Sinziger Stadtrat kickt trotz klammer Kasse Sperrvermerk für Sanierung aus dem Haushaltsplan - Neue Tartanbahn kann kommen
Zukunft des Rhein-Ahr-Stadions in Sinzig: Die Würfel sind gefallen
Trotz angespannter Haushaltssituation: Die Tartanbahn für das Rhein-Ahr-Stadion soll kommen. Foto: Judith Schumacher
Judith Schumacher

Sinzig. Soll das Rhein-Ahr-Stadion trotz drohender Verschuldung für 723.000 Euro eine neue Tartanbahn bekommen oder nicht? Diese Frage ist bisher in den Sinziger Gremien ergebnislos diskutiert worden. So konnte sich auch nicht der Hauptausschuss in seiner jüngsten Sitzung zu einer Empfehlung durchringen. Jetzt musste der Stadtrat eine Entscheidung fällen. Und das Votum war am Ende relativ eindeutig.

Nur sieben Ratsmitglieder stimmten für die Vorlage der Verwaltung, das Vorhaben zu streichen. 20 votierten dagegen, zwei enthielten sich. Mit dem gleichen Abstimmungsergebnis entschied das Gremium im Anschluss, den Sperrvermerk im Haushalt aufzuheben. Damit kann das Projekt jetzt in die Ausschreibung gehen, wie Bürgermeister Andreas Geron informierte.

Für die FWG-Fraktion war die Situation glasklar. Das Gremium habe einen Haushaltsplan aufgestellt und dabei gerungen, welche Projekte umgesetzt werden sollten, erinnerte Fraktionschef Friedhelm Münch. „Deshalb stelle ich den Antrag, dass wir die Maßnahme durchführen“, sagte er kurz und knapp.

Ganz so einfach hatten es sich andere Fraktionen nicht gemacht. So kündigte Hardy Rehmann, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen, bereits im Vorfeld an, dass seine Fraktion nicht einheitlich abstimmen würde. Er sprach von keiner leichten Entscheidung. „Wir haben drei Aspekte lang diskutiert“, so Rehmann. Bei den Grünen steht zum einen die Befürchtung im Raum, dass die Schulden der Stadt – der Stand liegt derzeit bei 13,8 Millionen Euro – durch die Decke gehen könnten. Das würde jeglichen Spielraum nehmen, so Rehmann. Er gab zu bedenken, dass die Stadt noch viele weitere Projekte und darüber hinaus auch noch einen Sanierungsstau an kommunalen Gebäuden habe. „Wir spielen wieder alles oder nichts“, kritisierte er zum anderen im Hinblick darauf, dass, wie er sagte, eine „Luxuslösung“ zur Debatte stünde. Rehmann regte stattdessen an, nach Alternativen zu suchen. Als dritten Aspekt nannte er den Einsatz von Kunststoff, der in den Reihen der Grünen kritisch gesehen wird. „Wir wollen Mikroplastik in der Umgebung vermeiden“, betonte Rehmann.

Für die CDU-Fraktion indes war die Lage nach Abwägung ebenfalls klar. „Wenn wir das Projekt jetzt nicht umsetzen, dann wird es gar nicht mehr realisiert“, war sich deren Sprecher Karl-Heinz Arzdorf sicher. Er erinnerte daran, dass die Stadionköpfe bereits saniert sind. „Das Projekt hat begonnen“, lautete sein Fazit. Und er führte noch weitere Gründe an, warum die CDU-Fraktion gegen die Streichung ist. „Wir stehen ein Stück weit in Konkurrenz zu anderen Schulen und Kommunen“, meinte Arzdorf. Das Projekt sei also ein Beitrag für die künftige Generation. Darüber hinaus habe sich die Politik auf die Fahnen geschrieben, alle Sportstätten zu modernisieren. „Nur Sinzig fehlt. Und es besteht dringender Handlungsbedarf“, sagte der CDU-Fraktionschef.

FDP-Fraktionschef Volker Thormann hingegen sprach von zwei Herzen in seiner Brust. Da seien auf der einen Seite die Schüler und der TV, denen man dringend helfen müsse, auf der anderen Seite aber die städtischen Finanzen. „Wenn es ein positives Votum für die Sportanlage gibt, bitte ich darum, dass wir uns nach der Sommerpause hinsetzen und den Haushalt durchforsten“, regte er an, erneut nach Einsparpotenzialen im städtischen Etat zu suchen. „Wir haben eine Verantwortung gegenüber der jüngeren Generation und unseren Mitbürgern“, gab Volker Thormann zu bedenken.

Um die jüngere Generation ging es auch Hans-Dietrich Laubmann (SPD) – allerdings nicht in finanzieller, sondern in sportlicher Hinsicht. „Für die Kinder ist es dringend notwendig, dass wir uns um den Sportplatz kümmern. Das muss auf jeden Fall jetzt gemacht werden“, betonte Laubmann. „In der Stadt versteht das kein Mensch, dass wir neue Ausgaben initiieren, aber das Stadion streichen“, nahm er Bezug auf das angestoßene Projekt, den Wohnmobilhafen in Bad Bodendorf zu erweitern. Darüber hinaus rief er die bereits erfolgten Sammelaktionen für das Stadion ins Gedächtnis. „Das wäre dann alles für die Katz' gewesen“, so der SPD-Mann. Er prognostizierte auch, dass, sollte die Stadt Sinzig angesichts der angespannten Haushaltssituation keine freiwilligen Leistungen mehr erbringen können, in den kommenden fünf Jahren nichts mehr am Stadion gemacht würde. „Und dann wäre es total runtergewirtschaftet“, warnte Laubmann.

Von unserer Redakteurin Silke Müller

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