Offene Gartentür
Am Birnbacher Meilenstein gedeiht ein Pflanzenreich
In Andreas Fethkes "Garten am Meilenstein" in Birnbach können Besucher viele heimische, aber auch etwas exotischere Pflanzen betrachten. Der Landschaftsarchitekt experimentiert zunehmend mit Sorten, die dem Klimawandel trotzen können.
Julia Hilgeroth-Buchner

Die „Tage der offenen Gartentür“ gehören zu den bundesweiten Aktionen, bei denen Gartenfreunden das Herz aufgeht. Überall ist die individuelle Handschrift eine Entdeckung wert. So wie beispielsweise in Birnbach. 

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Wenn sich am Sonntag, 15. Juni, die Türen zu den schönsten Privatgärten in Rheinland-Pfalz und im Saarland öffnen, dann ist auch Andreas Fethke mit dabei. Der Birnbacher Landschaftsarchitekt plant nicht nur mit Hingabe individuelle grüne Oasen für seinen überregionalen Kundenkreis, er lädt sich auch gerne Gäste ein.

Hand aufs Herz: Mancher Nutzer der stark befahrenen, lauten 8 in Birnbach wird den historischen hohen „Meilenstein“ am Straßenrand längst entdeckt haben – dass sich hinter den umgebenden Hecken aber ein Naturparadies verbirgt, das in der Region seinesgleichen sucht, das entzieht sich sogar der Kenntnis vieler Einheimischer. Beim Besuch unserer Zeitung auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände gibt es jedenfalls überraschende Einblicke und auch berührende Momente im Gespräch mit dem leidenschaftlichen „planthunter“, der selbst für das kleinste Pflänzlein ein Zuhause findet.

Unübersehbar thront der Birnbacher "Meilenstein" am Rand der B8. Andreas Fethke hat das historische Monument von der Gartenseite her mit viel Geschick ins Gesamtkonzept eingebunden.
Julia Hilgeroth-Buchner

Andreas Fethke ist gerne bereit, über seinen Garten zu sprechen und hinterlässt nebenbei eine tadellose Visitenkarte seiner Expertise und der Reputation, die er in Fachkreisen genießt – und das ganz ohne Allüren. Denn wer den Gartenfan in Jeans und T-Shirt inmitten seines Refugiums antrifft, der spürt vor allem seine Liebe zur Natur und seinen Wunsch, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels im Einklang mit ihr zu leben und zu arbeiten.

Ja, Fethke hat in nur neun Jahren einen wunderschönen Schaugarten angelegt, und aus jedem der Themenbereiche sprechen 40 Jahre Erfahrung. Und doch versprühen die nach Farbverläufen benannten Beete, die Heckenanlagen und ausgewählten Kunstobjekte eine „Westerwälder Natürlichkeit“, die dem Betrachter einfach gut tut – gerade jetzt im Frühsommer. „Mein Garten ist aber auf alle Jahreszeiten ausgelegt“, sagt Fethke. „Ich probiere hier aus, was für Kundengärten funktioniert, beispielsweise Farbkombinationen oder neue seltene Gehölze, die als Klimagewinner interessant sein könnten.“

Mehrdimensionale Gartenräume zu schaffen, das gehört zu den Leidenschaften des Birnbacher Landschaftsarchitekten Andreas Fethke. Hier zeigt er, wie eine Reihe von Säulenpappeln eine schöne Struktur gibt und zugleich vor Wind schützt.
Julia Hilgeroth-Buchner

Blüten, Duft, Laubstruktur, Blattfärbung oder die Eignung für Nützlinge sind nur einige der Aspekte, die er bedenkt. Das botanische Wissen des „Pflanzensammlers“ ist wirklich beeindruckend, häufig fährt er zu Gartenmessen und Börsen in Belgien, Frankreich und England.

Ursprünglich stammt Andreas Fethke aus dem Bergischen Land, wo er nach wie vor viele Kunden hat. Außerdem ist er seit fünf Jahren in der Hennefer „GartenBaumschule Auerbach“ angestellt und als Gutachter-Helfer tätig. „Ich war schon immer ein Praktiker, der nahe am Kunden arbeitet, und ich möchte die Projekte in den Privatgärten verwirklicht sehen.“ Einen Pflanzenvertrieb hat er nicht, aber er produziert teils für den Eigenbedarf und verkauft Überschüsse bei diversen Gartenöffnungs-Kampagnen, an die er angeschlossen ist.

„Jede einzelne Pflanze ist von mir selbst gesetzt worden.“
Andreas Fethkes enge Beziehung zu seinem Garten kommt nicht von ungefähr.

Was Fethke auf der ehemaligen Schafswiese geleistet hat, wird erst bei der Besichtigung richtig klar. „Außer den beiden großen Rotfichten stand hier nichts. Jede einzelne Pflanze ist von mir selbst gesetzt worden“, erzählt er. Überragt wird das Gelände von einer Reihe windabfangender Säulenpappeln und einem Aussichtspunkt mit originellem Sitzplatz. Drumherum arrangieren sich Prärie-, Kies-, Baumstubben- und Dschungelgarten, eine Feuchtsenke, ländliche Staudenkolonien, rund 150 Rosenarten und vieles mehr.

Alles ist genau geplant und wirkt trotzdem zwanglos. „Der Garten wird immer mehr zu dem, was ich mir vorstelle“, sagt Fethke und spricht vom “genius loci" (also vom „Geist des Ortes“), der sich zunehmend einstellt und der auch von der Landschaft inspiriert ist. „Die Weite, der Himmel, die Ausblicke in Richtung Waldbröl, zur Grube Georg in Willroth und zur Birnbacher Kirche, das bedeutet mir sehr viel.“ Fazit: Dieser besondere Ort ist unbedingt einen Besuch wert.

Der „Garten am Meilenstein“ ist am 15. Juni und an den folgenden Sonntagen im Juni von 11 bis 18 Uhr geöffnet (Kölner Straße 5 in Birnbach, ins Navi „Grillhütte“ eingeben). Weitere Publikumstage sind unter anderem am 13. Juli, 21. September und 12. Oktober.

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