Pfarrer Albert Werner Zeidler geht in den Ruhestand - Am Sonntag letzte Predigt unter Corona-Vorzeichen
Altenkirchener Pfarrer Zeidler nimmt Abschied: Ehrlich und aufrichtig sein als Grundhaltung
Hoffnungsbringer: Der hölzerne Engel aus der russischen Stadt Pskow, Symbol eines Versöhnungsprojektes der Evangelischen Kirche im Rheinland, begleitet Pfarrer Albert Werner Zeidler seit langem. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
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Altenkirchen. Als Albert Werner Zeidler im März 1987 die Nachfolge von Pfarrer Hans Nattland und damit eine von drei vollen Pfarrstellen in der evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen antrat, da war die kirchliche Welt noch eine andere. Das Gemeindeleben mit Posaunenchor, der Kantorei mit Jugendabteilung, dem Frauenkreis, dem Bibelarbeitskreis, dem Literaturkreis mit Christa Werner-Weiß und vielem mehr machten auf den jungen Pfarrer mächtigen Eindruck. 34 Jahre später ging Zeidler nun mit einem letzten Gottesdienst in den Ruhestand. Dies markierte für die Gemeinde nicht nur das Ende einer Ära. Es war trotz virusbedingter Einschränkungen auch ein hochemotionaler Abschied.

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Im Vorfeld blickte der Theologe noch einmal zurück auf seine Dienstjahre. „Es war eine große Gemeinde“, erinnert sich der aus der Synode St. Wendel zugezogene Zeidler an seinen Einstieg. „Die Alternativen, bei denen ich mich beworben hatte, waren alles Einzelgemeinden. In Altenkirchen gab es ein Pfarrer-Team, mit dem man arbeiten konnte und mit dem man sich arrangieren musste. Das hatte Vor- und Nachteile.“ Da seine Amtskollegen Pfarrer Raimund Brückner und Pastor Manfred Gallus eigene Ausrichtungen in der Verkündigung hatten, sei er vom Presbyterium wohl ganz bewusst als Kontrast in das Trio gewählt worden.

Auf die Frage, welche christliche Grundhaltung ihn durch seine Amtsjahre geleitet habe, findet Zeidler schnell eine Antwort. „Ich möchte ehrlich bleiben in dem, was ich sage und tue.“ Dies hätten ihm auch viele Gemeindemitglieder in ihren Abschiedsgrüßen bestätigt. „Wenn so etwas rüberkommt, dann kann man als Pfarrer zufrieden sein.“

Wie überall herrschte aber nicht immer Harmonie und Einigkeit. „Krisen gab es andauernd, und es wird weitergehen. Mit der Regionenbildung, dem Reduzieren von Pfarrstellenanteilen und der Zusammenarbeit mit den Gemeinden, da kommt eine große Arbeit auf die Presbyterien zu“, vermutet Zeidler. „Ich bin dankbar, dass ich jetzt pensioniert werde, denn es wird nicht einfacher.“ Der wachsende Bedarf an Vernetzung und Absprachen, aber auch die Vielzahl von bürokratischen Auflagen innerhalb der Strukturreform habe an der Basis viel „Saft abgezogen“. Bei allen Innovationsbestrebungen bestünde aber bei vielen Kirchgängern der Wunsch nach Stabilität. „Die ständigen Veränderungen sind auch in Altenkirchen manchmal zu viel geworden. Ich habe im Sinne der Älteren und der russischen Aussiedler immer darauf geschaut, dass es nicht ,zu anders` wurde.“

Zeidlers Verabschiedung in der Christuskirche fiel dann sehr persönlich aus, zumal Tochter Lea (Flöte), Sohn Frederic und Katja Manz-Schumann (Fürbitten), Stefan Hannen (Gesang), die Gitarristen Klaus Schumacher und Michael Schaefer, Anna Keck (Klavier) und der zugeschaltete Geheime Küchenchor zur Gestaltung beitrugen. In seiner Predigt dankte Zeidler dankte allen Wegbegleitern für die gemeinsamen Erlebnisse. „Der Ruhestandsantritt ist eine Entpflichtung, die Rückgabe von Verantwortung, die nun in andere Hände übergehen muss.“ Auch künftig wären haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter aufgerufen, sich dem offenen Dialog zu stellen. Sein eigenes Älterwerden empfinde er als Chance für Gott, an ihm zu arbeiten und als ständige Herausforderung, Gott an sich heranzulassen. „Das bedeutet Glaube für mich“, betonte Zeidler. Umrahmt wurde die Predigt von einem Text von Hanns-Dieter Hüsch (Lesung: Fred Heidepeter). Der Song „Den Parolen keine Chance“ von Konstantin Wecker beschloss den Reigen sozialkritischer Lieder und damit auch den berührenden, nachdenklich machenden Gottesdienst.

Von unserer Mitarbeiterin Julia Hilgeroth-Buchner

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