Kurios Niedrigwasser verhindert den Stapellauf - Warten auf anhaltenden Regen und einen höheren Pegelstand
Zu trocken: Donaufähre steckt am Rhein fest
Ganz weit auf dem Trockenen liegt die neue Fähre „Posching“ auf dem Werftgelände in Oberwinter. Obwohl sie längst fertig ist, verhindert der niedrige Wasserstand des Rheins ihre Auslieferung. Foto: Jochen Tarrach
Jochen Tarrach

Oberwinter. Die auf der Werft in Oberwinter gebaute Donaufähre „Posching“ ist längst fertig. Nur ausgeliefert werden kann sie nicht: Der Wasserstand des Rheins ist viel zu niedrig.

Missmutig schauen die Tiefbauverwaltungen der Landkreise Straubing-Bogen und Deggendorf an der Donau täglich auf den Wasserstand des Rheins bei Oberwinter. Mit knapp 70 Zentimeter ist er am Fuße des Rolandsbogens einfach zu niedrig. Und das ist ärgerlich, denn auf der Werft von Günter Müller in Oberwinter ist die neue Donaufähre „Posching“ längst fertig, liegt aber praktisch auf dem Trockenen.

Eigentlich sollte das Schiff schon längst zwischen Mariaposching und Stephansposching verkehren, zwei kleineren Orten donauaufwärts der Großen Kreisstadt Deggendorf. Aber sie benötigt einen Pegelstand von 240 Zentimeter, um überhaupt ins Wasser gelassen zu werden. Ist sie erst einmal drin, so würde auch ein wesentlich niedrigerer Wasserstand reichen, um sie dann an die Donau zu überführen. Doch der Rhein macht es spannend: Trotz des Regens am Wochenende – genügend Regenwolken um einen Wasserstand von 240 Zentimeter zu erreichen, sind weit und breit nicht in Sicht. Für das notwendige deutliche Ansteigen des Pegels in Oberwinter wäre es erforderlich, dass es im Oberrheingebiet oder im Moseleinzugsgebiet etwa vier Tage lang anhaltend regnen müsste. Dann wäre ein bis zwei Tage später das nötige Wasser in Oberwinter.

Günter Müller erklärt: „Nach einem erfolgten Stapellauf wird die 33 Meter lange und 7,5 Meter breite Fähre zuerst im Wasser erprobt. Das dauert etwa eine Woche. Etwa eine Woche wird anschließend auch die Überführung an die vorgesehene Fährstelle dauern.“

Aber noch liegt die fertige Fähre weiter auf Helling, dabei sollte sie bereits im August 2018 ausgeliefert werden. Obwohl die verspätete Lieferung für Werfteigner Walter Müller keine finanziellen Nachteile hat, es handelt sich bei Niedrigwasser nämlich um höhere Gewalt und da greift keine Konventionalstrafe, ist auch er ärgerlich, denn Zuverlässigkeit ist das Aushängeschild seines Betriebes. Ärgerlich ist es auch für die Bürger beidseitig der Donau, denn die zu ersetzende bisherige Fähre ist bereits im April 2016 gesunken, und die neue Fähre, die „Posching“, soll sie ersetzen. Damit fällt dann der derzeit notwendige Umweg von 26 Kilometern zwischen Mariaposching und Stephansposching weg. Längst fertig ist auch die Fähranlegestelle, und auch das Personal ist schon eingewiesen. „Die neue Fähre ist ein echtes Schmuckkästchen“, findet der unruhig wartende Landrat des Kreises Straubing-Bogen, Josef Laumer. Der dieselelektrische Antrieb der Fähre bringt zweimal 90 Kilowatt Antriebsleistung. Sie ist zugelassen für 100 Personen und natürlich für reichlich Fahrzeuge. Insgesamt ist sie aber erheblich kleiner als zum Beispiel die Fähre zwischen Linz und Kripp. Aber: „Der Bau jeder Fähre oder jedes Schiffes, egal wie groß, ist immer wieder eine neue Herausforderung“, sagt Günter Müller. Die Einzelteile des Schiffes sind am Firmensitz von Stahlbau Müller in Spessart (Verbandsgemeinde Brohltal) komplett vorgefertigt, per Straßentransport nach Oberwinter an den Rhein gebracht und schließlich dort montiert worden.

Von unserem Mitarbeiter Jochen Tarrach

Top-News aus der Region