"Tatort"-Darsteller wandelt im Spiegelzelt auf den Spuren des großen Bruno Ganz
Altenkirchener Spiegelzelt erste Wahl: Ulrich Tukur vermittelt Zauber des Orients
Charakterkopf: Mit Mimik und Sprachgewandtheit zog Schauspieler Ulrich Tukur, bekannt als Kommissar aus dem „Tatort“ das Publikum bei der musikalischen Lesung im Spiegelzelt in seinen Bann. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Altenkirchen. Wenn Tatort-Kommissar Ulrich Tukur (65), alias LKA-Ermittler Felix Murot, mit dem „Delian Quartett“ auf den Spuren von Bruno Ganz wandelt und die Zuhörer in den „Zauber des Orients“ entführt, dann dürfte das Altenkirchener Spiegelzelt mehr als erste Wahl sein, wenn es galt, das passende Ambiente für dieses Leseprojekt zu finden.

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Im Rahmen der „Kultur für die Sinne“, ein Programm, das das Kulturbüro Haus Felsenkeller schon seit 36 Jahren auf die Beine stellt, war der Tukur-Auftritt einer der Höhepunkte.

Der 2019 verstorbene Schauspieler Ganz hatte gemeinsam mit den Mitgliedern des Delian-Quartetts, mit denen er viele Jahre zusammenarbeitete, das Projekt „Zauber des Orients“ noch konzipiert, konnte es aber nicht mehr aufführen. Tukur, Schauspieler, Sänger und Schriftsteller mit hessischen Wurzeln, versteht es nun gekonnt, die literarisch-musikalische Reise des Schweizer Schauspielers fortzusetzen. Der Weggefährte von Bruno Ganz macht das Publikum mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen auf den für uns fremden und doch für viele anziehenden Orient bekannt.

Die meisten Texte waren dem Buch „Kompass“ des französischen Schriftstellers Mathias Énard entnommen. Dieser lässt seinen Romanhelden über Archäologie, über Istanbul und den Besuch in einer dortigen Moschee, über Wüstenerfahrungen oder eine Einladung ins Beduinenzelt berichten.

Dann blickt er aktuell ins durch den Krieg zerstörte Aleppo und in die syrische Hauptstadt Damaskus. Auch Goethe kommt bei Énard ins Spiel, und dann ist natürlich auch des Dichters „West-östlicher Diwan“ nicht weit.

„Tausendundeine Nacht“ im romantischen Kerzenlicht und dem einzigartigen Ambiente: Adrian Pinzaru (Violine), Andreas Moscho (Violine), Lara Albesano (Viola) und Hendrik Blumenroth (Violoncello) begleiteten die Lesung und hatten maßgeblichen Anteil am Gelingen der Veranstaltung. Ob William Byrds „Ave verum corpus“, einem rasanten „Türkischen Marsch“ von Ludwig van Beethoven, „Clair de lune“ (Mondlicht) von Claude Debussy, dem voller Lebensfreude und bestechender Virtuosität dargebotenen „Presto“ aus dem Streichquartett Es-Dur op.33 von Joseph Haydn, oder ausnehmend gut zum Text passend mit Themen aus „Scheherazade“ von Nicolai Rimski-Korsakow.

All das gab der „musikalischen Lesung“ viel Farbe und Abwechslung. So sahen das auch die dankbaren Zuhörer. Eigentlich nur schade, dass ins Spiegelzelt am Montagabend nur knapp 100 Gäste gekommen waren.

Von Jörg Niebergall

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