Liebe zum Job nie erloschen
50 Jahre Modehaus Burghaus in Betzdorf geprägt
Von der Kinderabteilung an die Hauptkasse: Nach 50 Dienstjahren im Betzdorfer Modehaus Burghaus wurde Sabine Lück-Rötter von den Geschäftsführern Christoph (links) und Hermann-Josef Burghaus verabschiedet. Schöne Geste: Auch die Stammkundschaft würdigte den Renteneinstieg mit guten Wünschen und kleinen Präsenten.
Julia Hilgeroth-Buchner

Fünf Jahrzehnte Treue zu einem Arbeitgeber – Sabine Lück-Rötter erlebte als Mitarbeiterin des Betzdorfer Modehauses Burghaus den Wandel im Einzelhandel hautnah und fand in der Kinderabteilung und später an der Kasse ihre Berufung.

Als Sabine Lück-Rötter im Jahr 1975 ihren Ausbildungsvertrag zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel beim Betzdorfer Modehaus Burghaus unterschrieb, da war die Welt noch eine andere. Die Kartenzahlung lag noch in weiter Ferne, und wenn die Familie bei Burghaus einkaufen ging, dann bestimmten selbstverständlich Mama oder Großmutter, was gut fürs Kind ist. Unverändert geblieben ist aber die warmherzige, familiäre Atmosphäre im Traditionsunternehmen – und dafür ist Sabine Lück-Rötter sehr dankbar. Denn in diesen Tagen nimmt die Hauptkassiererin nach 50 Jahren Abschied von einem Arbeitsplatz, der nicht nur mit wertvollen Erinnerungen an den Alltag mit den Kunden verbunden ist, sondern auch mit einem Team, in dem sich sie sehr wohl gefühlt hat.

Im Telefonat mit unserer Zeitung blickte die Jubilarin noch einmal auf fünf erlebnisreiche Jahrzehnte zurück. „Nach der Lehre bin ich in die Kinderabteilung gekommen und habe sie etwas später geleitet. Ich bin auch mit auf Messen gefahren, zum Beispiel auf die Kinder-Messe nach Köln“, erzählt Sabine Lück-Rötter. Die Beratung habe ihr immer viel Freude gemacht. Was waren denn damals die stärksten Trends? „Die Mode, die heute wiederkommt“, lacht sie. Hosen mit weitem Schlag, eng anliegende Pullis, aber auch Nicki-Stoffe seien der letzte Schrei gewesen. „Wir hatten damals wirklich alles – Hosen, Pullover, Blusen, Anoraks, Winterkleidung, aber auch Kommunionkleider und –anzüge mit allem Zubehör.“

„Das war genau mein Ding.“
Sabine Lück-Rötter fand ihre Berufung als Hauptkassiererin

Dass Kinder damals kaum Mitspracherecht hatten, findet sie ein bisschen schade. „Wenn sie alles vorgelebt bekommen, haben sie später keine eigene Meinung mehr“, sagt Sabine Lück-Rötter. Aber sie muss auch darüber schmunzeln, dass Kniestrümpfe zu Beginn ihrer Karriere noch zu den typischen Kinderkleidungsstücken gehörten. „Heute möchte die jungen Leute das nicht mehr, die wollen lieber Sneakersocken.“ Die Begegnung mit den jüngsten Kunden hat ihr immer viel bedeutet – auch nach dem Wechsel der Abteilung. Denn ab 1992 wurde Sabine Lück-Rötter als Hauptkassiererin eingesetzt. Zwar war sie nun nicht mehr in der Beratung tätig, freute sich aber, wenn Kinder mit ins Geschäft kamen. Und sie fand ihre wahre Berufung. „Ich bin an die Kasse gekommen, weil sich eine Kollegin abgemeldet hatte. Das war genau mein Ding, das habe ich sehr gerne gemacht. Und wenn dann Kinder mit im Laden waren – egal, ob groß oder klein -, blühte ich auf.“

Natürlich hat Sabine Lück-Rötter auch den Wandel des Einzelhandels beobachten müssen. „Ich habe viele Höhen und Tiefen erlebt, aber wir sind immer wieder hochgekommen. Wir haben uns immer wieder gefestigt, auch, weil sich das Haus ständig weiterentwickelt hat. Die Konkurrenz schläft nicht, man muss immer am Ball bleiben.“ Heute spiele der Onlinehandel eine große Rolle: „Von der Couch aus bestellen und bezahlen, das nutzen viele Menschen.“ Ganz schlimm findet sie, dass Retouren vielfach nicht wiederverkauft, sondern geschreddert werden.

Viele Kunden haben sich persönlich verabschiedet

Wenn die verdiente Mitarbeiterin nun in den Ruhestand geht, dann mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“. Die gute Beziehung zu den Geschäftsführern Christoph und Hermann-Josef Burghaus und zu ihren Kollegen macht den Weggang umso schwerer. Auch die Kunden bedauern, dass Sabine Lück-Rötter nun fehlen wird. „Ganz viele haben sich persönlich verabschiedet, und manche haben mir auch kleine Präsente mitgebracht. Man kennt sich so gut und lange, und mit etlichen Stammkunden bin ich mittlerweile auch per Du. Da fließen schon einmal die Tränchen.“ Doch es gibt eine gute Aussicht, denn ihre Chefs haben angeboten, dass sie mit einer geringen Stundenzahl weitermacht. „Ich liebe diese Arbeit immer noch. Mir stehen alle Türen offen“, freut sich Sabine Lück-Rötter.

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