Ort der öffentlichen Kulturarbeit
Mit diesen Fragen hatte sich unlängst der städtische Ausschuss für Generationen, Kultur und Soziales befasst. Bei dieser Sitzung ging es ausdrücklich nicht um die Folgenutzung des bisherigen denkmalgeschützen Gebäudes. Diese Frage werde zu gegebener Zeit durch die städtischen Gremien zu entscheiden sein, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Grundsätzlich gilt: Die Stadtbibliothek ist ein freiwilliges Angebot der Stadt, das als öffentliche Einrichtung auch im Haushalt der Stadt geführt wird. Neben der reinen Medienausleihe, die einen möglichst attraktiven und aktuellen Medienbestand voraussetzt, stehen bei der Stadtbibliothek auch die Leseförderung und die Bildungsarbeit im Fokus. Nicht zu vergessen: Sie ist auch ein Ort der öffentlichen Kulturarbeit. Doch die Pandemie hatte zuletzt auch hier entsprechende Veranstaltungen ausgebremst: Lesungen, Literaturkreise, Veranstaltungen und Ausstellungen konnten nicht stattfinden.
Seit 1978 ist die Stadtbibliothek in der ehemaligen Rentmeisterei in der Willibrodusstraße untergebracht. Dort sind die Gegebenheiten räumlich, baulich und technisch nur noch bedingt geeignet für ein zeitgemäßes modernes Bibliothekskonzept. Zudem sind die Räume nicht barrierefrei. „Aus Sicht der Stadtverwaltung wird daher eine Neuausrichtung und Neuverortung der Stadtbibliothek für sinnvoll erachtet“, erklärt Peter Diewald. Dafür ist nach Beschlusslage des Stadtrates eine Realisierung in den künftigen Kurparkliegenschaften vorgesehen, mit deren Bau nach der Landesgartenschau 2023 begonnen werden soll.
Digitale Entwicklung nicht außer Acht lassen
Demnach könnte die neue Stadtbibliothek voraussichtlich also frühestens 2025 oder 2026 in das neue Gebäude einziehen, wo dann eine enge Verknüpfung mit weiteren Aufenthalts-, Veranstaltungs- und Nebenflächen angedacht ist. Grundsätzlich soll dort die Stadtbibliothek mit übersichtlichen, barrierefreien und technisch zeitgemäß ausgestatteten Räumen ihr neues Zuhause finden.
Die digitale Entwicklung und deren technischen Rahmenbedingungen werden in den nächsten Jahren weiter rasant voranschreiten. „Es ist daher wenig zielführend, heute zum Beispiel abschließend über ein Selbstverbuchungsterminal oder Ähnliches zu diskutieren, welches im Jahre der Realisierung unter Umständen schon überholt ist“, sagt Gregor Terporten, der als Leiter der Abteilung für Generationen und Sport auch für die Verwaltung der Stadtbibliothek zuständig ist. „Doch ist es jetzt an der Zeit, stärker in die Konzeptionierung einzusteigen und die Überlegungen fortlaufend zu aktualisieren.“
Die Stadtbibliothek war stets ein Ort, an dem sich Lese- und Lernbegeisterte Bücher, Zeitschriften und Lernmaterialien ausleihen konnten – und dies soll ausdrücklich so bleiben. Bereits heute können die Nutzer viele dieser Medien bereits auch in Form von E-Books, E-Magazinen, E-Journals, und als E-Learning-Formate ausleihen, Tendenz bei der Nachfrage – sicher aktuell auch bedingt durch die Einschränkungen der Corona-Pandemie – leicht steigend. Hinzu kommt der Zugang zu Online-Datenbanken. „Im gegenwärtigen Bestand können unter einer neuen fachlichen Leitung der Stadtbibliothek zudem möglicherweise einzelne mögliche Neuerungen und Angebote ausprobiert werden“, so Terporten weiter.
„Aktualität” und „Guter Service” im Fokus
War früher der reine Medienbestand von hoher Bedeutung, so stehen heute die Faktoren „Aktualität” und „Guter Service” im Fokus: Der Nutzer muss schnell die Medien bekommen, die er benötigt. Daher soll es künftig soll einen reduzierten, aber aktuelleren Präsenzbestand geben, dafür aber der Magazinbestand ergänzt sowie das digitale Angebot und die Einbindung in ein Netzwerk mit anderen Bibliotheken gestärkt werden. Bei alldem soll weiterhin eine fachliche Beratung der Literatursuchenden erfolgen.
„Die Stelle der Leitung der Stadtbibliothek soll zeitnah neu ausgeschrieben werden“, so Terporten, damit sich diese gemeinsam mit der Verwaltung, dem Bibliotheksteam und den städtischen Gremien auf den Weg machen kann in Richtung Neuausrichtung der Stadtbibliothek: „Dabei gilt es, ein bedarfsgerechtes Bibliotheksangebot für diejenigen zu erhalten, die das bisherige Angebot schätzen und nutzen, und denen, die auch die neuen digitalen Medien ausleihen möchten.“
Auf Basis einer ersten Grundrissplanung des Architekten wurden gemeinsam mit dem ekz Bibliotheksservice GmbH erste Ideen entwickelt, wie die Stadtbibliothek in die neuen Kurparkliegenschaften räumlich integriert werden könnte. Demnach würden mehrere Teilbereiche entstehen, die über eine „Lesebrücke“ miteinander verbunden wären.
Barrierefreier Eingangsbereich
Zur neuen Stadtbibliothek würde neben dem barrierefreien, unmittelbar von der Kurgartenstraße zugänglichen Eingangsbereich auch ein großzügiger Kinderbereich, ein Jugendbereich sowie ein Bereich für Belletristik und Sachliteratur gehören. Denkbar sind hier auch vielfältige Aufenthalts-, Präsentations-, Arbeits- und Spielflächen. Flexible Möblierungssysteme könnten bedarfsgerecht eingesetzt werden. Büro und Nebenräume würden im Nebengebäude untergebracht. Rein von der Fläche her gesehen soll das Angebot der Stadtbibliothek insgesamt mindestens vergleichbar sein mit dem Bestand.
Von der Bibliotheksebene wäre über eine Treppe beziehungsweise. einen Aufzug ein barrierefreier Zugang auf die Ebene des Kurparks möglich. Nutzer könnten hier über einen großzügigen lichtdurchfluteten Flur, über dem sich die seitlich verglaste Lesebrücke befindet, in das Foyer gelangen. Dieses wäre zudem als Lesesaal und zusätzliche Aufenthaltsfläche sowie für kleinere Veranstaltungen für die Stadtbibliothek nutzbar. Für größere Veranstaltungen könnte außerdem der geplante große Konzertsaal genutzt werden. Im umgekehrten Weg wäre natürlich auch ein Zugang zur Stadtbibliothek über den Kurparkeingang beziehungsweise den Kurpark und das Foyer in die Stadtbibliothek möglich. Darüber hinaus strebt die Stadt dann künftig eine weitere Vernetzung, Bündelung und gemeinsame Vermarktung kultureller Angebote an. „In der Verknüpfung der Stadtbibliothek mit den weiteren Angeboten und Räumlichkeiten im geplanten neuen Kurparkgebäude sehen wir erhebliche positive Effekte für die Bürgerinnen und Bürger wie auch die Gäste der Stadt“, sagt Peter Diewald. Dass die Verwaltung auf dem richtigen Weg ist, sahen auch die Mitglieder des städtischen Ausschusses für Generationen, Kultur und Soziales so, die einstimmig die Überlegungen der Verwaltung zur neuen Stadtbibliothek zur Kenntnis nahmen.