Was Status als Schwerpunktgemeinde bedeutet
Als Schwerpunktgemeinde anerkannt: Chance für die Dorfentwicklung in Birken-Homigessen
Der Dorfplatz, wo jetzt der Nachfolgebaum der früheren „Ahl Ehsch“ wächst, könnte ein Schwerpunkt der Dorferneuerungsmaßnahmen werden. Wie im gesamten Prozess sind nun die Birken-Honigsessener Bürger gefragt, sich und ihre Ideen einzubringen. Foto: Hering
Elmar Hering

Im zweiten Anlauf hat es nun geklappt: Das Land bewilligte den Antrag aus Birken-Honigsessen auf Anerkennung als Schwerpunktgemeinde. Auf dieser Basis sind Investitionen in die Dorferneuerung möglich, die dann in den kommenden acht Jahren aus dem speziellen Fördertopf des Mainzer Innenministerium in beträchtlichem Umfang unterstützt werden.

„Jetzt sind die Bürger gefragt. Das ist eine Chance, die man absolut wahrnehmen muss“, sagt Ortsbürgermeister Hubert Wagner. Im Gespräch mit der RZ erläutert er, was in der kommenden Zeit auf das Dorf zukommt.

Nach der erfolglosen Bewerbung vor zwei Jahren kann Birken-Honigsessen jetzt in den Prozess der Dorferneuerung eintreten. Dazu gehört zunächst, quasi als notwendiger Vorlauf, die Dorfmoderation. Schon 2022 hat der Ortsgemeinderat den entsprechenden Auftrag an ein externes Fachbüro vergeben. Im Frühsommer, so Wagners Zeitplan, könnte die Dorfmoderation mit mehreren öffentlichen Zusammenkünften beginnen, um möglichst viele Bürger einzubeziehen. Ein genauer Termin für die Auftaktveranstaltung steht noch nicht fest.

Bis zu 70 Prozent Landesförderung

Die Trumpfkarte, die die Schwerpunktgemeinden in Händen halten (zurzeit zum Beispiel auch Katzwinkel und Selbach) ist die Zusage des Landes, investive Maßnahmen der Dorfentwicklung finanziell mit bis zu 70 Prozent der anfallenden Kosten zu fördern. Wagner: „Das ist gerade für finanzschwache Ortsgemeinden, wie wir es sind, ein ausschlaggebendes Argument.“

Schon im Antrag hatte die Ortsgemeinde ein paar Ideen entworfen, wie sich Begegnungsräume im Ort entwickeln lassen. Gerade für eine große Gemeinde mit rund 2500 Einwohnern (damit ist Birken-Honigsessen übrigens das größte Dorf unter denen, die aktuell vom Land die Anerkennung erhalten haben) seien solche Plätze enorm wichtig, findet der Ortsbürgermeister. Ansonsten drohe die Gefahr, dass ein Ort langfristig zur reinen Schlaf- und Pendlergemeinde verkomme. Dieses Risiko dürfe nicht verdrängt werden, findet Wagner, trotz des intakten Vereinslebens, der guten Jugendarbeit und der stetigen Bereitschaft der Mitglieder, sich bei Bedarf mit Eigenleistung einzubringen.

Ein geeigneter „Raum“ zur sozialen Begegnung könnte zum Beispiel der Dorfplatz sein. Im Zuge der Dorfmoderation sind die Bürger, Jung und Alt, aufgefordert, Vorschläge für dessen Gestaltung zu unterbreiten. Gerade auf die Teilhabe der Kinder und Jugendlichen legt die Dorfmoderation erfahrungsgemäß großen Wert. „Zum Beispiel lässt sich bestimmt darüber nachdenken, wie der dortige Kinderspielplatz besser integriert werden könnte“, überlegt Wagner. Zudem freue er sich auf Vorschläge zur Einbeziehung der kleinen, regelmäßig genutzten Kapelle oder zur Verwendung des Basaltbrunnens.

Ein Raum für vielfältige Zwecke

Auch andere Ideen sind willkommen. Was wird zum Beispiel aus dem seit geraumer Zeit leer stehenden Nahkauf (gegenwärtig proben dort die Bergkapelle sowie der Männer- und der Kirchchor)? Dem Ortsbürgermeister schwebt eine Art Multifunktionsraum vor. „Das soll kein Dorfgemeinschaftshaus werden“, betont er ausdrücklich. Aber ein ausreichend großer Raum wäre mittelfristig nicht zuletzt für die Sitzungen des Ortsgemeinderates willkommen. Derweil, so verrät Wagner, laufen die Verhandlungen für die Neuansiedlung eines Einkaufsmarktes weiterhin sehr zäh.

Darüber hinaus verfüge das Dorf über weitere wichtige Orte der Begegnung, so Wagner, einer davon sei der Friedhof. Neben der Grabpflege wüssten es viele Friedhofsbesucher zu schätzen, dass sich dort oft eine Gelegenheit zum Austausch ergebe. Nicht zu vergessen das gemeindeeigene Freizeitgelände mit Sport-, Trainings- und Bolzplatz. Gerade Letzterer wäre nach Ansicht des Ortsbürgermeisters prädestiniert, um von der Jugend gezielt ins Auge gefasst zu werden.

All dies und noch viel mehr könnte also demnächst auf dem Hausaufgabenzettel der neuen Schwerpunktgemeinde stehen. Wagner hofft auf ein starkes Engagement der Bürger, denn „das Dorf muss sich weiterentwickeln.“

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