Nicht ohne Grund stehen viele der auftretenden Künstler zwischen Tradition und Moderne, und nicht ohne Grund haben sie alle eine Botschaft von Toleranz und Liebe im Gepäck, die sie offensiv vertreten. „Silence is Violence“ hat sich das Festival in seinem achten Jahr auf die Fahnen geschrieben – und die ersten Tage haben eindrucksvoll bewiesen, dass all diese Begriffe nicht nur zusammenpassen, sondern auch zusammengehören.
Musiker trommeln, singen und tanzen sich in Trance
Schon der Auftakt mit Bantu Continua Uhuru Consciousness war eindrucksvoll: Sieben Südafrikanerinnen und -afrikaner trommeln, singen, schreien und tanzen sich in eine Art Trance, mit dem Bass als einzigem Melodieinstrument und dem kratzigen Sprechgesang von Nkosi „Jovi“ Zithulele als Medium für Botschaften der Liebe und der Freiheit. Der psychedelische Afro-Techno polarisiert zweifelsohne, ist aber alles andere als selbstverständlich, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Band alle elf Amtssprachen ihrer Heimat bedient.
Im Fokus des Festivals steht allerdings in diesem Jahr die Musik der Grünen Insel. Gleich zwei Abende sind den Iren gewidmet – und beschränken sich ganz bewusst nicht nur auf die klassischen Jigs und Reels, auf „Molly Malone“ und „The Foggy Dew“. Im Pantheon hat nun vor allem Lisa Canny eindrucksvoll gezeigt, wie Tradition und Moderne in Einklang gebracht werden können. Schon als Teenagerin hat sie beim renommierten Wettbewerb des Musikfestivals Fleadh Cheoil na hÉireann Siege errungen, gleichzeitig hat sie sich für Pop, Jazz und Hip Hop begeistert. Inzwischen hat sie die beiden Seiten verschmolzen, holt aus ihrer Harfe ebenso sanfte Arpeggios wie harte Riffs heraus und erweist sich als gefühlvolle, aber auch überaus kraftvolle Rockröhre mit einer unglaublichen Livepräsenz.
Zuvor hatten drei andere Musiker den Weg in Richtung Folk eingeschlagen. Jamie McGeechan, der trotz seiner schottischen Herkunft sowohl von seinen Kollegen als auch vom Publikum freundlich empfangen wurde, erwies sich als veritabler Singer-Songwriter mit charismatischer Stimme, während Joe Philpott und Anthony Cotter nach ihrem Miniauftritt in der Harmonie am Tag zuvor ihren Harmoniegesang diesmal etwas ausdehnen durften.
Manchmal braucht es nur ein gutes, altes Lied
Zum Glück: Ihre Versionen von „Black is the Colour“ und der irischen „Loch Lomond“-Variante „Red is the Rose“ waren zwei Höhepunkte des Konzerts, nicht zuletzt dank des intensiven und kreativen Gesangs Cotters. Manchmal braucht man eben nicht mehr als ein gutes altes Lied und einen Musiker, der es versteht. Welchen Ansatz die Ben Bulben Band und Kilá beim zweiten Irland-Konzert am 21. März fahren, wird sich noch zeigen.
Natürlich lässt das „Over the Border“-Festival den Blick weiterschweifen. So treten La Nefera und Malaka Hostel im Rahmen einer Balkan-Latin-Night auf, Che Sudaka spielen ihre ganz eigene Mischung aus Reggae, Cumba und Punk, die Sängerin Lura entführt das Publikum zu den Kapverden und Kinga Glyk sowie die Wasserfuhr-Brüder überwinden die Grenzen zum Jazz. Vorbeischauen lohnt sich.
Weitere Termine
13. März, 19.30 Uhr, Pantheon: La Nuit d’Afrique,
18. März, 20 Uhr, Harmonie: Kinga Glyk,
21. März, 19.30 Uhr, Harmonie: Ben Bulben Band & Kilá,
22. März, 20 Uhr, Harmonie: Che Sudaka,
23. März, 19.30 Uhr, Harmonie: La Nefera & Malaka Hostel,
24. März, 19 Uhr, Harmonie: Lura,
12. April, 20 Uhr, Beethovenhaus: Julian & Roman Wasserfuhr,
13. April, 20 Uhr, Telekom Zentrale: Local Ambassadors,
16. bis 17. April, 20 Uhr, Harmonie: Internationales Akkordeonfestival,
27. April, 20 Uhr, Bundeskunsthalle: Hinos Da Revolução,
8. Juni, 20 Uhr, Pantheon: „Over the Border“ Summer Special red
Tickets gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Weitere Infos unter www.overtheborder-festival.de