Programm wird auf 2021 verschoben: Dreitägiges Open-Air-Event als Trostpflaster
Auf 2021 verschoben: Spiegelzelt kann dieses Jahr nicht in Altenkirchen aufgebaut werden
Das diesjährige Spiegelzelt ist abgesagt, das Programm konnte aber fast vollständig auf 2021 verschoben werden – eine große Freude für Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt, Helmut Nöllgen (Kulturbüro), Bürgermeister Fred Jüngerich, den ersten VG-Beigeordneten Rolf Schmidt-Markoski sowie Martina Rahn und Ben Brubach vom Kulturbüro (von rechts). Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
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Altenkirchen. Jetzt ist es traurige Gewissheit: Die diesjährige Spiegelzelt-Saison ist abgesagt. In einer Pressekonferenz am traditionellen Standort des Kristallpalastes sprachen die Verantwortlichen gestern über die Beweggründe für den Ausfall, aber auch über die Verschiebung auf 2021 und das „Trostpflaster“ Ende August.

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„Das Spiegelzelt ist coronabedingt und unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln betriebswirtschaftlich nicht umsetzbar“, gab Bürgermeister Fred Jüngerich bekannt. „Wir müssen uns an die Regeln halten, sonst sind wir als Verbandsgemeinde in der negativen Verantwortung.“ Durch die geforderten Abstände würde die Kommunikation unter den Gästen zudem erheblich leiden, sodass das typische Spiegelzelt-Feeling nicht aufkomme. Veranstaltungen mit rund 600 Menschen würden normalerweise etwas schwächer besuchte Events kompensieren. Die virusbedingte geringe Auslastung mit höchstens 150 erlaubten Personen mache dies aber nicht möglich. „Bei einer Durchführung würden wir das Spiegelzelt grundsätzlich gefährden“, so Jüngerich.

Helmut Nöllgen (Vorstand des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller) wirkte gefasst, als er die Entscheidung bestätigte: „Ich habe sehr lange gehofft, dass wir nicht absagen müssen.“ Kultur hautnah zu erleben – dieses Credo sei mit den zurzeit geltenden Bestimmungen und mit aller Voraussicht auch noch im September vorherrschenden Regelungen so nicht vereinbar. Die gute Nachricht wäre, dass sein Team das gesamte Programm fast eins zu eins auf das nächste Jahr habe verlegen können. „Bis auf Frontm3n, für die es einen Alternativtermin geben wird, sind 2021 alle da“, so Nöllgen. Glücklich füge es sich außerdem, dass der Betreiber des Zeltes aus organisatorischen Gründen zwei Tage früher aufbauen würde. So gäbe es freie Kapazitäten für Vermietungen an externe Nutzer. „Das sind von der Gesamtfinanzierung her wichtige Abende für uns.“

Das Spiegelzelt sei zwar abgesagt, die normalen Kulturveranstaltungen des zweiten Halbjahres würden aber trotz Corona stattfinden. „Die Nachfrage ist vonseiten der Künstler extrem hoch, denn alle suchen nach Auftrittsmöglichkeiten. Wir bieten ein prallvolles Programm in der Stadthalle an, für 150 Besucher und mit getrennten Ein- und Ausgängen.“ Fred Jüngerichs dankte dem Kulturbüro für das hohe Engagement in Sachen Spiegelzelt: „Ohne euch würde es dieses Alleinstellungsmerkmal nicht geben.“ Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt bezeichnete das Zelt als „Schatz für Altenkirchen“, den es zu würdigen gelte: „Wir haben den Zuschuss vonseiten der Stadt in diesem Jahr von 2000 Euro auf 8000 Euro erhöht.“ Er unterstrich die Bedeutung des Felsenkellers als Soziokulturelles Zentrum, das in der Vergangenheit immer wieder unbekannten Künstlern eine Chance gegeben habe und sich nun deren Treue sicher sein könne. Gibhardt signalisierte außerdem, das hochwertige Kinder- und Jugendprogramm des Spiegelzeltes bei der Zielgruppe bekannter machen zu wollen. Der erste VG-Beigeordnete Rolf Schmidt-Markoski versprach, sich im Raum Horhausen für das Spiegelzelt einzusetzen.

Helmut Nöllgen verschwieg nicht, dass die Finanzierung trotz der gelungenen Verlegung schwer wird. „Ich hoffe nicht, dass wir auf den Kosten sitzen bleiben. Trotz der guten Zuschüsse müssen 300.000 Euro investiert werden, davon müssen wir 75 Prozent selbst erwirtschaften. Das ist eine große Nummer.“ Fred Jüngerich erläuterte, dass das Kulturbüro zunächst eine Kostenaufstellung an das Land übermitteln müsse. „Wir sind als Verbandsgemeinde in der Pflicht, während die Stadt freiwillige Zuschüsse gibt. Unsere Zuschüsse richten sich danach, was das Land bereit zu geben ist.“ Bislang seien vom Land 40.000 Euro und von der VG Altenkirchen-Flammersfeld 20.000 Euro für das Spiegelzelt bereitgestellt worden. Nöllgen erklärte im Nachsatz, dass das Kulturbüro bereits 45.000 Euro vorgestreckt habe, die vom Land, von der VG und von der Stadt komplett ausgeglichen werden müssten: „Wir können gerade unter Corona auf keinem Cent sitzen bleiben.“

Ein kleiner Trost ist nun die Open-Air-Veranstaltung, die vom 21. bis 23. August mit drei aufwendigen Eventabenden für etwas Spiegelzelt-Flair auf dem Schlossplatz sorgen wird. Auch wenn dieser Ersatz nicht ganz so glamourös wie das Original ausfällt – er ist auf jeden Fall ein Lichtblick in dieser virusbedingten Kulturkrise.

Von unserer Mitarbeiterin Julia Hilgeroth-Buchner

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