizisten übelst beschimpft. Dem Jugendlichen gelang es sogar mit den Handschellen auf dem Rücken wegzulaufen. Zwei Polizisten liefen hinter ihm her: „Er hat kleine Haken geschlagen wie ein Hase“, erinnert sich einer der Beamten. Alexander Sch. kam nicht weit: Auf einer Wiese rutschte er aus und leistete den Polizisten weiter derart Widerstand, dass sie ihn über den Boden zum Streifenwagen schleifen mussten. Neben Tritten und Kopfstößen, wohl auch gezielt in ihre Richtung, haben die Beamten nach eigenen Angaben „alles, was man an Beleidigungen abgeben kann, abbekommen.“ Schließlich mussten vier Polizisten Alexander Sch. in die Arrestzelle tragen. Die Beamten ärgert in erster Linie das respektlose, uneinsichtige Verhalten des Jugendlichen. „Wir haben erklärt und erklärt“, stellt einer der Polizisten resigniert fest.

Wie das Gericht in Betzdorf die Verfehlungen ahnden wird, ist noch offen. Die Verhandlung wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit fortgesetzt.

Von unserer Mitarbeiterin Claudia Geimer

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