Rühriger Gastronom geht nach Waldbröl
Abschied von Marienthal: Klosterwirt Steiniger verlässt das AK-Land
Klosterwirt Uwe Steiniger hat immer versucht, für die Klostergastronomie und auch für seine Mitarbeiter – besonders für den Nachwuchs – alles zu bewegen, was geht. Jetzt nimmt Steiniger seinen Hut. Es waren mehrere Gründe, die am Ende zu dieser Entscheidung führten.
Sonja Roos/Archiv

Das Kloster Marienthal ist untrennbar mit dem rührigen Uwe Steiniger verbunden. Seit 2016 war der aus Waldbröl stammende Steiniger Pächter der Klostergastronomie. Doch jetzt hat der 52-Jährige die Tore zu seinem Herzensprojekt Anfang November geschlossen. Mit der RZ sprach er über die Hintergründe und darüber, wie es jetzt für ihn weitergeht.

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Klosterwirt Uwe Steiniger hat immer versucht, für die Klostergastronomie und auch für seine Mitarbeiter – besonders für den Nachwuchs – alles zu bewegen, was geht. Jetzt nimmt Steiniger seinen Hut. Es waren mehrere Gründe, die am Ende zu dieser Entscheidung führten.
Sonja Roos/Archiv

„Leicht ist mir die Entscheidung nicht gefallen, und ich gehe definitiv mit einem weinenden Auge“, bekennt der Klosterwirt. Es waren mehrere Faktoren, die den umtriebigen Steiniger am Ende in die Knie zwangen. Wer ihn kennt, der weiß, dass Uwe Steiniger niemand ist, der leicht aufgibt. Im Gegenteil: Als Corona begann und gerade die Gastronomie am Boden lag und stöhnte, da machte er das Unmögliche möglich und holte für den Hammer Kultursommer Politik, Kultur und Gastronomie zusammen. Heraus kam ein wahres Sommermärchen, dass 2021 eine erfolgreiche Fortsetzung fand. Doch da begann schon die Krux in 2022: Es gab plötzlich, wo die Pandemie abschwächte, wieder mehr bürokratische Hürden.

Brandschutzanlage muss erneuert werden

Am Ende sei es zu kurzfristig gewesen, ein ähnliches Programm wie in den beiden Vorjahren auf die Beine zu stellen, so Steiniger. Trotzdem, so betont er, sei der Sommer in diesem Jahr gut gewesen. Doch dann trat im Herbst das Bistum auf ihn zu, weil die Brandschutzanlage im Kloster erneuert werden muss. Runde 40.000 Euro hätte das das Bistum als Eigentümer gekostet. Man wollte von Klosterwirt Steiniger im Gegenzug die Zusage, den Pachtvertrag um weitere 10 Jahre zu verlängern.

„Ich kann das verstehen und muss das Bistum hier auch wirklich loben, weil all die Jahre wirklich viel in das Kloster und die Klostergastronomie investiert wurde. Aber ich hoffe, dass man mich ebenfalls versteht, denn in Anbetracht der Energiepreise, die gerade durch die Decke gehen, in Kombination mit dem Personalmangel und der allgemein unsicheren Lage war es für mich nicht möglich, mich derzeit auf so lange Sicht zu verpflichten.“

Hohe Heizölkosten

Steiniger rechnet vor, dass er im Schnitt am Tag 80 bis 100 Liter Heizöl braucht, um das Kloster in den Wintermonaten warm zu halten. Bei momentanen Preisen um die 150 bis 170 Euro pro 100 Liter kann man sich ausrechnen, wie viel Essen der Klosterwirt dafür hätte verkaufen müssen. Auch seien durch die vielfältigen Krisen und Herausforderungen die Reserven nicht mehr in dem Maße vorhanden gewesen, so dass Steiniger Ende Oktober die Reißleine zog.

Seit dem 1. November ist die Klostergastronomie geschlossen. Auf Anfrage unserer Zeitung, was nun mit dem Kloster und der Klostergastronomie geschehen soll, hieß es seitens des Erzbistums Köln nur: „Nach Rücksprache mit der zuständigen Fachabteilung können wir Ihnen mitteilen, dass die weitere Planung rund um die Gastronomie noch nicht entschieden ist. Das Erzbistum steht aktuell in Verhandlungen mit dem Pächter wegen einer Vertragsauflösung.“

Klosterwirt geht zurück nach Waldbröl

Steiniger selbst hat eine Anstellung in Waldbröl im Meson el Toro, einem inhabergeführten Qualitätsrestaurant mit gehobener Küche gefunden. „Das Schöne ist, dass ich ab Januar angestellter Geschäftsführer bin. Vorher werde ich noch vom alten Geschäftsführer eingearbeitet, der sich dann mit Mitte 70 zur Ruhe setzen will.“ Für Steiniger ist das zur Abwechslung mal ganz entspannend, denn er war in den vergangenen sechs Jahren Einzelkämpfer, Gastronom, Ausbilder, Ideengeber und Antreiber in Personalunion.

Auch hat er auf allen Ebenen für das Kloster und die Region gekämpft – sei es für den Erhalt des Bahnhaltepunkts Marienthal, für eine Fortführung des Genuss- und Kultursommers in Hamm oder für die Nachwuchsgewinnung. Nun will er kürzer treten, denn ganz spurlos sind die vergangenen Jahre auch an ihm nicht vorbeigegangen.

Worüber er sich freut, ist die Tatsache, dass er seinen Auszubildenden mitnehmen konnte. Gerade Steiniger hatte sich auch dadurch einen Namen in der Region gemacht, dass er dem Nachwuchs nicht nur gute Chancen bot, sondern auch viele Extras wie Küchenaustausche mit Frankreich oder Ungarn, Kochwettbewerbe oder ein eigenes Ausbildungsrestaurant, für dass nur die angehenden Jungköche verantwortlich zeichneten. Eine Lücke wird Steiniger auch im Hinblick auf die Interessenvertretung der Gastronomen im AK-Land reißen, denn er wird auf Sicht auch seinen Posten als Dehoga-Kreischef aufgeben. „Wir sind derzeit auf der Suche nach einem Nachfolger“, wie er im Gespräch berichtet.

Dank an Weggefährten

Zudem wird die FDP für den Verbandsgemeinderat Hamm ein neues Ratsmitglied wählen müssen, denn Steiniger hat dem Kreis Altenkirchen derzeit ganz den Rücken gekehrt. Aufgrund seines neuen Jobs ist er in seine alte Heimat Waldbröl gezogen. „Was nicht heißt, dass ich nicht gerne im AK-Land war. Ich habe tolle Menschen kennengelernt und ich möchte mich ausdrücklich bei meinen Mitarbeitern, Kollegen, Gästen und Weggefährten dort bedanken für die gute Zusammenarbeit und das in mich gesetzte Vertrauen in all den Jahren“, unterstreicht Steiniger und fügt an: „Außerdem weiß man ja nie was kommt – man soll niemals nie sagen.“

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