Hundeteams suchen Grenze ab
AK-Land bei Afrikanischer Schweinepest auf der Hut
Für den Menschen ist die Afrikanische Schweinepest laut Experten nicht gefährlich, doch für Borstenvieh, das von dem Virus befallen wird, endet der Krankkeitsverlauf in der Regel tödlich.
Lino Mirgeler. dpa

Afrikanische Schweinepest im Nachbarkreis Olpe: Während dort inzwischen bei acht verendeten Wildschweinen das Virus nachgewiesen wurde, wird im AK-Land einiges dafür getan, um ein Übergreifen der Seuche aufs nördliche Rheinland-Pfalz zu verhindern.

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Die Nachrichten am Dienstagnachmittag aus dem Kreis Olpe stimmen nicht gerade hoffnungsfroh. Denn dort wurde nach fünf bereits bestätigten Fällen von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bei drei weiteren verendeten Wildschweinen das Virus nachgewiesen. Im Nachbarkreis Altenkirchen verfolgt man die Entwicklung jenseits der Grenze zu Nordrhein-Westfalen ganz genau, wie Amtstierarzt Harald Grünau im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. „Seit Freitag führen wir entlang der Grenze zum Kreis Olpe und zum Kreis Siegen-Wittenstein bis nach Niederschelden eine sogenannte Fallwildsuche durch“, schildert er eine sehr aufwendige Schutzmaßnahme.

Mit zehn Suchgespannen, jeweils bestehend aus zwei Hundeführern und zwei Hunden, wird dabei die gesamte Grenzregion akribisch abgesucht, die insbesondere im Bereich Friesenhagen oft steil und dicht bewachsen ist. Zwar haben die Spürhundeteams des Landes den einen oder anderen Knochen entdeckt, doch aus dem Landesuntersuchungsamt in Koblenz kam dazu am Dienstag Entwarnung. „Alle dort untersuchten Proben sind negativ“, so Grünau.

Lokale Kontaktgruppe hat getagt

Gute Nachrichten, zweifelsohne, aber für eine Entwarnung besteht seitens des Kreisveterinärs kein Grund. „Das Virus kann sich schnell ausbreiten, auch 30 Kilometer sind da keine Entfernung“, verweist der Experte auf das südliche Rheinland-Pfalz, wo nach dem Auftreten der Tierseuche in Hessen schnell auch die ersten Fälle im Kreis Mainz-Bingen bekannt geworden waren. Gerade, wenn der Rhein Niedrigwasser führe, stelle er für die Tiere keine Barriere dar.

Den Kreis Altenkirchen sieht Grünau dennoch gut vorbereitet und für den Fall der Fälle, den sich keiner wünscht, gewappnet: „Unsere lokale Kontaktgruppe, der viele beteiligte Gruppen angehören, hat seit Bekanntwerden der Fälle in Olpe getagt. Zudem steht das Veterinäramt des Kreises im Kontakt mit dem Krisenzentrum des Landes Rheinland-Pfalz. Auch hier wurde in zwei Videokonferenzen ein gemeinsames Vorgehen abgesprochen“, gibt der Abteilungsleiter einen Einblick.

„Wir sind noch nicht im Krisenfall, wir sind im Vorbereitungsstadium.“
So schätzt Kreisveterinär Harald Grünau die Situation im AK-Land ein.

Und er stellt klar fest: „Wir sind noch nicht im Krisenfall, wir sind im Vorbereitungsstadium.“ Erst, wenn es einen positiven ASP-Nachweis im Kreis gebe, würde der Krisenfall ausgerufen, würden Maßnahmen nach dem europäischen Tierseuchenrecht greifen – etwa ein Schutzkreis um den Fundort des infizierten Tieres gezogen.

Damit es nicht so weit kommt, und das für den Menschen ungefährliche aber für Borstenvieh meist tödliche Virus sich nicht weiter ausbreitet, sind laut Grünau auch die heimischen Jäger noch einmal aufgefordert worden, konsequenter Proben zu nehmen. Seitens des Veterinäramtes und der unteren Jagdbehörde seien alle Jäger ersucht worden, Schwarzwild verstärkt zu bejagen und anschließend zu beproben.

Appell an die schweinehaltenden Betriebe

„Über die Allgemeinverfügung des Landes, die besagt, dass alle erlegten, kränklich aussehenden Triere direkt untersucht werden müssen, haben wir nördlich der Sieg eine zusätzliche Anordnung erlassen“, führt der Amtstierarzt aus. Diese besagt, dass auch augenscheinlich gesund erlegtes Borstenvieh auf das ASP-Virus zu untersuchen ist.

Einen eindringlichen Appell richtet Grünau in diesem Zusammenhang auch an die schweinehaltenden Betriebe. „Es ist wichtig, die gesetzlich vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Dabei hat der Tiermediziner auch Kleinst- und Hobbybetriebe im Blick. „Es gibt Menschen, die halten sich zwei, drei Mini-Pigs im Schuppen. Auch das sind Schweine, die das Virus übertragen können“, hält er ein Plädoyer für strenge Hygienemaßnahmen. Konkret nennt er die klare Abgrenzung des Betriebs, keinen Kontakt von Hausschweinen zu Wildschweinen sowie keine Borstenviehhaltung auf ungesicherten Weiden.

„Wenn die Afrikanische Schweinepest bei uns ausbricht, haben wir mindestens ein halbes Jahr intensiv damit zu tun.“
Amtstierarzt Harald Grünau

Eines ist für Grünau aber auch klar: „Wenn die Afrikanische Schweinepest bei uns ausbricht, haben wir mindestens ein halbes Jahr intensiv damit zu tun“, sagt er auch mit Blick auf die Situation im Süden des Landes. Ob die „Gefahr“ aus dem Norden durch die drei weiteren ASP-Fälle im Kreis Olpe gewachsen ist, bleibt abzuwarten. Die verendeten Tiere wurden den Angaben zufolge im nahen Umfeld der fünf bereits entdeckten Tiere gefunden. „Nach vorläufiger Einschätzung gehören die drei Wildschweine zur Rotte der zuvor aufgefundenen Tiere“, so ein Sprecher aus dem nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministerium. Entsprechende Untersuchungsergebnisse des vor Ort zuständigen Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes müssten aber noch vom Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit bestätigt werden.

Der Fundort liegt den Angaben zufolge innerhalb der „infizierten Zone“, heißt es aus Düsseldorf weiter. Daher gebe es keine Notwendigkeit, die seit Mitte Juni geltenden Allgemeinverfügungen der Kreise Olpe, Hochsauerlandkreis und Siegen-Wittgenstein um weitere Schutzmaßnahmen zu ergänzen.

So reagiert der Tierpark Niederfischbach

Der Tierpark Niederfischbach bittet mit Blick auf die Afrikanische Schweinepest im Nachbarkreis Olpe die Besucher, folgende Schutzmaßnahmen einzuhalten, damit das Virus nicht in die Anlage eingeschleppt wird:

  • Schuhe der Besucher und Pfoten der Hunde sind vor Betreten des Tierparks zu desinfizieren.
  • Das Füttern der Wildschweine ist strengstens untersagt.
  • Hunde sind mit ausreichend Abstand an dem Wildschweingehege vorbeizuführen. kra

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