In der Perspektive nach der Flut ist der kommende Sommer die Zeit, in der schon viel Zerstörtes wieder auf- und neu gebaut sein wird. Oder erst auf den Weg geht. Wie etwa der Neubau eines Gemeinschaftshauses für beide Orte, nachdem in Liers das Gemeindehaus und die Feuerwehr zerstört wurden. „Eventuell die Grundsteinlegung“ kann sich Ortsbürgermeister Jürgen Schwarzmann zum Fest am 16. Juli 2022 vorstellen.
Etwas mehr als 110 Tage nach der Flut gehen Schwarzmann und die Hönninger vom Katastrophenbekämpfungsmodus in die geordnete Zukunftsplanung über. Das merkt der ehrenamtliche Ortsbürgermeister schon alleine an seinem Tagespensum. „Die ersten vier Wochen waren es 16 bis 18 Stunden am Tag, in denen ich gefragt war“, berichtet Schwarzmann, der mit einem Stab von Experten die Fäden der Hilfe und des Helfens in der Hand hatte.
Wie ging das? Er habe einen tollen Job und einen „tollen Chef“, die es möglich machten und machen, dass er die Verwaltung in Hönningen managt. Schwarzmann ist hauptberuflich Jugendpfleger in der Verbandsgemeinde Adenau. Ein Projekt will er noch zu Ende bringen, dann kommt der Ruhestand.
Unterstützt werde er von einem „super Gemeinderat“ mit sehr vielen jungen Leuten. Um die Last ein wenig zu verteilen, hat der Rat die Geschäftsverteilung geändert. Die Erste Beigeordnete Elfi Pauly kümmert sich komplett um den Kindergarten.
Beim Thema Engagement und Ehrenamt kommt Schwarzmann auf die Aufwandsentschädigung, die für den Dienst gezahlt wird. Das Innenministerium hat, „um eine Anerkennung der enormen Mehrbelastung der Ortsbürgermeister zum Ausdruck zu bringen“, eine Erhöhung der Entschädigung „um bis zu 50 Prozent“ möglich gemacht. Für Schwarzmann die Krux: Jeder Gemeinderat muss das selbst entscheiden. „Wir müssen uns quasi unsere eigene Erhöhung genehmigen“, sieht der Hönninger beim Thema ein „Geschmäckle“ und eine Verbindung zur großen Politik, die sich ihre Diäten auch immer selbst erhöht. „Hätte man im Wiederaufbaugesetz regeln sollen“, so sein Urteil.
In Hönningen ist beim Wiederaufbau einiges auf dem Weg. Vielleicht auch weil Architekten, eine Tiefbau- und eine Straßenbaufirma aus dem Ort eingesetzt werden können. Ein weiteres Architekturbüro komme mit einer Außenstelle.
Die Zukunft der zerstören Sportanlage ist vom Entscheidungsvolumen her ein größeres Projekt. Sie liegt auf dem Hochwasserplan in der „gestrichelten Linie“. Schwarzmann denkt über die Gemeindegrenzen hinaus. In Insul gebe es einen Kunstrasenplatz, auf dem das ganze Jahr gespielt werden kann. Der Rasenplatz in Hönningen ist ein Sanierungsfall; auf dem Hartplatz in Ahrbrück steht derzeit ein Versammlungszelt. Es bestünden „gute Chancen, über Grenzen zu denken und Neues zu denken“, deutet er an.
Neue Wohnbauplätze soll es in der Kapellenstraße geben. Ebenso müssen in Liers für den Neubau von Feuerwehrgerätehaus und Gemeindehaus neue Flächen gefunden werden. Da das Gemeindehaus in Hönningen mit dem Saal im ersten Stock unter anderem nicht barrierefreie ist, gebe es Bedarf. Unter seinem Stichwort „jetzt die Chancen nutzen“ möchte er gerne dieses Gemeinschaftshaus für beide Ortsteile bauen. Damit die Gemeinschaft auf beiden Seiten der Ahr enger zusammenrückt.
Jürgen Schwarzmann sitzt für die CDU im Kreistag und schlägt daher für die Zukunftsplanung einen größeren Bogen. „Wir sind ja jetzt Aufbaugebiet statt Katastrophengebiet“, setzen seine Gedanken bei den beiden Begriffen an. Es müsse größer gedacht, geplant und entwickelt werden. Es gebe im Kreis Ahrweiler doch mehr Ortschaften als jene, die die Flut heimgesucht hat. Die Grafschaft oder das Brohltal. Ein Beispiel sei der Tourismus. Beim Neuaufbau der Radwege müsse vernetzt gedacht werden. Und zwischen den bisherigen Angeboten „Nürburgring und Rotwein“ gelte es, noch die anderen Stärken hervorzuheben und zu integrieren.