Grafschaft
ZF in der Grafschaft: Noch gibt es Bedenken und Kritik
Wird das Geldsdorfer Gewerbegebiet zur neuen Heimat von ZF? Noch sind einige Brocken aus dem Weg zu räumen.

Grafschaft. Der Autozulieferer will aus Ahrweiler auf die Höhe ziehen. Doch in trockenen Tüchern ist noch rein gar nichts, wurde jetzt im Grafschafter Hauptausschuss deutlich.

Wird das Geldsdorfer Gewerbegebiet zur neuen Heimat von ZF? Noch sind einige Brocken aus dem Weg zu räumen.

Der von der Flutkatastrophe arg betroffene Autozulieferer ZF Friedrichshafen will seinen Standort in Ahrweiler aufgeben. Mit einem neu aufgebauten Werk könnte der Technologiekonzern auf die Grafschaft ausweichen (die RZ berichtete mehrfach). In trockenen Tüchern ist allerdings noch rein gar nichts: Genauer gesagt wäre der Gewerbepark Gelsdorf nur eine Möglichkeit, ZF ein Areal für einen neuen Produktionsstandort anzubieten – zumal hier ohnehin eine Erweiterung geplant ist. Doch auf der Grafschaft gibt’s neben Bedenken auch massive Kritik gegen das Vorhaben.

Die jüngste Sitzung des Grafschafter Hauptausschusses brachte nicht wirklich eine Lösung: Das Thema Standortsicherung der Firma ZF, Werk Ahrweiler, im Zuge eines interkommunalen Gewerbegebietes der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Grafschaft geht in die Verlängerung. Nach einstimmigem Beschluss der Ausschussmitglieder soll die Gemeinde mit der Führungsetage des ZF-Konzerns Gespräche führen und dabei abklopfen, ob der Standort Gelsdorf vom Unternehmen definitiv gewollt ist.

Der Ball liegt jetzt bei ZF

Der Ball liegt nun beim Autobauzulieferer. „Eines ist klar, wir sind aus Sicht des Unternehmens im Standortwettbewerb drin“, konstatierte Bürgermeister Achim Juchem, dass es bereits mehrere Angebote in Sachen neuer Standort für ZF geben soll. Juchem merkte mit Blick auf die Grafschaft an: „Vielleicht laufen wir ohnehin schon längst unter ferner liefen.“

Das Werk ist am Standort Ahrweiler in der Max-Planck-Straße seit 1964 beheimatet und beschäftigt dort rund 290 Mitarbeiter. Bedingt durch die Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe an der Ahr Mitte Juli ist das Unternehmen, nach einer entsprechenden Entscheidung der Konzernleitung, auf der Suche nach einem neuen Unternehmensstandort. Dabei verfolgt das Unternehmen einen ambitionierten Zeitplan: Die ZF-Konzernleitung hat sich die Bewertung über die bis dahin vorliegenden Gewerbeflächenoptionen bis Ende Juni 2022 zum Ziel gesetzt. Die Inbetriebnahme des bezugsfertigen Neubaus ist dann bis Anfang 2024 geplant. Der Flächenbedarf des Unternehmens liegt bei circa zwei Hektar.

Da die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler dem Unternehmen keine den Anforderungen entsprechende Fläche anbieten kann, wurde auch der Standort Grafschaft ins Auge gefasst, um das Unternehmen sowie deren Mitarbeiter in der Region zu halten. Konkret wurde sich dabei auf den Erweiterungsbereich des Gewerbeparks Gelsdorf bezogen. Der Stand der Planung: Nach Gesprächen mit Vertretern der Landesregierung, den Landesplanungsbehörden, der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Gemeinde Grafschaft wurde ein Gesamtflächenbedarf von rund 7,5 Hektar fixiert. Das Plangebiet in Gelsdorf umfasst eine Bruttofläche von circa neun Hektar. Hier könnte ZF eine Fläche von bis zu 2,4 Hektar durch die Gemeinde Grafschaft angeboten werden.

Die Erweiterung des Gewerbeparks Gelsdorf befindet sich bereits in der Bauleitplanung. Mit einem Abschluss des Verfahrens (Baurecht) wird zum Sommer 2022 gerechnet. Der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler hatte jüngst erst für diese Lösung und den Aufbau weiterer Kooperationen mit der Gemeinde Grafschaft gestimmt. Das große Ziel: ein interkommunales Gewerbegebiet durch Erweiterung des Gewerbeparks Gelsdorf und/oder des Innovationsparks.

„Wir haben die Tür geöffnet“

„Wir haben auf jeden Fall die Tür geöffnet und stehen auch dazu. Nur bevor wir hier weiter beraten, möchten wir diese konkrete Zusage des Unternehmens haben. Dann sind wir sicherlich bereit, gemeinsam mit dem Unternehmen diesen Weg zu beschreiten“, machte Marcel Werner (CDU) deutlich. Für die FDP merkte Wolfgang Reuß an: „Wir sind fast einstimmig für die Ansiedlung von ZF in Gelsdorf. Wir machen denen auch ein Angebot, hier hochzukommen, eine belastbare Aussage der ZF-Geschäftsführung würde uns sicherlich weiterhelfen.“

Für die SPD signalisiert Hubert Münch Zustimmung fürs Vorhaben: „Jedem von uns dürfte klar sein, dass das hier nicht nur eine Entscheidung für oder gegen ZF ist. Das ist eine grundsätzliche Entscheidung, die Einfluss auf die weitere Entwicklung der Grafschaft haben wird.“ Deshalb sei es wichtig, „dass wir Klarheit brauchen, dass wir sauber argumentieren und sauber entscheiden können.“ Die Grafschaft benötige eine belastbare Aussage von ZF, meint Münch: „Unserer Ansicht nach ist es jetzt eine Bringschuld von ZF, ganz klar zu sagen, ja oder nein zur Grafschaft.“

Udo Klein (SPD) meint: „Die Gemeinde wird mit der ZF-Führung sprechen. Dabei müssen natürlich Grunddaten und Rahmenbedingungen bekannt gegeben werden.“ Die Grafschaft habe ZF bereits ein „faires Angebot“ unterbreitet. „Jetzt ist es nicht mehr an uns, das zu entscheiden, was Sache ist“, sagte Klein.

Von unserem Mitarbeiter Horst Bach

Grüne laden zum Dialog am 26. März in Gelsdorf ein

Derzeit steht die Ausweisung zahlreicher Neubaugebiete und Gewerbegebiete auf der Agenda der Gemeinde Grafschaft. Als ganz besonders kritisch sehen die Grünen in der Grafschaft und in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes Gelsdorf an, wie sie mitteilen. Im Rahmen der Aktion „Das grüne Ohr“ möchten sie zuhören, diskutieren und informieren über die Flächenversiegelung und deren Folgen für Umwelt und Natur, den Hochwasserschutz und die Landwirtschaft. Dazu laden die Grünen die Bürger zum Dialog am Samstag, 26. März, von 10 bis 14 Uhr vor dem Norma-Markt in Gelsdorf ein.

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