Zäher Baufortschritt, fehlende Genehmigung
Zäher Baufortschritt, fehlende Genehmigung: „Flohkiste“ in Königsfeld sorgt weiter für Frust
Von außen sieht es beim Erweiterungsbau der „Flohkiste“ gut aus, doch es fehlt noch immer die Betriebserlaubnis fürs Obergeschoss.
Hans-Josef Schneider

Im Umfeld der „Flohkiste“ rumort es kräftig. Die Erweiterung der gleichnamigen Kindertagesstätte in Königsfeld bringt viele zur Verzweiflung.

Das sind nicht nur die stimmberechtigten Mitglieder des Zweckverbandes Kindergarten Dedenbach-Königsfeld-Schalkenbach, die immer wieder schweren Herzens Rückschläge hinnehmen müssen. Das betrifft auch die Eltern, die bei der jüngsten Versammlung des Zweckverbandes einen Fragekatalog vorlegten und von zuständiger Seite klaren Wein eingeschenkt bekommen wollten.

„Die Stimmung in der Elternschaft ist auf dem Nullpunkt“, hieß es vonseiten des Elternbeirats. „Die Unruhe wächst, Gerüchte verbreiten sich rasant, die Eltern brauchen klare Antworten.“ Frustration pur bei der Kita-Leitung: „Seit sieben Jahren zehren wir nur von Notlösungen. Oft waren wir kurz davor, und dann war es doch wieder nichts. Uns geht langsam die Luft aus.“ Thomas Weber, Ortsbürgermeister von Schalkenbach, ist es auch allmählich satt. „Wir müssen endlich mal fertig werden. Manches der zahlreichen Probleme ist auch dadurch entstanden, dass wir es überm Knie gebrochen haben.“

An jedem Tag eine Hiobsbotschaft

Die Gründe für den enormen Zeitverzug und die damit einhergehenden Kostensteigerungen sind vielfältig. Schon bei der Haushaltsberatung im Mai vor einem Jahr hieß es: „Derzeit überschlagen sich die Ereignisse, kein Tag vergeht ohne eine neue Hiobsbotschaft. Abläufe sind massiv gestört, ein Ausfall zieht den nächsten nach sich. Neben wachsenden Lieferengpässen sind auch personelle Probleme an der Tagesordnung. Letztlich erhöhen sich die Kosten, und der Zeitplan muss ständig angepasst werden.“

In der Haut von Architekt Frank Unger möchte man nicht stecken. Als Überbinger negativer Nachrichten hat er denkbar schlechte Karten. Er muss nicht nur den zögerlichen Baufortschritt begründen, er konfrontierte die Versammlung auch immer wieder mit eingetretenen und meist unvermeidlichen Kostensteigerungen. Zum Vergleich: Die Baukostenberechnung lag bei rund 1,528 Millionen Euro, der Baukostenanschlag schon bei 2,14 Millionen, die letzte valide Berechnung beläuft sich auf 2,242 Millionen Euro. Und das ist noch nicht das Ende, da noch einige Arbeiten und Abrechnungen ausstehen.

Planungen mehrfach geändert

Ein wesentlicher Grund für die Abweichungen von ersten Kostenermittlungen besteht darin, dass wegen des Anstiegs bei den Kinderzahlen mehr Platz benötigt und daher die Räumlichkeiten im Obergeschoss komplett ausgebaut wurden. Zudem wurden die Planungen mehrfach verändert. 2021 hatte man noch mit einer Inbetriebnahme des Umbaus im April 2022 spekuliert. Aus jetziger Sicht dürfte sich dieser Termin bis zum Frühjahr 2024 hinauszögern. Denn zu allem Überdruss machte jetzt auch noch die zuständige Baubehörde einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.

Die Baugenehmigung für die Nutzung des Erdgeschosses wurde 2020 durch die Kreisverwaltung Ahrweiler erteilt. Hierin wurde bereits auf zukünftige Anforderungen für den Ausbau des Obergeschosses hingewiesen. Im Vorfeld wurden umfangreiche Abstimmungen zwischen dem Architekten und der Brandschutzdienststelle bei der Kreisverwaltung getroffen. Der Bauantrag für den Ausbau des Obergeschosses folgte im Mai 2021. Die geforderten und umfangreichen ergänzenden Unterlagen wurden nachgereicht. Die Genehmigung erfolgte Ende September 2023.

