Schulträger sagt Treffen mit neutralem Brandschutzexperten ab und präsentiert angeblich ein weiteres Gutachten
Zukunft des Gymnasiums Nonnenwerth: Nervenkrieg geht in neue Runde
Adventskonzert im „Kirchenasyl“: Wegen der Querelen mit dem aktuellen Schulträger mussten die Schüler des privaten Franziskus-Gymnasiums Nonnenwerth für ihr traditionelles Konzert an die Erlöserkirche nach Bad Honnef ausweichen. Foto: Schlochtermeier/Arenz
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Nonnenwerth. Der Nervenkrieg um die Zukunft des Gymnasiums Nonnenwerth geht offenbar weiter. Nachdem die Signale in den vergangenen Tagen eher optimistisch waren und eine Weiterführung der Schule unter neuer Trägerschaft möglich schien, gibt es aktuell wieder Gegenwind. Den haben die um eine Rettung des Privatgymnasiums Engagierten gerade wieder zu verkraften.

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Zur Erinnerung: Der derzeitige Schulträger Peter Soliman als Geschäftsführer der „Privates Gymnasium Nonnenwerth gemeinnützige GmbH“ hatte angekündigt, die Schule im kommenden Sommer wegen der ungelösten Brandschutzprobleme schließen zu wollen. Daraufhin hatten sich mehrere Initiativen – zuletzt der kürzlich gegründete Verein „Rettet Nonnenwerth“ – angeboten, die Trägerschaft zu übernehmen. Schließlich hatte sich Soliman mehrfach öffentlich dazu bekannt, die Schule an einen geeigneten neuen Träger abgeben zu wollen.

Auf Initiative des Kreises Ahrweiler und der Stadt Remagen hatte Soliman dann in den vergangenen Wochen mit den Vertretern des Vereins „Rettet Nonnenwerth“ Verhandlungen aufgenommen. Unter anderem war man übereingekommen, dass sich ein eigener Brandschutzexperte des Vereins ein Bild von den Problemen in den historischen Klostergebäuden machen dürfe. Doch ein für Donnerstag vergangener Woche angesetzter Gesprächstermin wurde am späten Mittwochabend abgesagt. „Angeblich hatte der Brandschutzexperte Solimans nun doch keine Zeit“, berichtet Olaf Schmitz, Vorsitzender des Schulelternbeirats (SEB), der Rhein-Zeitung. „Der Experte war jedoch den ganzen Tag über in seinem Büro erreichbar“, so Schmitz weiter.

Am Donnerstag erhielten dann zunächst die Lehrer, einen Tag später auch ein Teil der Elternschaft einen E-Mail-Rundbrief von Peter Soliman. Hauptthema dieses Schreibens, das viele als einen „Schlag ins Gesicht“ empfunden haben, ist ein angebliches zweites Brandschutzgutachten, das Soliman nach eigenen Angaben auf Wunsch der Elternschaft hat erstellen lassen. Darin heißt es: „Die Kostenschätzung laut diesem neuen Gutachten beläuft sich auf rund 13,8 Millionen Euro nur für den Schulbereich. Dieser kann jedoch, auch nach diesem Gutachten, nicht allein bei einer Ertüchtigung betrachtet werden, sondern nur das Klostergebäude im Ganzen. Die Kostenschätzung beläuft sich hier deshalb leider auf bis zu 20 Millionen Euro. Damit kommen das zweite Gutachten und die zweite Kostenschätzung zu einem ähnlichen Ergebnis wie das Gutachten des Sachverständigen Corall und die Kostenschätzung der Architektin Leckelt aus Mai 2021.“

Der SEB-Vorsitzende Olaf Schmitz ist sich jedoch sicher, dass es nie ein Brandschutzgutachten gegeben hat. „Die vorläufige Schließung der Schule durch den Kreis Ahrweiler im Juni beruhte auf einer Selbstanzeige von Herrn Soliman, verfasst auf einer einzigen Briefseite. Ein angeblich dieser Anzeige zugrunde liegendes Gutachten ist er allen Beteiligten inklusive der Kreisverwaltung stets schuldig geblieben“, so Schmitz. Dem jüngsten Rundbrief Solimans zu dem angeblichen zweiten Gutachten sind Schriftstücke beigefügt: Eine „brandschutztechnische Stellungnahme“ einer Ingenieurgesellschaft aus Kleve und eine „Stellungnahme zu den zu erwartenden Kosten“ eines Architektenbüros aus Solimans Wohnort Meerbusch. Eine von der Rhein-Zeitung angefragte Stellungnahme Peter Solimans zu den Gutachten blieb zunächst unbeantwortet.

Inzwischen soll Soliman zu Beginn der vergangenen Woche gegenüber der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) erklärt haben, die Trägerschaft des Gymnasiums nun doch nicht mehr abgeben zu wollen. Eine Anfrage der Rhein-Zeitung an die ADD dazu blieb bis zum Redaktionsschluss ebenfalls unbeantwortet. Der Verein „Rettet Nonnenwerth“ will sich davon allerdings nicht irritieren lassen. „Wir haben Herrn Soliman ein erneutes Angebot für die Übernahme der Trägerschaft und eine Übernahme der Insel oder eine Pacht unterbreitet“, so der Vereinsvorsitzende Rüdiger Knöpfel. „Wir sind zuversichtlich, dass wir das Gymnasium Nonnenwerth weiterführen können. Wir setzen darauf, dass auch Herrn Soliman an einer solchen Fortführung gelegen ist, so, wie er es immer wieder betont hat.“

Der Verein hat nach eigenen Angaben inzwischen schon mehr als 1 Million Euro an Spendengeldern eingesammelt. Im Hintergrund sollen einige Gönner bereitstehen, die auch größere Geldsummen für die Übernahme der Schule und mögliche Kosten für den Brandschutz übernehmen wollen.

Nachdem die mehr als 50 Angestellten der „Privates Gymnasium Nonnenwerth gemeinnützige GmbH“, darunter die Mehrzahl Lehrer, vor einigen Wochen ihre Kündigungen erhalten hatten, hat vor dem Arbeitsgericht in Koblenz unterdessen eine erste ergebnislose Güteverhandlung stattgefunden. Ein Arbeitsgerichtsprozess ist nun für Ende März angesetzt.

Derweil geht der Schulbetrieb an dem Gymnasium einigermaßen geregelt weiter – wenn auch mit gewissen Einschränkungen. So konnten die Schüler ihre traditionellen Adventskonzerte erstmals nicht direkt an ihrer Schule geben, sondern mussten am Freitag ins „Kirchenasyl“ der Erlöserkirche in Bad Honnef ausweichen. Als Grund wurden die Fährzeiten genannt, die vom derzeitigen Schulträger Soliman auf 18 Uhr begrenzt wurden. Doch auch das Ausweichquartier bot den Blechbläsern, Sängern und Streicherensembles ein stimmungsvolles Ambiente – sowohl im Außenbereich des Kirchengeländes mit Punsch-, Glühwein- und Verkaufsständen der Schülerfirmen, als auch später beim klassischen Konzert in der stimmungsvoll beleuchteten Kirche. Und trotz der Umstände gaben sich die Redner zuversichtlich: Die Weihnachtsfeier im nächsten Jahr will man wieder auf Nonnenwerth feiern.

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