20 Millionen Euro kostet das Großprojekt Hallenbadneubau an der Glockenspitze bislang, vor zwei Jahren erfolgte der Spatenstich. Als unsere Zeitung vor fünf Monaten die Baustelle mit Verantwortlichen besuchte, war die Eröffnung noch für Frühjahr 2025 vorgesehen. Damals liefen die Arbeiten der 30 Gewerke auf Hochtouren. Von außen macht der Neubau momentan einen passablen Eindruck, der Vorplatz ist bereits gestaltet. Im vorderen Bereich der Außenanlage ist der Sandplatz mit Spielgeräten und Matschanlage hergerichtet. Ein Sonnensegel soll noch aufgestellt werden.
Doch auf unsere Nachfrage teilt Verbandsgemeindebürgermeister Fred Jüngerich mit, dass der Termin (vorgesehen war etwa Mai oder Juni) nicht gehalten werden kann. „Realistisch ist mittlerweile September oder Oktober dieses Jahr“, sagt der VG-Chef. Die Verzögerung kommt aufgrund einer erforderlichen Neuausschreibung für ein Gewerk zustande – so etwas könne schon mal mehrere Monate dauern, wie Jüngerich ausführt. Als öffentlicher Auftraggeber habe man, da man dem Vergaberecht unterliegt, deutlich längere Zeiten in der Auftragsvergabe als private Auftraggeber. „Wir mussten zwingend das Gewerk neu ausschreiben“, betont Jüngerich. Mittlerweile habe man das Gewerk neu vergeben. Man rechne noch mit einem Beitrag von bis zu 1,5 Millionen Euro zusätzlich zu den bisherigen Kosten aufgrund inflationärer Gründe sowie Lieferschwierigkeiten durch den Ukraine-Krieg (Baupreissteigerungen).

Jüngerich berichtet, dass er bezüglich der verzögerten Fertigstellung des Hallenbads direkt den Austausch mit der DLRG Altenkirchen gesucht habe – die auch im neuen Hallenbad mit im Boot ist, und anderen Betroffenen wie den Schulen. „Wir wissen ja alle, welche Hemmnisse und Herausforderungen bei kommunalen Ausschreibungen bestehen“, äußert sich Harald Bracht, Erster Vorsitzender der DLRG Altenkirchen auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Verein habe vollstes Verständnis für die Situation.
„Wir sind froh, dass wir hier in Altenkirchen diese Möglichkeit bekommen“, blickt er auf das Bauprojekt. Man sei in der Kreisstadt in einer beneidenswerten Situation, da andernorts viele Hallenbäder nur noch im Hybrid-Betrieb laufen oder gar schließen müssen. So oder so: Die DLRG freut sich auf das neue Hallenbad an der Glockenspitze.

„Es ist wichtig, dass die Verbandsgemeinde vor einigen Jahren den Mut und die Kraft aufgebracht hat, das Großprojekt Hallenbad anzugehen“, lobt Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz den Willen der VG. Zudem sei es lobenswert, dass durch den weiter laufenden Badebetrieb im alten Schwimmbad keine Einschränkungen für die Bürger durch die Verzögerung entstünden. Das neue Hallenbad bedeutet durch seine räumlichen Gegebenheiten und seine Ausstattung einen großen Mehrwert für die Kreisstadt. Wichtig sei es nun laut Lindenpütz, dass die nächsten baulichen Schritte ordentlich ausgeführt werden, damit man auch langfristig etwas von dem Schwimmbad habe.
Wichtig sei auch das Erscheinungsbild im Gesamten, denn die Straße an der Glockenspitze (inklusive eines Teils des Wirtschatfswegs) wird saniert. Dafür hatte zuletzt der Umwelt- und Bauausschuss der Stadt in seiner Sitzung gestimmt. Die VG übernimmt einen Teil der Kosten, da durch die Großbaustelle ebenfalls Schäden an der Straße „Im Sportzentrum“ entstanden sind. Beide Straßen sollen durch eine neue Asphaltdeckschicht saniert werden. Die geschätzten Kosten betragen insgesamt circa 120.000 Euro brutto. Die VG beteiligt sich mit Blick auf die Schäden durch den Hallenbad-Neubau mit 50 Prozent an den Sanierungskosten. Im Mai/Juni soll die Maßnahme unter halbseitiger Sperrung erfolgen, für die Asphaltarbeiten wird zwei Tage eine Vollsperrung nötig.
„Es ist wichtig, dass die Verbandsgemeinde vor einigen Jahren den Mut und die Kraft aufgebracht hat, das Großprojekt Hallenbad anzugehen.“
Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz lobt den Willen der VG.
Zur Eröffnung im Herbst ist eine größere Feier für die Öffentlichkeit vorgesehen mit einem Tag der offenen Tür für die Bürger. Wie VG-Chef Fred Jüngerich bereits betonte, sei das Schwimmbad ein „Bad der Bürgerinnen und Bürger, ein Schwimmbad für die Menschen, die hier leben.“ Das Bad soll dann für die Allgemeinheit geöffnet werden. Die Planungen dazu laufen noch.
Das alte Hallenbad (Baujahr 1969) wird geschlossen, wenn das neue in Betrieb ist. Was mit dem alten Gebäude beziehungsweise dem Grundstück passiert, ist noch offen. Das Thema Stadthalle – das alte Gebäude an der Quengelstraße ist seit Juni 2021 geschlossen – schwebt ebenfalls über der Kreisstadt. Die Sanierung der alten Stadthalle oder ein möglicher Neubau sind die Optionen, die geprüft werden. VG-Bürgermeister Fred Jüngerich, betont, dass er bei dieser Thematik keine Entscheidungskompetenz hat, findet aber klare Worte: „Ich hoffe, dass die Stadt sich dafür entscheidet, die alte Stadthalle zu sanieren und wieder zu öffnen. Das ist mein persönlicher Wunsch und auch der Wunsch als Verbandsgemeindebürgermeister.“ Er denkt, dass eine Sanierung die wirtschaftlichste Variante sei neben der Option Neubau – auch mit Blick auf einen möglichen Abriss der alten Stadthalle. Er empfiehlt, die Stadthalle zu ertüchtigen und schnellstmöglich wieder zu öffnen – „das wäre die beste Lösung für die Menschen, die hier leben“, so Jüngerich.
Hallenbadneubau – gefördertes Großprojekt
Rückblick: Im Jahr 2015 war für die Verantwortlichen klar, dass eine Sanierung des alten Hallenbads aus dem Jahr 1969 nicht mehr wirtschaftlich war. Das Schwimmbad leistete über fünf Jahrzehnte seine Dienste für Schulen, Freizeitschwimmer und die DLRG. Im April 2022 erfolgte auf der sogenannten Gymnastikwiese, die sich im Eigentum der Stadt Altenkirchen befand, mit dem symbolischen Spatenstich der Beginn der Bauarbeiten für das neue Hallenbad. Ziel sei es, ein Hallenbad für alle Generationen „ohne Schnickschnack“ zu schaffen. Mal wurde die geplante Eröffnung bei der Grundsteinlegung im Februar 2023 für Frühsommer 2024 anvisiert, dann auf Spätsommer 2025 datiert, der letzte Stand lautete Frühjahr 2025. Jetzt ist der Eröffnungstermin durch die Neuausschreibung im Herbst 2025 angepeilt. Die VG erhält für den Hallenbad-Neubau eine Landeszuwendung in Höhe von insgesamt 3,75 Millionen Euro, die Else Schütz Stiftung fördert das Kursbecken mit einer Fördersumme von 1,6 Millionen Euro.