Fichte bei Heupelzen gefällt
Abschied vom „Dännchen“ ist mit Neuanfang verbunden
Das „Dännchen“ (Kleine Tanne) zwischen Heupelzen und Wölmersen, das in Wirklichkeit eine einzelnstehende Fichte war. Deutlich auszumachen: die bereits angegriffene Baumspitze.
Manfred Herrmann. Manfred Herrmann

Das „Dännchen“ zwischen Heupelzen und Wölmersen hat viel erlebt - das Alter des Baumes wurde auf bis zu 160 Jahre geschätzt. Er wurde wegen Fäulnis gefällt. Eine Nordmanntanne wurde als Ersatz gepflanzt - ein Fest soll im Frühjahr 2025 erfolgen.

Dialekte gibt es wohl Hunderte in Deutschland, oder gar Tausende. Manche Eigenarten sind dort verborgen und manche Unverständlichkeiten. So ist hier nördlich von Altenkirchen im Westerwald unter den Alteingesessenen eine Fichte – ob groß, ob klein – grundsätzlich „en Dänn“ (eine Tanne). Ein markantes, wuchtiges Einzelexemplar dieser Art stand am Gemeindeweg zwischen den Ortschaften Heupelzen und Wölmersen.

Auch dieses Nadelholz, eindeutig eine Fichte, wird als Tanne bezeichnet. Mehr noch, sie trägt von alters her den Namen „Dännchen“. Wenn das Umfeld dort beschrieben werden soll, heißt es seit jeher: „unnen beim Dännchen“ (unten bei der kleinen Tanne). Die Altersfeststellung jenes Einzelbaums entwickelte sich zur Kunst für sich. Den einzigen Orientierungspunkt dazu lieferte Luise Eichelhardt, geb. Schumacher aus Heupelzen. (Hanwilms Oma) geboren 1882, verstorben 1972. Sie erklärte hin und wieder, dass sie als kleines Schulmädchen das „Dännchen“ bereits als großen Baum gekannt habe. Demnach könnte man sagen, dass der Nadelbaum im Jahre 2024 auf ein Alter von etwa 150 bis 160 Jahren zurückblicken konnte.

Die Altenkirchener Feuerwehr rückte zur Sanierung des oberen Astwerks an.
Manfred Herrmann. Manfred Herrmann

Was hat er schon alles gesehen und erlebt, der einsame Riese? Den Bauern bei der Feldbestellung zugeschaut. Krähennester beherbergt. Müden Wanderern Schatten gespendet, wie auch dem Weidevieh. „Handangler“ am nahen Bach ausgemacht. Soldaten im Zweiten Weltkrieg als Zielscheibe gedient. Hochsitzen als Stütze zur Verfügung gestanden. Blitzschläge eingefangen (zumindest einen). Mancher tobende Herbststurm hat ihn erzittern lassen und manch feuchte Schneelast hat sein Geäst geprüft. Mit der Zeit verfärbten sich die Nadeln an der Spitze ins Braune und fielen ab. Es blieb ein Astgerüst. Hat ein Blitz hier nachgeholfen? Ein einzeln stehender Baum zieht gerne solche Naturgewalten an.

Auf Betreiben von Walter Ochsenbrücher aus Heupelzen rückte eines Tages in den 1980er-Jahren die Altenkirchener Feuerwehr zur „Rettungsaktion“ an. Mittels Drehleitereinsatzes war die marode Baumspitze mühelos zu erreichen und mit der Motorsäge entfernte man das abgestorbene Geäst. Die entstandene Schnittfläche wurde sorgfältig mit Abdichtmittel behandelt. Etwa 40 Jahre blieben damit dem „Dännchen“ noch.

Ist dieses baumgeistähnliche Gebilde vielleicht der Urheber für besagte „Dännchenmisere?“
Manfred Herrmann. Manfred Herrmann

Die Borkenkäferplage hat es erfolgreich abgewehrt und wieder eine Menge Zapfen gebildet. 2024 erfolgte jedoch das Ende. Ein wildes Maiunwetter bescherte dem Baum, der sich immer so tapfer gehalten hatte, das endgültige Aus. Die Untersuchung des Torsos ließ erkennen, dass nur die Fällung des Restbestandes übrig bleib. Stamm- und Wurzelbereiche zeigten bereits deutlichen Fäulnisbefall. Der Heupelzer Ortsbürgermeister Rainer Düngen versicherte damals nach der Fällung, dass hier wieder ein Nadelbaum gepflanzt werden soll, der die „Dännchen-Tradition“ weiter führen soll - dafür stimmte auch der Ortsgemeinderat Heupelzen.

Im Frühjahr 2025 soll ein Fest stattfinden

Nach einer Fachberatung wurde eine Nordmanntanne bestellt, die durch die tiefgründigeren Wurzeln für den Standort geeignet ist. „Nordmanntannen können an geeigneten Standorten bis zu 500 Jahre alt und 60 Meter hoch werden“, berichtet Heupelzens Ortsbürgermeister Rainer Düngen auf Nachfrage unserer Zeitung. Die Neuanpflanzung wurde von Ratsmitgliedern und Mitgliedern der Maijugend gepflanzt. Ein von der Maijugend geplantes Einweihungsfest konnte leider aufgrund der schlechten Witterung nicht stattfinden.

Ratsmitglieder aus Heupelzen und die Maijugend mit dem neuen "Dännchen" (von links): Rainer Düngen, Ralf Horn, Claudius Weigand, Fabian Schumacher und Tobias Schumacher.
Bettina Weigand

Dieses Fest soll aber nun im Frühjahr 2025 am „Dännchen“ nachgeholt werden - ein Termin steht noch nicht fest. „Das neue Dännchen soll dann eine Einweihung finden“, so Düngen. Ortsgemeinderat und Maijugend hoffen, dass das kleine „Dännchen“ gut anwächst und auch zu einem historischen Symbol im Ort heranreift.

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