Ahrtal-Helfer Wilhelm Hartmann hat Helferdorf an seine Heimatstadt verkauft
Wohnanlage aus dem Ahrtal zieht um: „Wilhelmshafen“-Container helfen jetzt in Fulda
Nicht ohne Stolz auf seine Hilfsaktion schwingt Wilhelm Hartmann im August 2021 im Containerdorf „Wilhelmshafen“ den Besen.
Frank Bugge

Einer der bekanntesten freiwilligen Fluthelfer im Ahrtal, der hessische Landschaftsbauunternehmer Wilhelm Hartmann, hat 40 Container seiner einstigen Ahrtalhelfer-Wohnanlage nach Fulda verkauft. Auch dort sollen sie Menschen eine Obhut geben.

Die Container bilden auf einem Gelände des Landes Hessen an der Daimler-Benz-Straße, das als Busparkplatz von der RhönEnergie Fulda genutzt wird, ein Flüchtlingscontainerdorf, in dem laut Mitteilung der Domstadt temporär rund 100 Personen Platz finden können. Das innenstadtnahe Containerdorf solle andere öffentliche Gemeinschaftsgebäude als Unterkünfte ablösen und erübrigen. Es soll enge Kontakte zur Hochschule nebenan geben, wo unter anderem die Verpflegung der Geflüchteten in der Mensa erfolgen könnte.

Die 40 beheizbaren Container stammen aus dem Ahrtal, wo sie von Hartmann nach der Flutkata-strophe im Sommer 2021 zur Soforthilfe für Hochwasserbetroffene zunächst auf dem Sportplatz Walporzheim aufgestellt wurden. Weil der Standort nicht flutsicher war, mussten das „Wilhelmshafen“-Dorf und das benachbarte, ebenfalls von Hartmann initiierte Spenden-Baustoffzelt „Kaiser“ zur Jahreswende ins Gewerbegebiet nach Grafschaft-Ringen umziehen.

Bereits im Juli musste auf Beschluss des Kreistages vom Mai gegen den energischen Protest von Helfern und Betroffenen beide Einrichtungen geschlossen und zurückgebaut werden. Hartmanns Rechnungslegung sei unklar, die Finanzierung durch den Kreis nicht mehr möglich, so die Begründung von Landrätin Cornelia Weigand, der sich der Kreistag angeschlossen hatte.

Kaufpreis bleibt im Dunkeln

Die Stadt Fulda hat nach eigenen Angaben die Wohn-, Dusch- und Sanitär- sowie Gemeinschaftscontainer „erworben und wird sie an den Landkreis Fulda vermieten“, der für die Flüchtlinge zuständig ist. Laut „Osthessen-News“ wollten weder Hartmann noch die Stadt den Kaufpreis nennen. „Es haben faire Gespräche stattgefunden“, zitiert das Onlineportal die Kommune.

Die Wohncontainer hatte Hartmann von einem Landwirt aus Südhessen bekommen, dessen Erntehelfer darin gewohnt hatten. Mit 18 Lastwagen plus Kran wurden sie an die Ahr geschafft. „Der Fuldaer Gärtner bürgt erst einmal für die 155.000 Euro, die das Dorf kostet“, berichtete die RZ Ende August 2021, als die Aufbauarbeiten in Walporzheim anliefen. Hartmann zeigte sich sicher, dass er auf den Kosten nicht sitzen bleibt. Das 70 mal 16 Meter große Dach sollte von einer Firma aus Luxemburg spendiert und aufgebaut werden.

Immer wieder zum Spenden ermuntert

Nach dem Ende im Ahrtal hat Hartmann auf seiner Facebook-Seite „Sei ein Hartmann“ mit rund 31.000 Followern immer wieder zum Spenden ermuntert. „Ein historisches, uneigennütziges Hilfsprojekt ist leider zu früh zu Ende gebracht worden. Da die Rückbaukosten nicht von der Kreisverwaltung Ahrweiler übernommen werden, könnt Ihr hier unterstützen. Mehr als 20.000 Übernachtungen, unzählige Herzensmenschen und unermessliche Hoffnung kam so vielen Betroffenen der Ahrtalflut zugute“, ergänzt der Fuldaer Unternehmer.

Mit einem mehr als 18 Minuten langen Video hat Hartmann vom Besuch des hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU) beim Aufbau darüber berichtet, dass sich der „Wilhelmshafen“ nun in Fulda „wiederfindet“. Zum Abschluss ließ er ein Exemplar des Ahrtal-Helferbuches „Wegen dir bin ich hier“ seines Freundes Markus Wipperfürth an den Minister übergeben.

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