Rund 2000 Interessierte besuchten Messe für berufliche Perspektiven im Wissener Kulturwerk
Abom mit Vielfalt und Klasse: Rund 2000 Interessierte besuchen Berufs-Messe in Wissen
img_4943
Kurz vor dem Start: Silke Baudendistel von der IHK (mit Mikrofon) begrüßt die Gäste. Unter ihnen war auch der Erste Beigeordnete des Kreises Altenkirchen, Tobias Gerhardus (2. von rechts), der in seiner Begrüßungsrede auf die zukunftsweisende Bedeutung der Messe Abom für die Unternehmer und künftigen Auszubildenden einging. Rechts neben Baudendistel IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting. Fotos: Thomas Hoffmann
Thomas Hoffmann

Wissen. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“: Dieses Sprichwort galt lange Zeit und in weiten Teilen gilt er auch noch heute. Dennoch haben sich die Vorzeichen geändert, denn bis vor wenigen Jahren standen weniger Ausbildungsstellen als Schulabsolventen zur Verfügung, die ins Berufsleben drängten. Heute ist es genau umgekehrt, viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt.

Um diesem Trend entgegenzuwirken, haben sich die Arbeitgeber einiges einfallen lassen, um den Jugendlichen den Einstieg in ihr Unternehmen so attraktiv wie möglich zu machen. Auf Zeitungsannoncen, Auftritten in den sozialen Medien und Mundpropaganda durch Menschen, die in den Betrieben, Organisationen, in der Pflege, Verwaltung und in vielen Bereichen mehr ihren Platz gefunden haben, setzen die Werber. Dazu kommen immer stärker persönliche Präsenz und die Möglichkeit, Tätigkeiten praxisnah zu erleben.

Ein Paradebeispiel dafür ist die Ausbildungsorientierungsmesse (Abom) der Regionalgeschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK) Altenkirchen, die nun bereits zum 14. Male stattfand. „Hier können die jungen Menschen hautnah Berufe ausprobieren und erleben, und vielleicht findet der eine oder die andere bereits hier ihre berufliche Zukunft“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Tobias Gerhardus in seiner Rede zur Eröffnung im Wissener Kulturwerk.

Die bei der IHK zuständige Abteilungsleiterin für Ausbildung, Silke Baudendistel, zeigte sich – ebenso wie Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting – erfreut über die große Teilnahme heimischer Ausbildungsplatzanbieter. „Wir haben in diesem Jahr einen Zuwachs von 15 Ausstellern“, sagte sie und verwies auf das breite Spektrum der insgesamt 85 Anbieter aus den verschiedensten Bereichen, die ihr Angebot im Inneren und im Außenbereich des Kulturwerkes präsentierten.

Angefangen bei der Pflege über Polizei, Bundeswehr, Banken, Handel, Versicherungen, der Forstwirtschaft und Ingenieurbüros bis hin zur Industrie, die mit zukunftsweisenden Themen und Produkten vor allem junge Menschen begeistern wollte, bildete die Messe ein breites Spektrum durch viele Berufe und Ausbildungsformen ab. Diejenigen, um die es ging, ließen sich oft nicht lange bitten und nutzten die vielfältigen Möglichkeiten der Information. An einer Stanze, die mit Hebelkraft von Hand bedient wurde, hatten die Auszubildenden ein Werkzeug gefertigt, mit dem Einkaufschips mit Firmenlogo hergestellt werden.

Interessierte konnten elektrische Verbindungen zwischen Schaltkreisen herstellen und dabei die traditionelle Technik des Lötens üben oder Klimaanlagen für fiktive Gebäude an ausgefeilten Computerprogrammen konzipieren. Dazu kamen Gesprächen mit Fachpersonal, sodass die Messe für die jungen Besucher so ziemlich alles bot, was den Weg in die persönliche berufliche Zukunft ebnen kann.

Interessierte fanden einen Karrierepool vor, bei dem bereits im Vorfeld die persönlichen Fähigkeiten und Vorlieben getestet und hautnah erlebt werden konnten und der von der klassischen Handwerksausbildung, beispielsweise als Dachdecker, bis hin zu einer universitär-wissenschaftlichen Laufbahn unzählige Möglichkeiten bot. Auch die Berater waren mit Herz und Seele bei ihrem Angebot, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen, aber immer mit dem Ziel, den jungen Menschen attraktive Berufsperspektiven aufzuzeigen und dabei auch deren Bedürfnisse zu berücksichtigen.

So hat eine heimische Firma erkannt, dass man den Jugendlichen Mut machen soll. Deswegen verbringen die Absolventen gemeinsam mit ihren Ausbildern nach dem ersten Ausbildungsjahr einige Tage auf der Nordseeinsel Juist, wo sie in einem zweitägigen Kurs das Starten und Landen von Flugzeugen erlernen. Am Messestand zeigte ein Video ein Segelflugzeug, das landet und aus dem Fluglehrer und sein Schüler aussteigen. Letzterer ist sichtlich erfreut, dass er auch diese Herausforderung gemeistert hat.

„Wir wollen unseren Auszubildenden mit dieser Maßnahme die Möglichkeit eröffnen, mehr Selbstbewusstsein zu gewinnen. Wir arbeiten in der Firma mit sehr teuren Maschinen und da ist die Angst, etwas falsch zu machen, oftmals sehr groß“, erläutert Ausbildungsleiter Stephan Leukel den Win-win-Effekt für Unternehmen und Azubis.

Denn die jungen Leute erhalten nach erfolgreich absolviertem Flug die Urkunde zum „Pinch Hitter“, die sie berechtigt, im Notfall ein Flugzeug zu starten oder zu landen. Das ist nur eines von zahlreichen Beispielen, wie die heimischen Anbieter von Ausbildungsplätzen auch und besonders während der Abom am Mittwoch und auch noch am Donnerstag für Nachwuchs warben und werben.

Und das in Zeiten, in denen das Sprichwort „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ zwar in gewisser Weise noch Gültigkeit hat. Dessen ursprüngliche Bedeutung zur Einordnung der Hierarchien verliert angesichts des mittlerweile sehr partnerschaftlichen Verhältnisses zwischen Auszubildenden und Ausbildern aber immer mehr an Strenge.

Von Thomas Hoffmann

Top-News aus der Region