Seine Neubelebung ist zwar nicht das einzige, wohl aber das strahlkräftigste Projekt des Brodvereins, der sich – ganz im Gedenken an den großen Genossenschaftler Raiffeisen, der hier wirkte, jüngst gegründet hat. Ihm gehören sowohl die Ortsbürgermeister beziehungsweise Ortsvorsteher als auch Bürger aus Weyerbusch, Werkhausen und Hilkhausen an, was zeigt, dass man schon weit entfernt ist vom alten Kirchturmdenken. Das bestätigt auch der frisch gewählte Vereinsvorsitzende Max Weller: „Wir wollen etwas bewegen für alle Menschen in der Region.“ Da ist der Brodverein schon auf einem guten Weg. Vorausgegangen war der Vereinsgründung zunächst eine „interkommunale Kooperation“, zu der mit Blick auf Förderung durch das Leaderprojekt Workshops und Ortsbegehungen gehörten. Auch hier standen Bürgerbeteiligung und Dorfbelebung im Vordergrund. Schon da mit an Bord: Die Ortsgemeinden Weyerbusch und Werkhausen sowie die Stiftung „Im Tal“ von Erwin Wortelkamp. Aus dieser Initiative gingen bereits drei Projekte hervor: Ein August-Sander-Weg, der zwischen Werkhausen und Windeck auf den Spuren des großen Fotopioniers entlang geht; ein Gemeinschaftsgarten in Werkhausen und nun das Projekt „Neue Mitte Weyerbusch“. Hier steht der alte Gasthof im Fokus, dessen Historie bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Seit mehr als 20 Jahren steht er leer – ein trauriger Anblick mitten im Ort. Das Lokal wiederzubeleben und für alle Bürger in und um Weyerbusch sinnvoll nutzbar zu machen, hat sich der eigens dafür gegründete Brodverein auf die Fahnen geschrieben.
„Mit der Wiederbelebung würden wir die Historie mit der Gegenwart verankern“, freut sich auch Vereinsmitglied und Raiffeisenbotschafter Stephan Fürst. Viele Menschen aus der Umgebung hätten gute Erinnerungen an den alten Gasthof, der, nebenbei bemerkt, in erstaunlich gutem Zustand ist, obwohl seine Türen schon so lange geschlossen sind. Kneipe und großer Saal sollen renoviert und modernisiert werden, wobei eine Art „maroder Charme“, wie Max Weller es ausdrückt, durchaus erhalten bleiben soll. Architekt und Gründungsmitglied Kim Wortelkamp zeichnet in diesem Bereich für die Planungen verantwortlich.
„Wichtig ist für uns vor allem der soziale Gedanke“, sagt Silvia Patt, Beisitzerin des Vereins. Es soll also nicht um Profit gehen, nicht darum, der heimischen Gastronomie Konkurrenz zu machen und auch nicht um einen Versuchsballon, dem bald die Luft ausgeht. Das, was der Verein plant, ist weit in die Zukunft gedacht und in etlichen Treffen der rund 20 Mitglieder gewachsen. Dabei befindet sich die Planung durchaus noch im Prozess, Ideen kommen und gehen und, so Max Weller, können auch jederzeit ergänzt und angepasst werden. Der neue Dorfmittelpunkt soll in jedem Fall allen zugute kommen. Es könnte dort einen wöchentlichen Seniorenkaffee geben, einen alternativen Laden, in dem Obst und Gemüse aus dem Gemeinschaftsgarten niedrigpreisig angeboten oder weiterverarbeitet werden für die Gemeinschaft. Auch ein Reparaturcafé und ein Tausch- und Leihladen wären denkbar. Zudem soll der Gasthof seine Türen für Kunst und Kultur aller Art öffnen und natürlich auch den Bürgern und Vereinen für eigene Feste und Familienfeiern offen stehen. Nicht zuletzt ist hier ein Infopunkt für die Touristinformation angedacht.
Der Eigentümer der „Alten Post“, Jörg Schmidt, war vor allem vom sozialen Gedanken des Projekts begeistert, weshalb er seinen Gasthof für nunmehr zwölf Jahre an den Brodverein verpachten will. Dieser, so der Plan, wird sich ebenfalls einen Pächter suchen, der die Kneipe am Laufen hält und bei dem die Fäden für alle anderen Projekte zusammenlaufen könnten. Um zukunftsfähig zu bleiben und das Ganze auf solide Beine zu stellen, ist Ziel, den Brodverein irgendwann in eine genossenschaftliche Form zu gießen. Und natürlich noch viel mehr Menschen in und um Weyerbusch für die Sache zu begeistern. „Wir treffen uns schon seit Monaten regelmäßig, und die Sache erfindet sich jedes Mal neu, entwickelt sich weiter“, sagt Max Weller, der ebenso für sein Projekt brennt wie die anderen Vereinsmitglieder. „Wir verwalten den Verein nicht, wir leben ihn“, bringt er es auf den Punkt. Was ihn und seine Mitstreiter freut, ist die Tatsache, dass sie mit ihrer Idee überall offene Türen einrennen, sei es beim Kreis, der Verbandsgemeinde oder auch der Ortsgemeinde. Ortsbürgermeister Dietmar Winhold steht auf jeden Fall fest hinter dem Verein. „Es ist bemerkenswert und ganz hervorragend, was hier vorangetrieben wird, und ich bin schon ein stückweit stolz darauf, dass Bürger so etwas auf die Beine stellen.“
Eine erste Feuerprobe wird die „Neue Mitte“ am kommenden Wochenende haben, wenn im Gasthof das vierte „Gastmahl“ der Stiftung Wortelkamp stattfindet (siehe Artikel unten auf dieser Seite). Weitere Events sind sicher nicht fern und weitere Unterstützer immer gern gesehen: Infos bei Max Weller, Tel. 02686/590.