Blick in die Kreisstadt
55 Prozent AfD-Urnenstimmen in Altenkirchener Stadtteil
Mehr als 55 Prozent holte die AfD im Altenkirchener Stadtteil Honneroth bei den Wählern, die im Wahllokal ihre Stimme abgegeben haben. Das Ergebnis inklusive Briefwahlstimmen lässt sich nicht ermitteln, da es keinen gesonderten Briefwahlbezirk für genau diesen Wahlbezirk gab.
Sonja Roos

Mehr als 55 Prozent holte die AfD im Altenkirchener Stadtteil Honneroth bei den Urnenstimmen. Eine Zahl, die extrem hoch ist, aber die, so Bürgermeister Ralf Lindenpütz, nicht überrasche und die sich im Gesamtbild relativiere.

Aktualisiert am 28. Februar 2025 16:41 Uhr

Dass die AfD auch in der Kreisstadt deutlich hinzugewonnen hat, lässt sich nicht wegdebattieren, ins Auge fällt aber bei der Nachbetrachtung, dass der Altenkirchener Stadtteil Honneroth mit mehr als 55 Prozent bei der Erst- und Zweitstimme für die AfD votierte – und zwar bei den im Wahllokal abgegebenen Stimmen. Insgesamt allerdings kam die Partei in den vier Wahllokalen im Stadtgebiet auf 27,7 Prozent bei den Erststimmen und 28,1 Prozent bei den Zweitstimmen.

Schaut man sich die Zustimmung bei den Briefwählern an, ergibt sich noch mal ein anderes Bild. Hier wählten in der gesamten Kreisstadt (für die ein eigener Briefwahlvorstand gebildet wurde, dessen Auszählung aber keine Rückschlüsse auf einzelne Stadtteile zulässt) lediglich 11,8 Prozent die AfD, in Präsenz waren es 39,5 Prozent. So dürfte sich auch der Zuspruch für die AfD in Honneroth relativieren, auch wenn sich das durch konkrete Zahlen nicht belegen lässt.

Briefwahlstimmen sind nicht genau zuzuordnen

Zum Vergleich: Die CDU holte in Präsenz gerade mal 19,4 Prozent, kam dann aber bei den Briefwählern auf glatte 36 Prozent. Auch insgesamt sind die Ergebnisse zwischen den Urnenwählern und den Briefwählern sehr unterschiedlich. Während bei den Briefwählern die Summe von SPD, CDU, Grüne und FDP bei 73,8 Prozent liegt, erreichen diese Parteien bei den Urnenwählern nur 43,5 Prozent.

Wahlberechtigt waren in Altenkirchen insgesamt 4393 Bürger, von denen 3300 ihre Stimme abgaben. Die Wahlbeteiligung in der Stadt Altenkirchen betrug entsprechend nur 75,1 Prozent und lag damit 7,4 Punkte unter dem Bundesdurchschnitt. „Die Mobilisierung der Wähler hat in Altenkirchen nicht so gewirkt wie in anderen Städten und Gemeinden. Eine geringere Wahlbeteiligung wirkt sich zuungunsten der etablierten Parteien aus, da Protestwähler ihren Protest loswerden wollen und daher wählen gehen“, sagt Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz.

„Mir ist aber wichtig, diese Mitbürger sind in ihrem Handeln und im Umgang weder rechtsextrem noch nationalsozialistisch.“
Bürgermeister Ralf Lindenpütz zum Wahlergebnis im Wahlbezirk IV (Honneroth)

32,3 Prozent der Wahlberechtigten hatten Briefwahl beantragt, allerdings haben auch davon 6 Prozent ihre Stimme nicht abgegeben. Beim Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und der Linken liegt der Unterschied zwischen den Brief- und Urnenwählern jeweils unter 1,5 Prozent. „Wie bereits in den Analysen von ARD und ZDF dargestellt, wählen ältere und bildungsnahe Wähler vermehrt etablierte Parteien und nicht die AfD, dieses würde ich auch in Altenkirchen aus dem Briefwahlergebnis ableiten“, sagt der Stadtbürgermeister.

Lindenpütz analysiert weiter: „In Honneroth erzielte die AfD 55,3 Prozent und BSW 10,5 Prozent, zusammen fast Zweidrittel aller Urnenwählerstimmen. In diesem Wahlbezirk wohnen viele russlanddeutsche Mitbürger, die aufgrund ihrer Religionsgemeinden – mennonitisch oder baptistisch – eine christlich geprägte konservative Weltanschauung haben. Durch russische Fernsehprogramme, in denen die AfD als die einzig wahre konservative Partei in Deutschland dargestellt wird, erfolgt eine weitere Beeinflussung, die zu diesem hohen Wahlergebnis für die AfD führten.“

Stadtbürgermeister: Russland nimmt Einfluss auf deutsche Wahlen

Daraus könne man den „russischen Einfluss“ durch Manipulation von außen auf die deutschen Wahlen ableiten. Gezielte Desinformation zur Schwächung der Demokratie sei Bestandteil einer virtuellen Kriegsführung, die unter anderem darauf abziele, die deutsche Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. Das Fazit des Stadtbürgermeisters: „W ir dürfen uns daher nicht in Sicherheit wiegen.“

Ähnliche Ergebnisse habe die AfD auch in anderen Gemeinden mit einem hohen Anteil russlanddeutscher Bürger, so Lindenpütz weiter mit Blick auf das Beispiel Waldbröl. Der Stadtbürgermeister betont allerdings: „Diese Mitbürger sind in ihrem Handeln und im Umgang weder rechtsextrem noch nationalsozialistisch.“

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