Open-Arts-Festival geht in nächste Runde
Akkordon im Fokus: Außergewöhnliche Klangwelten im Kunsthaus Wäldchen in Forst
Im Westerwald lernten sich Stefan Kohmann, Eva Zöllner und Ingo Weiß (von links) kennen. Am Sonntagnachmittag performten sie im sonnenüberfluteten Kunsthaus-Studio in Wäldchen unterschiedliche Klangerlebnisse. Foto: Rolf-Dieter Rötzel
Rolf-Dieter Rötzel

Forst. Mit experimenteller Klangkunst hat das Trio Kohmann/Zöllner/Weiß am Sonntagnachmittag den zweiten Veranstaltungsblock des diesjährigen Neustart-Kultur-Events „Wieder zusammen – Open Arts 2022“ im Kunsthaus Wäldchen eröffnet. Im Juni-Festival, weitere Veranstaltungen finden am Donnerstag, 16. Juni (Duo Aliada, Wien) und Samstag, 18. Juni (Open Your Wings – Junge Künstler on Stage), statt, steht das Akkordeon in einem besonderen Fokus.

Saxofon, Akkordeon, Vibrafon und diverse musikalische Klänge erzeugende Gegenstände und Instrumente ist eine nicht alltäglich zu hörende Klangzusammenstellung; sicherlich außergewöhnlich und in der Musikszene Aufsehen erregend. Was Stefan Kohmann, Eva Zöllner und Ingo Weiß aus verschiedenen Instrumentenkombinationen machen, überrascht nicht nur im Westerwald, sondern auch auf überregionalen Ebenen.

Kurzerhand war das Konzert von der Open-Air-Bühne des Kunsthauses ins sonnenüberflutete Studio verlegt worden. Draußen wären leise, sanfte und besinnliche Klänge regelrecht „vom Winde verweht“ worden.

Austausch und Begegnungen

Mit der diesjährigen Open-Arts-Veranstaltungsreihe möchte das Kunsthaus, so Dorothé R. Marzinzik in ihrer Begrüßung, einen Austausch und Begegnungen im musikalischen Sinne schaffen und Türen zueinander öffnen. „Was uns heute geboten wird, stellt wirklich ein Kleinod im Westerwald dar“, ergänzte Daniel Diestelkamp. Damit sollte er Recht behalten – das Trio performte zahlreiche Klangexperimente und musikalische Kuriositäten, lotete dabei freie Improvisationen mit feinfühligen Formgebungen aus, die gewiss in dieser Art bisher nur einem kleinen Teil des anwesenden Publikums bekannt waren.

Mit ihren originellen Klangerzeugungen sprühten die musikalischen Spezialisten vor Experimentierfreude und Spontanität. So ergab sich ein Dialog mit der frei improvisierten Musik, die immer wieder neue Überraschungen und Verwunderungen bot. Ingo Weiß bediente verschiedene Saxofone, ordnete sich dabei als sensibler Begleiter ein und begeisterte als Solist. Als solcher entlockte er seinem Saxofon schreiende, jauchzende, wehleidige, sanfte, aufmunternde, aber auch quälende Klänge und reihte diese in bunter Folge aneinander.

Schillernde Klangflächen erzeugte Eva Zöllner mit ihrem Knopfakkordeon. Teilweise verschmolz ihr Körper dabei vibrierend mit dem Instrument, lediglich unterbrochen durch virtuose Ausbrüche. Und zwischendurch hatte sie noch Zeit, informativ und humorvoll als Moderatorin durch das Programm zu führen.

Überaus groß war das Arsenal an Klangobjekten, die Stefan Kohmann neben seinem Vibrafon ruhig, bedacht, ja idyllisch zur musikalischen Entfaltung kommen ließ. Im Vordergrund stand dabei eine große Auswahl an Schlägeln, mit denen er auf seinem Vibrafon die unterschiedlichsten Töne „fertigte“. Eingesetzt wurden zudem zwei koreanische Gongs und Kontrabassbögen. Weiter legte er ein Becken auf eine Trommel, um dann durch das Loch im Becken pustend tolle Töne und Wiederhalle auszulösen. Imponierend auch die Tonintervalle, die eine an einem Joghurtbecher hängend Metallspirale bewirkte.

Stoßdämpferfedern und Triangeln

Ein besonderes Klangerlebnis übermittelten auch vier Styroporhalbkugeln, an denen in verschiedenen Höhen an dünnen Drähten eine Stoßdämpferfeder und zwei Triangeln angebracht waren. Ideen muss man haben. Nach diesen befragt, antwortete Kohmann gegenüber unserer Zeitung: „Wenn man mit offenen Ohren durch die Welt geht, gibt es immer wieder zahlreiche Klangformationen zu entdecken.“

Mit einem „Westerwald-Rock“ wurde das Konzert beendet. Für die originellen Klangfindungen in den verschiedensten Richtungen, die Experimentierfreude und Spontanität erhielt das Trio, das später auch zu Gesprächen bereit stand, verdienten Beifall.

Von Rolf-Dieter Rötzel

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