Und der wird hier seit 13 Jahren auf ganz besondere Weise gefeiert – nämlich im Kreise aller, die dieses Fest in den Dienst der Gemeinschaft stellen wollen.
Wie die RZ im Gespräch mit Helene und Waldemar Löwen, den Gründern der Aktion „Heiligabend allein? Das muss nicht sein!“ erfuhr, hat sich die einstige Hilfsmaßnahme für Alleingebliebene inzwischen zu einer interkulturellen, generationenübergreifenden und in jeder Hinsicht bereichernden Veranstaltung entwickelt, die niemand mehr missen möchte.
Als sich das Ehepaar Löwen und Mitstreiterin Susanne Held zum Interview einfinden, ist es noch ein wenig frisch in den Räumlichkeiten, denn auch die Gemeinde muss Energie sparen, wenn gerade keine Veranstaltungen stattfinden. Doch das Ambiente und die Freundlichkeit des Trios machen alles wett. In der Tat blicken die Löwens, Susanne Held und alle anderen Verantwortlichen nach zwei Jahren Corona-Zwangspause mit ungekünstelter Vorfreude aufs Wochenende und berichten nur zu gerne von ihren Erfahrungen.
„Wir Christen feiern die Geburt von Jesus. Das ist ein großes Ereignis in der Geschichte und für uns ganz wichtig“, sagt Waldemar Löwen. „Aber was ist mit den Menschen, die nicht feiern können, die ganz alleine sind und keinen Anschluss finden?“
Die Idee, Weihnachten gemeinsam mit Gästen aus allen sozialen Schichten in der Gemeinde zu feiern, sei entstanden, als die eigenen Kinder das Haus verlassen hätten. „Das erste Mal war ein Wagnis“, erinnern sich die Löwens lachend. „Damals waren es etwa 30 Menschen, teils aus unserem Gemeindekreis, aber es haben sich auch Obdachlose und Fremde angemeldet. Daraus haben sich über die Jahre dann teils stabile Kontakte ergeben.“
Manche hätten sich der Gemeinde angeschlossen, andere würden nur zur Heiligabend-Aktion erscheinen. „Es geht uns nicht nur um Leute, die ganz alleine sind, sondern um alle, die sich einsam, traurig oder ausgeschlossen fühlen“, ergänzt Susanne Held. Gerade Schicksalsschläge könnten aus dem traditionellen „Kuschelweihnachten“ einen kaum zu ertragenden Ausnahmezustand machen.
Die Gemeinde kann zum Fest rund 30 Menschen zusätzlich verpflegen, in diesem Jahr werden die Kapazitäten allerdings durch die erstmalige Kooperation mit der Freien Evangelischen Gemeinde Altenkirchen (FeG) auf über 50 Teilnehmende erweitert. Das erleichtert auch die Vorbereitungen für das Festmahl, das im Rahmen der Möglichkeiten von den Verantwortlichen hergerichtet wird und für jeden Geschmack etwas bietet. Der Ablauf des Abends ist inzwischen fest etabliert. „Zunächst feiern wir um 16 Uhr gemeinsam Gottesdienst. Um 18.30 Uhr laden wir dann zum kostenlosen, warmen Essen ein. Wir haben darüber hinaus einiges an Programm vorbereitet, schauen aber immer, wie sich der Abend entwickelt.
Wenn sich die Leute unterhalten, dann unterbrechen wir nicht.“ Trotzdem gebe es auch diesmal sicher wieder eine Andacht, Weihnachtslieder zum Mitsingen, Geschichten und Spiele. Auch eine Bescherung mit bunten Tüten und hübsch verpackten Geschenken sei Teil des Abends. Gegen 22 Uhr klinge das Fest dann aus.
„Wir wollen den Menschen eigentlich einen schönen Abend bereiten, aber wir erleben immer wieder, dass sich doch alle beim Aufräumen oder beim Spülen treffen“, schmunzelt das Trio. „Dadurch entsteht dann auch ein schönes Miteinander.“ Weder die Löwens noch Susanne Held und ihr Mann, der Gemeindeleiter und Mitausrichter Thomas Held, betrachten es als „Opfer“, den privaten Heiligen Abend gegen diese Aktion einzutauschen.
„Unser Anspruch ist, dass sich Menschen zur Gemeinschaft zusammenfinden. Man ist sich nah, und das ist auch das, was Jesus uns sagt.“ Nun freuen sie sich mit allen Helfern auf weitere Anmeldungen zu diesem gemütlichen Fest rund um Jesu Geburt, das seit vielen Jahren aus Fremden Freunde macht.