Immer noch Mängel

Die hierin enthaltenen Anforderungen für die Ausbildung der Treppenraumwände und an die Ausbildung des Treppenraumes entsprachen wohl nicht den ursprünglichen Abstimmungen zwischen Architekt und Brandschutzdienststelle. Bei der Bauzustandsbesichtigung mit der Kreisverwaltung Ahrweiler am 10. November wurden diese Punkte weiterhin beanstandet. Eine mangelfreie Bauabnahme ist allerdings Voraussetzung für die Nutzung des Obergeschosses und somit auch für die Erweiterung der Betriebserlaubnis.

Nach einer lebhaften Diskussion wurde beschlossen, dass man sich vorerst nicht weiter mit der Schuldfrage beschäftigen will, sondern nach einer Lösung suchen sollte. Und die soll in Gesprächen zwischen dem Architekten, der VG-Bauabteilung und der zuständigen Behörde des Kreises möglichst zeitnah gefunden werden. Auf den Weg gebracht wurde die Bestellung einer geforderten Brandschutztür im Kita-Altbaubereich. Beauftragt wurden zudem die Lieferung und das Aufstellen einer Mastleuchte im Bereich der Parkplätze unterhalb des Außengeländes, ein Holzzaun als Absturzsicherung an der Zuwegung zu den Parkplätzen, die Ergänzung des Gittermattenzaunes zum Nachbarn und das Anbringen einer zusätzlichen Außenzapfstelle. Ansonsten sind die Bauarbeiten abgeschlossen – abgesehen von geforderten Nachbesserungen im Sinne des Brandschutzes.

Verzögerungen beim Etat

Verzögert hat sich aus nachvollziehbaren Gründen die Verabschiedung des Etats für 2023. Der Ergebnishaushalt schließt mit einem Überschuss von 33.000 Euro, der Finanzhaushalt mit einem positiven Saldo von 40.000 Euro ab. Abzüglich der Tilgungsleistungen verbleibt ein Betrag von 651 Euro. Für die Erweiterung ist ein Betrag von 719.000 Euro eingestellt. Aus Haushaltsresten von Vorjahren stehen weitere Mittel in Höhe von 181.000 Euro zur Verfügung. Finanziert wird dies mit Zuwendungen vom Land (422.000 Euro) und vom Kreis (260.000 Euro) sowie mit liquiden Mitteln (121.000 Euro), einer Übertragung der Kreditermächtigung (60.000 Euro) sowie einer Kreditaufnahme von weiteren 47.000 Euro.

Die voraussichtliche Umlage der Ortsgemeinden beläuft sich auf 234.468 Euro, die sich wie folgt aufteilt: Schalkenbach 68.071 Euro (27 Kinder), Königsfeld 100.846 Euro (40 Kinder) und Dedenbach 65.550 Euro (26 Kinder). Seitens der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ist eine Kostenbeteiligung von rund 12.000 Euro vorgesehen.

Maximale Auslastung liegt bei 145 Kindern

Seit Mai kann zumindest das Untergeschoss des Erweiterungsgebäudes genutzt werden. Die Zahl der Plätze erhöhte sich dadurch von bislang 81 auf 105 Plätze. Die Krippengruppe konnte bereits die neuen Räumlichkeiten im Untergeschoss des Erweiterungsbaus beziehen. Hier stehen den Kindern ein Gruppenraum sowie ein Schlafraum zur Verfügung. Eine nochmalige Aufstockung der Kinderzahlen erfolgte im September zum Start des neuen Kindergartenjahres. Seither können in der Einrichtung 121 Kinder betreut werden (sieben U2-Plätze mit 9,5 Betreuungsstunden, drei U2-Plätze mit sieben Betreuungsstunden, 65 Plätze Ü2 mit 9,5 Betreuungsstunden und 46 Ü2-Plätze mit sieben Betreuungsstunden).

Derzeit besuchen 104 Kinder die „Flohkiste“. Das zur Betreuung dieser Kinder erforderliche Personal steht zur Verfügung. Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Räume im Obergeschoss kann die vorübergehend in der Mensa untergebrachte Gruppe in den Anbau wechseln, sodass auch im Altbau sämtliche räumlichen Kapazitäten wieder effizienter genutzt werden können. Weiterhin ist eine Aufstockung der Plätze möglich. Laut Kreisjugendamt würden dann bei maximaler Vollauslastung 145 Plätze zur Verfügung stehen. hjs

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